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Restaurantbesitzer in SorgeEr beobachtet neues Verhalten der Gäste – das hat auch einen Grund

Eine Rechnung mit Umsatzsteuer und Mehrwertsteuer liegt auf der Speisekarte eines Restaurants.

Die Erhöhung der Mehrwertsteuer in der Gastronomie hat vielen Restaurants Umsatzeinbrüche eingebracht. Essen gehen ist für viele Menschen mittlerweile ein Luxus geworden (Symbolfoto von November 2023).

Die Preissteigerungen in den Restaurants haben das Verhalten von Verbraucherinnen und Verbrauchern stark beeinflusst. Das merken auch die Gastronominnen und Gastronomen.

Beim Anblick der Preise in Restaurants müssen viele Menschen erst mal schlucken...Dort zu lesen unter anderem: Schnitzel für fast 30 Euro, Fisch für über 25 Euro und eine Portion Pommes für sechs Euro. Um nur einige Beispiele zu nennen. In vielen Großstädten – und sicherlich nicht nur dort – sind die Restaurantpreise eher abschreckend.

Gründe für die Teuerung? Eine Mischung aus vielen. Neben Inflation, hohen Energiekosten und gestiegenen Lebensmittelpreisen beklagen die Gastronominnen und Gastronomen auch die Anpassung des Steuersatzes auf 19 Prozent für Speisen. Bis Ende 2023 waren es noch sieben Prozent. Ein deutlicher Sprung nach oben. 

Preissteigerung: Restaurantbesitzer stellt neues Verhalten der Gäste fest

Menschen aus der Gastronomie hatten gegenüber „Focus“ schon häufiger über Umsatzeinbußen berichtet. Nun erzählt ein Gastronom aus Bad Tölz von einer neuen Entwicklung, die er bei seinen Gästen festgestellt hat. 

„Das Mittags- und Abendgeschäft läuft nach wie vor gut“, sagt Steven Schmager, Betriebsleiter von „Papas Kesselhaus“ in Bad Tölz gegenüber Ippen Medien. Allerdings gibt es eine wichtige Änderung. „Die Leute bleiben abends nicht mehr länger sitzen, sondern gehen gleich, nachdem sie fertig gegessen haben.“

Laut Schmager liege das Nachtleben generell brach. Vor allem am Wochenende verzichte er deshalb auf längere Öffnungszeiten. Schuld an dieser Entwicklung seien aber nicht die Preise, sondern auch die Folgen der Pandemie. Während der Corona-Krise waren Restaurants für den Verzehr vor Ort geschlossen. Die Restaurants stellten auf Lieferservice um und konnten so die Umsatzeinbußen zu Beginn der Pandemie abfedern.

Was Kellner bereits „Focus online“ sagten, bestätigt nun auch Schmager. Gäste würden zwar weiterhin Essen bestellen, auf das zweite Getränk werde dabei allerdings verzichtet.

Tatsächlich zeigt sich auch in München: Oftmals gibt es nach 21 Uhr keine warme Küche. Angelos Giannou, Koch in einer griechischen Taverne in München sagt gegenüber „Focus online“: „Wenn wir keine Tischreservierungen haben oder nur vier Gäste im Restaurant sitzen, schließen wir sonntags die Küche früher.“ Schuld sind dabei auch die hohen Personal- und Energiekosten. „Ist nicht viel los, dann muss man das nicht unnötig in die Länge ziehen.“

Preisanstieg: „Für viele Menschen ist Essen gehen zum Luxus-Thema geworden“

Bei Eltern mit Kindern kristallisiert sich gleichzeitig ein Spar-Trend. „Da gibt es Familien – zwei Erwachsene, zwei Kinder – die bestellen zwei Portionen. Die Kinder bekommen jetzt nichts Eigenes“, sagt Tung Truong, Geschäftsführer eines Cafés in Scharbeutz (Schleswig-Holstein).

In Restaurants und Cafés gilt seit Jahresbeginn für Speisen der normale Mehrwertsteuersatz von 19 Prozent. Während der Corona-Krise war dieser von der Bundesregierung auf sieben Prozent gesenkt worden. Die Gastronomen senkten damals aber nicht die Preise, sondern wollten mit dem niedrigen Steuersatz den Umsatz halten. Mit der Anpassung haben die Betriebe seit Anfang des Jahres saftige Preiserhöhungen vorgenommen.

Das spüren die Restaurants inzwischen. „Im Moment sind die Umsätze noch etwas hinter dem Vorjahr und auch noch hinter dem Vergleichsjahr 2019“, sagt Oliver Kasties, Hauptgeschäftsführer des Hotel- und Gaststättenverbandes Dehoga in Hessen.

Das Bestellverhalten der Gäste sei verhaltener geworden. Und: „Für viele Menschen sei Essengehen zum ‚Luxus-Thema‘ geworden, das nimmt noch gefühlt zu.“ Geplante Veranstaltungen wie Geburtstagsfeiern oder Familientreffen würden kleiner ausfallen, gespart werde auch an den Getränken.

„Die Leute bestellen weniger“, sagt auch Eva Schubert, Kellnerin aus München. „Ein drittes Bier bestellt kaum einer. Nach dem zweiten Glas ist Schluss, wenn überhaupt.“ Das sei im Vorjahr noch anders gewesen. „Die schauen zuerst auf die Preise, dann auf das Gericht und wählen dann aus, was ihnen schmeckt“, so die Kellnerin.

Gastronomie in der Krise: Teure Gerichte werden kaum noch bestellt 

Teure Steaks oder Fischgerichte verkaufen sich kaum noch, Schnitzel und Gemüsepfannen gehen noch gut. „Das Schnitzel kostet bei uns schon 28 Euro. Ich frage mich oft, warum die Leute das bezahlen. Das sind doch 56 Mark.“

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Der Umsatz würde auch deshalb zurückgehen, weil die Gäste keine Vorspeisen oder Desserts mehr bestellen würden. Deshalb würden auch die Chefs auf die Sparbremse treten. Die Heizungen laufen nicht mehr auf Hochtouren, in den Toiletten würde eine günstigere Handseife verwendet, und wenn eine Glühbirne hinter der Bar kaputtgehe, werde sie einen Monat lang nicht ausgewechselt.

„Wir schenken auch keinen Schnaps mehr umsonst aus“, verrät die Kellnerin. „Wer früher eine hohe Rechnung hatte, hat bei uns immer einen bekommen.“ Das rentiere sich aber nicht mehr. „Die Leute würden ja dann noch weniger bestellen.“

Das Original zu diesem Beitrag „Restaurantbesitzer klagt über das Verhalten der Gäste“ stammt von „Focus online“.