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Circus RoncalliEine Legende in Köln: Hinter den Kulissen von Bernhard Pauls Traumfabrik

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„Circus Roncalli“, längst eine Legende. Gerade gastiert der Zirkus in Köln – Chef Bernhard Paul hat EXPRESS.de mit hinter die Kulissen genommen.

von Alexandra Miebach (mie)

Es duftet nach Popcorn, gebrannten Mandeln und Flammkuchen. Eine Note frisch gebrühter Kaffee liegt in der Luft. Nein, wir sind nicht auf dem Weihnachtsmarkt – ist ja Frühling.

Wir sitzen im „Café des Artistes“, dem historischen Café-Wagen des Circus-Theaters Roncalli. Zusammen mit Zirkuschef Bernhard Paul (76) darf EXPRESS.de einen Blick hinter den roten Vorhang der Manege werfen – und Zirkusluft mal anders schnuppern, hinter den Kulissen (siehe auch Bildergalerie oben).

Circus Roncalli: Vorreiter und Legende zugleich

„Früher roch es im Zirkus nach Pferdeäpfeln, Raubtieren und dem billigen Parfüm der Artisten. Dazu ein Hauch frisch gemähter Rasen und der Geruch der Sägespäne“, erinnert sich Bernhard Paul. Seit 48 Jahren ist die Zirkuswelt sein Zuhause.

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Und in dieser Zeit habe sich alles daran grundlegend verändert: „Ein Zirkus ohne Tiere war gar nicht möglich. Ich hatte drei Elefanten, die größte gemischte Raubtiergruppe in einem Zirkus, jede Menge Pferde. Heute sind wir tierfrei.“

Warum? „Nicht, um damit Tierschutzorganisationen zu gefallen“, betont er. Aber: Früher hätten Zirkusse immer auf Wiesen gestanden. „1976, als wir das erste Mal in Köln waren, standen wir auf der Uni-Wiese. Heute stehen wir hier auf dem Neumarkt. Der Boden ist asphaltiert, es ist laut“, sagt der Chef vom Circus Roncalli, der im April 2024 umjubelte Premiere in Köln feiert, bis zum 26. Mai hier gastiert. Und das wolle er keinem Tier zumuten.

Die letzten Tiere, es waren Ponys, haben Roncalli 2018 verlassen. Seitdem nennt Bernhard Paul seinen Zirkus auch „Circus-Theater“. Ganz ohne tierische Attraktionen geht es aber dann doch nicht. Bloß sind die Tiere, die man heute noch im Programm bei Roncalli sieht, Holographien.

Die Idee kam Paul nach dem Super Bowl 2018. „Da ist Justin Timberlake zusammen mit Prince aufgetreten, nur dass Prince ja schon viele Jahre tot war. Es war ein Hologramm von Prince und ich dachte mir, dass wir das auch in den Zirkus holen können.“

Ob Elefanten oder Pferde aus Sternenstaub, sie alle drehen nun eben als Illusion ihre Runden in der Manege. „Eine Bereicherung“, findet Bernhard Paul. Seine Tochter Lili Paul-Roncalli mischt akrobatisch in der Manege mit und hat 2020 „Let's Dance“ gewonnen. „Das Publikum hat das sehr gut angenommen und inzwischen wurden die Hologrammtiere von Zirkussen weltweit kopiert.“

Lili Paul-Roncalli 2024 in Köln

Akrobatik pur! Lili Paul-Roncalli, „Let's Dance“-Gewinnerin von 2020, verbiegt sich im April 2024 in der Manege des Circus Roncalli in Köln. 

In zwei Jahren steht das große Jubiläum bei Roncalli an. Dann feiert das Circus-Theater seinen 50. Geburtstag – u. a. mit einer TV-Doku, Büchern und – klar – auch einer ganz besonderen Jubiläumsshow, an der jetzt schon gefeilt wird. „Vielleicht komme ich auch als Clown Zippo zurück“, deutet der Zirkusdirektor an. Ein Comeback, das viele Fans freuen würde.

„Der Zirkus wird picobello hergerichtet, es wird viele Überraschungen geben. Mein Lebenswerk wird 50. Das werden wir zelebrieren.“ Ob der 76-Jährige schon mal darüber nachgedacht hat, sich ganz aus dem Zirkusgeschäft zu verabschieden?

„Ich bin Künstler. Als Künstler hört man nicht auf. Die Rolling Stones sind älter als ich und touren immer noch. Künstler bleibt man bis zum Tod.“ Seine Nachfolge sei aber geklärt. Die Kinder Vivian, Lili und Adrian, die jetzt alle schon mitarbeiten, werden übernehmen – damit der Zirkus in der Familie bleibt. Denn das ist der Circus Roncalli eben auch für alle, die dort mitwirken: Eine Familie – und das soll so bleiben.