Die Lage in Afghanistan bewegt auch den Kölner Komiker Faisal Kawusi zutiefst. Seine Eltern mussten das Land 1989 als politische Flüchtlinge verlassen.
Eltern flüchteten aus AfghanistanKölner Komiker fordert von Bundesregierung jetzt das „Mindeste“
Köln. Das Schicksal der Zivilbevölkerung in Afghanistan, die Todesangst der sogenannten Ortskräfte der abgezogenen Bundeswehr, die Bilder von Menschen, die sich an Flugzeuge klammern: Auch Faisal Kawusi (30) ist erschüttert über die Lage in dem Herkunftsland seiner Eltern.
„Die Situation ist unfassbar brenzlig und verzweifelt“, sagte der in Köln lebende Komiker der Deutschen Presse-Agentur. Das Mindeste, was die Bundesregierung jetzt tun könne, sei die großzügige Aufnahme von Flüchtlingen. „Wir reden hier nicht von einer Million Menschen, wir reden von ein paar tausend Leuten, die da vielleicht noch rauskommen.“
Faisal Kawusi: Eltern des Kölner Comedian mussten aus Afghanistan flüchten
Kawusi, der einem großen Publikum auch bei Shows „Let’s dance“ oder „The Masked Singer“ bekannt wurde, warf der Bundesregierung vor, Warnungen vor einem schnellen Sieg der Taliban, wie sie etwa vom deutschen Botschafter gekommen seien, in den Wind geschlagen zu haben. Chaos sei die Folge. Dazu habe auch die gewählte afghanische Regierung beigetragen, die durch und durch korrupt gewesen sei. Seine Hoffnung sei jetzt, dass sich die Taliban gemäßigter verhalten würden als früher. „Die Taliban hoffen ja auch auf die Unterstützung des Auslands und wollen dort ein langfristiges Regime aufbauen“, sagte Kawusi.
Kawusis Vater war in Afghanistan Beamter, seine Mutter war Lehrerin. Als politische Flüchtlinge gelangten sie 1989 über Pakistan und Indien nach Deutschland. „Ich bin '91 hier geboren worden und aufgewachsen. Natürlich war das Thema Afghanistan immer präsent.“ Nach der ersten Machtübernahme der Tailban Mitte der 90er Jahre seien auch viele andere Verwandte von ihm geflüchtet, teils nach Indien, teils nach Deutschland. „Ich bin mit dem Thema erwachsen geworden.“
Er selbst habe eine deutsche und eine afghanische Identität, sagte Kawusi. „Aber in erster Linie bin ich einfach Faisal.“ Deutsch an ihm sei seine Vorliebe für Genauigkeit, gute Organisation und Zahlen: „Ich bin gelernter Bankkaufmann.“ Afghanisch sei seine Gastfreundschaft. „Bei mir zu Hause gab's noch niemanden, der sich nicht wohl gefühlt hat.“ (dpa/jan)