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Erst „Hambi“, jetzt „Grembi“Wald-Demo in Köln – Natur soll Großprojekt A4-Ausbau weichen

Eine Gruppe von Menschen läuft durch einen Wald.

Rund 300 Menschen waren am Sonntag (28. April 2024) beim Waldspaziergang der Initiative „Gremberger Wäldchen bleibt“ zum Erhalt des Gremberger Wäldchens dabei. 

In Köln formiert sich Widerstand gegen die Pläne, einen Wald auf Kosten eines Bauprojekts zu roden.

von Adnan Akyüz (aa)

Wald oder Autobahn? Das ist hier die Frage! Der Staat will die A4 in Köln ausbauen. Dafür soll das Gremberger Wäldchen teilweise gerodet werden. Die Initiative „Gremberger Wäldchen bleibt“ ist dagegen und hat am Sonntag (28. April 2024) friedlich gegen die Pläne protestiert. Beide Seiten haben ihre Argumente.

Den Ausbau der Infrastruktur auf Kosten des Naherholungsgebiets will die Kölner Initiative nicht akzeptieren. Der Staat, also die zuständige Autobahn GmbH des Bundes, sieht den Ausbau aufgrund des Verkehrsaufkommens aber als dringend notwendig.

Köln: Gremberger Wäldchen soll für Ausbau von Autobahn gerodet werden

Zu dem Waldspaziergang am Sonntag sind laut der Initiative rund 300 Menschen gekommen. Sie fordern den Erhalt des Waldes mit seiner Flora und Fauna.

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Das Gremberger Wäldchen, zwischen Gremberg, Vingst und Poll gelegen, soll in Teilen für einen achtspurigen Ausbau der Autobahn A4 gerodet werden. Auch die Rodenkirchener Brücke soll abgerissen und breiter neu gebaut werden, wofür laut der Initiative auch Wohngebiete und Kleingarten-Anlagen weichen müssten.

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Klares Ziel der Kölner Initiative: Die Zerstörung von Naherholungsräumen verhindern und nicht noch mehr Autoverkehr inmitten der Klimakrise. In einer Mitteilung fordern sie von der Stadt Köln „ein klares Bekenntnis gegen die Pläne der Autobahn GmbH und des Bundesverkehrsministeriums“.

Das Ausbau-Projekt der Autobahn GmbH heißt „A4plus“. Als Gegenstück ist zudem die Initiative „A4Minus“ entstanden, die mit der Gremberger Initiative ein Bündnis gebildet hat. Mitglied Petra Heller sagt: „Der Wald hat eine einzigartige Flora und Fauna und ist als Schutzgut deklariert. Er darf dem Autobahnausbau nicht geopfert werden.“

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Ebenfalls vom Ausbau betroffen wäre laut der Initiative der Gedenkort zum ehemaligen „Krankensammellager“, einem Barackenlager, in dem von 1942 bis 1945 Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter gefangen gehalten und viele von den Nazis ermordet wurden. „Der Ort ist gerade in Zeiten des Rechtsrucks unersetzbar, wir brauchen die Erinnerung, um heute für eine Gesellschaft frei von Rassismus und Antisemitismus kämpfen zu können“, hieß es an der Gedenkstätte.

Der Ausbau der Autobahn A4 steht auf der Prioritätsliste des Bundesverkehrsministeriums mit über 100 anderen Straßenbauprojekten. „Statt noch mehr Asphalt braucht es einen Ausbau der Schiene und einen öffentlich finanzierten ÖPNV für alle“, sagt Karina Heuer von „Gremberger Wäldchen bleibt“.

Eine Klage gegen das Vorhaben habe die Initiave noch nicht eingereicht, wie Karina Heuer auf Anfrage von EXPRESS.de erklärt. Sie sagt: „Juristische Schritte sind eine der vielen Optionen, die wir in Erwägung ziehen, in den nächsten Monaten in Angriff zu nehmen. Das ist jedoch noch nicht entschieden.“

Juristische Anknüpfungspunkte gebe es in jedem Fall, da der Wald als schützenswert deklariert ist, Grundstücke in Privatbesitz betroffen wären und das Bundesverfassungsgericht Klimaschutzmaßnahmen prinzipiell Grundrechtsstatus zuerkannt hat, so die Aktivistin.

Die Autobahn GmbH hingegen sieht den Ausbau als dringend notwendig an. Für das Projekt hat die Behörde eine eigene Internetseite erstellt. Da heißt es etwa, dass die sechs Spuren der A4 zwischen dem Autobahnkreuz Köln-Süd und dem Autobahnkreuz Köln-Gremberg dem gegenwärtigen Verkehrsaufkommen nicht mehr gewachsen sind.

Eine systematische Engpassanalyse habe ergeben, „dass der Streckenabschnitt sehr stauanfällig ist.“ Schon heute könne das sehr hohe Verkehrsaufkommen mit der aktuell sechsspurigen Autobahn nicht mehr sicher und leistungsfähig bewältigt werden.

Den Ausbau begründet die Autobahn GmbH mit einer Verkehrsprognose. „Die Verkehrsmenge auf der bereits überlasteten Strecke wird zukünftig noch einmal deutlich ansteigen“, heißt es.

In einer Straßenverkehrszählung aus dem Jahr 2018 wurden bis zu 135.000 Kraftfahrzeuge (Kfz) pro Tag zwischen dem Autobahnkreuz Köln-Süd und der Anschlussstelle Köln-Poll ermittelt. Zudem würde ohne den Bau einer zusätzlichen Rheinquerung zwischen Köln und Bonn, die verkehrliche Belastung auf der Rodenkirchener Brücke weiter zunehmen.

Die Beispielrechnung der Autobahn GmbH: Im Jahr 2030 mit einer beispielhaften nördlichen Rheinquerung bei Köln-Godorf auf bis zu 139.800 Kfz pro Tag und mit einer beispielhaften südlichen Rheinquerung bei Niederkassel sogar auf bis zu 146.100 Kfz pro Tag. Die Verkehrsbelastung steigt dann 2030 auf bis zu 158.700 Kfz pro Tag.

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Ein Fahrbahnausbau sei deshalb dringend notwendig, um den zunehmenden Verkehr in der Region langfristig aufnehmen zu können. Auch der geplante Neubau einer zusätzlichen Rheinquerung südlich von Köln – der Rheinspange 553 – würde demnach den wachsenden Bedarf im Kölner Süden alleine nicht auffangen, teilt die Autobahn GmbH mit.

Die Aktivistinnen und Aktivisten wollen sich aber weiter für den Erhalt des Gremberger Wäldchens und der Gedenkstätte einsetzen. Als Nächstes plant die Initiative dort ein Sommerfest am 15. Juni ab 11 Uhr.