Die Baller League, von den Fußball-Stars Lukas Podolski und Mats Hummels ins Leben gerufen, soll den Straßenfußball zurückbringen. Tausende Menschen schauen sich das Spektakel an, es gibt jedoch auch Kritik.
„Virus“, „Kirmesliga“Heftiger Streit um Poldis Baller League entbrannt – das sagen die Kölner Vereine
Die Baller League von den Fußball-Weltmeistern Lukas Podolski und Mats Hummels sorgt für viel Gesprächsstoff im Amateurbereich. In der neuen Liga, bei der in einer Halle in der Motorworld in Köln zwölf Teams jeweils montags gegeneinander antreten, spielen meist junge Spieler aus den Amateurklassen in einem Mix mit ehemaligen Profis gegeneinander und kämpfen um den Einzug ins „Final Four“ im April.
Am Montag (19. Februar 2024) wurde der fünfte Spieltag ausgetragen – die zehntausenden Fans an den Bildschirmen konnten dabei im Stream auf der Plattform Twitch unter anderem ehemaligen Bundesliga-Spielern wie Konstantin Rausch, Moritz Leitner, Aaron Hunt oder Richard Sukuta-Pasu beim Kicken zu sehen. Aber eben nicht nur denen – und das sorgt für mächtig Ärger bei einigen Vereinen in der Region.
Baller League in Köln: Vereine aus der Region auf dem Baum
Die Teams in der Baller League werden von prominenten Personen der Öffentlichkeit gemanagt: Neben der fußballerischen Expertise von beispielsweise Lukas Podolski („Streets United“), Christoph Kramer („Golden XI“), Max Kruse („Hollywood United“) oder den Bundesligaspielerinnen Selina Cerci und Jule Brand („Las Ligas Ladies“) sind auch Stars aus fußballfremden Sparten für einzelne Teams verantwortlich.
So treten zum Beispiel Comedian Felix Lobrecht und Rapper Kontra K als Manager von „Beton Berlin“ in Erscheinung, die Streamer MonataBlack und Sascha Hellinger („Gönrgy Allstars“) sowie Trymacs („Hardstuck Royale“) sind ebenfalls für einzelne Teams verantwortlich. Durch die verschiedenen Sparten der Team-Manager spricht die Baller League ein durchmischtes, vor allem junges Publikum an.
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Dass jedoch nicht nur Altstars der Bundesliga in den zwölf Teams auflaufen können, sollte klar sein – ein klassisches Hallenturnier von Traditionsmannschaften ist in der Baller League nicht zu finden. Die Teams bestehen hauptsächlich aus ambitionierten Amateurfußballern, die in ihren Heimatvereinen von der Kreisliga (allerdings nur sehr wenige) bis in die Regionalliga aktiv sind und sich durch die Baller League erstmals in ihrer Karriere einem breiten Publikum präsentieren können.
Die Rückrunde der Amateurklassen hat seit wenigen Wochen wieder begonnen, in der Rückrunde geht es für die Teams in den verschiedenen Ligen wieder um Auf- und Abstiege, Meisterschaften und schmerzhafte Niederlagen – und um den Einzug ins „Final Four“ der Baller League?
Da die Spiele der Liga von Hummels und Podolski in der Motorworld ausgetragen werden, kommen viele der Baller-League-Kicker auch aus Köln und der Region. Das Engagement ihrer Spieler in der neuen Liga gefällt dabei bei weitem nicht jedem Verein.
Köln und Region: Vereine schmeißen Spieler wegen Baller League raus
Der FV Bonn-Endenich kämpft derzeit um den Klassenerhalt in der Mittelrheinliga, der fünfthöchsten Spielklasse. Gleich sechs Spieler sind neben ihres Engagements beim Bonner Club auch in der Baller League aktiv, der Verein hat am vergangenen Wochenende nun drastische Konsequenzen gezogen.
Von fünf Spielern trennte sich der FVE, darunter der Kapitän und weitere Leistungsträger. Sportdirektor Markus Köppe bezeichnete die Baller League im Zuge eines Statement-Videos als „Virus“, der sich durch die gesamte Kabine gezogen habe. „Einen der Jungs haben wir gefragt: Gegen wen spielen wir am Sonntag? Der konnte mir darauf keine Antwort geben. Und da hört es dann auf“, sagt der FVE-Sportdirektor weiter. Dazu käme die große Verletzungsgefahr beim schnellen und energisch geführten Spiel in der Halle, die der Verein nicht weiter tragen wolle.
Auch vom Siegburger SV, Ligakonkurrent von Endenich, spielten zwei Spieler in der Baller League. Der Verein trennte sich von den Akteuren, Sportdirektor Mehmet Dogan bezeichnete die neugegründete Fußball-Alternative von Lukas Podolski und Mats Hummels im „Kölner Stadt-Anzeiger“ als „Kirmesliga“, die den Betrieb der Amateurligen massiv stören würde. Auch der FC Hennef hat seinen Spielern nun verboten, weiter an der Baller League teilzunehmen.
Viele Spieler, vor allem in den höheren Amateurklassen, besitzen Verträge mit ihren Vereinen – jedoch muss auch für die Baller League ein Vertrag unterschrieben werden, der ihnen laut Angaben der Baller League GmbH 250 Euro pro Auftritt in der Kölner Halle garantiert. Der Betrag könnte in den kommenden Wochen sogar noch aufgestockt werden. „Super, dass es so etwas gibt, aber nicht mit aktuellen Vereinsspielern. Das ist was für ehemalige Profis“, sagt der Hennefer Trainer Fatih Özyurt.
Das sagen weitere Kölner Vereine zur Baller League
EXPRESS.de hat bei weiteren Vereinen nachgefragt, die Spieler in ihren Reihen haben, die auch in der Baller League zum Einsatz kommen: Greifen sie ähnlich hart durch wie Endenich, Siegburg und Co.? Von Fortuna Köln kamen bislang insgesamt vier Spieler in der neugegründeten Liga zum Einsatz, sowohl von der ersten (Regionalliga) als auch von der zweiten Mannschaft (Mittelrheinliga).
Pressesprecher Stefan Kleefisch ordnet die Situation wie folgt ein: „Wir können die Entscheidung von Endenich gut nachvollziehen. Wenn sechs Spieler aus einer Mannschaft dort mitspielen, hat das einen erheblichen Einfluss auf den eigenen Spielbetrieb und ist nicht im Sinne des Vereins. Wir haben unsere Spieler dazu aufgefordert, aktiv auf uns zuzukommen, wenn sie den Wunsch haben, dort zu kicken. Das hat bisher gut geklappt und Spielern etwas in ihrer Freizeit zu verbieten, ist natürlich schwer.“
Allerdings gäbe es eben den Unterschied mit den Vertragsspielern: „Das ist dann schon ein schwierigeres Thema. Was ich sagen kann: Wenn sechs Spieler aus einer unserer Mannschaften gleichzeitig dort gespielt hätten, hätten wir wohl auch schon einen Riegel vorgeschoben. Denn neben der Verletzungsgefahr kommt bei dem Spiel in der Halle natürlich auch eine weitere extreme Belastung zu den regulären Trainingszeiten unter der Woche hinzu“, sagt Kleefisch.
Auch von der SV Deutz kamen bereits zwei Spieler in der Baller League zum Einsatz. Die Deutzer kämpfen in der Landesliga um den Klassenerhalt – passt die Baller League da zu den wichtigen Wochen, die nun anstehen? „Unser Verein war von Anfang an involviert und wusste über den Wunsch der einzelnen Spieler Bescheid. Wir sind stolz auf unsere Spieler, die sich dort präsentieren können“, sagt Vorstandsmitglied Miriam Zaube.
Bei einer offenen Kommunikation ihrer Spieler spräche laut ihr nichts gegen eine Teilnahme an der Baller League: „Sie sind in der Bringschuld und wir haben unsere Erwartungshaltung an die Spieler dahingehend klar dargelegt. Sie informieren uns über ihre Pläne, wir unterstützen sie dabei. Bisher passt das und unseren Kampf gegen den Abstieg in der Liga hat es bislang in keiner Weise beeinflusst.“
Ähnlich sieht es auch der FC Pesch, der einen Spieler in der Baller League stellt. „Ich sehe wenig Gründe, es unseren Spielern nicht zu ermöglichen. Ich persönlich komme selbst von der Straße und finde das Format richtig geil. Erstmals bekommen Amateurfußballer solch eine Bühne, für mich bringt das viele Vorteile mit sich“, sagt Trainer Abdullah Keseroglu gegenüber EXPRESS.de.
Ob seine Spieler jetzt in ihrer Freizeit in der Soccerhalle mit Freunden oder eben in der Baller League spielen würden – da sehe der Trainer des Landesligisten keinen großen Unterschied: „In den Profiligen stellen die Mannschaften ihre Spieler in den Nationalmannschaften ab, im Amateurbereich machen wir das jetzt eben in der Baller League. Wenn die Kommunikation dabei von allen Seiten fair und transparent läuft, gibt es wenige Argumente dagegen.“
Die Baller League steckt nach dem fünften Spieltag noch in den Kinderschuhen und bietet vor allem für die Amateurkicker eine gute Plattform, ihr fußballerisches Können vor tausenden Zuschauerinnen und Zuschauern zu präsentieren. Vielen Vereinen ist das allerdings bereits jetzt ein Dorn im Auge – wie die Fußball-Verbände auf diese neue Art der „Konkurrenz“ reagieren, bleibt abzuwarten.