Volker Weininger ist als „Sitzungspräsident“ einer der beliebtesten Redner des Kölner Karnevals. Derzeit bereitet er sich auf sein Solo-Programm vor. Aber auch die Session hat er schon im Hinterkopf.
Solo-Shows in Köln„Sitzungspräsident“ Volker Weininger trainiert – beim Sport und am Glas
Ob als Büttenredner oder als Kabarettist: Volker Weininger (52) ist als „Sitzungspräsident“ der ungekrönte König im 0,2-Liter-Sprint. Am 18. und 19. Oktober 2023 geht Weininger mit seiner außergewöhnlichen Parodie auf die Langstrecke und präsentiert sein Solo-Programm im Kölner E-Werk.
Beim „Sitzungspräsidenten“ kommen die Kölsch und die Gags Schlag auf Schlag. Scharfzüngig und mit unnachahmlicher Mimik nimmt er den Sinn und Irrsinn der fünften Jahreszeit auf die Schippe. „Es gibt einfach viel zu viel, was noch nicht erzählt worden ist“, lacht Weininger, als EXPRESS.de ihn auf dem Senioren-Bewegungs-Parcours im Schatten des Rhein-Energie-Stadions trifft.
Volker Weininger: Zwei Abende Solo-Programm im E-Werk
„Man muss halt schauen, dass man sich als Sitzungspräsident sowohl am Glas als auch körperlich fit hält. Um meine Fitness stilecht zu optimieren, habe ich natürlich zwei Kölsch-Flaschen-Hanteln. Ich will mir ja nicht nachsagen lassen, dass ich nur am Glas gut trainiert wäre.“
So wie sein Alter Ego geht Weininger ins Fitnessstudio oder schwingt sich im heimischen Keller aufs Rädchen: „Ich könnte zwar deutlich fitter sein, aber Corona und gerade der zweite Lockdown hat mir gewichtsmäßig ein bisschen das Genick gebrochen. Beim ersten habe ich es noch gut hinbekommen. Beim zweiten Mal war mein Widerstand gebrochen.“
Für sein Publikum quält sich der „Sitzungspräsident“ eigentlich nicht nur beim Sport, sondern auch an der Theke seines Stammlokals: „Was soll ich sagen, mein Stammlokal hatte doch tatsächlich in den Sommerferien Betriebsferien. Das kommt einem Skandal gleich, das nicht mit mir abzusprechen, wenn ich mal sieben Wochen keine Auftritte habe“, schimpft der Präses.
Während Weininger Klimmzüge macht, verrät er, worauf sich das Publikum im E-Werk freuen kann: „Das große Thema ist die feierliche Proklamation des Prinzenpaares der ‚KG Raderdolle Spritköpp von 1493 e.V.‘. Ohne anzugeben: Das ist das gesellschaftliche Highlight des Jahres im Dorf. Für diesen Abend hat der Verein tief in die Tasche gegriffen und zum ersten Mal aus dem Kölner Karneval eine ganz große Band verpflichtet.“
Motto des „Sitzungspräsidenten“ bei ein paar Stützbieren: „Karneval darf man schließlich nicht den Amateuren überlassen.“ Um welche Band es sich handelt, wird natürlich noch nicht verraten.
Apropos Karneval und Redner: Immer wieder wird beklagt, dass der Redeanteil im Sitzungskarneval sinkt. Die Gäste wollen mehr feiern, tanzen und trinken. „Ich habe auf keinen Fall den Eindruck, dass die Leute keine Redner mehr hören wollen. Vielmehr entscheidet die Qualität, ob die Leute zuhören. Egal zu welcher Uhrzeit. Wenn du aber ein paar Minuten bis zur Pointe brauchst“, betont Weininger, „hast du die Leute verloren.“
Klasse Momente sind für den Büttenstar, wenn er lallend einen Satz anfängt und ehe er ihn beendet, die Leute schon aus dem Häuschen sind: „Ich erzeuge gerne Bilder in den Köpfen der Menschen, damit die sich die Situationen, über die ich rede, ziemlich gut vorstellen können.“
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Auf die Frage, was seine Type seit 2012 so erfolgreich macht, gerät er ins Grübeln: „Ich glaube, dass ich den Vorteil habe, dass ich als vermeintlich Betrunkener auf der Bühne stehe. Bekanntlich nimmt man betrunken Leuten Sachen nicht immer so übel, weil man davon ausgeht, dass sie es gar nicht so meinen. Darüber hinaus glaube ich, dass die Leute den Typen einfach mögen.“
Und dennoch gibt es Tabuthemen. „Man sagt ja, Satire darf alles, aber ich finde, sie muss nicht alles. Mein Stil liegt nicht unter der Gürtellinie. Ebenso mag ich es nicht, auf Kosten Schwächerer Lacher zu erzielen.“
Volker Weininger: „Ich mache eine völlig übertriebene Parodie“
Wenn der „Sitzungspräsident“ in die „Bütt“ geht, steigt der (alkoholfreie) Kölsch-Konsum schlagartig an. „In den Anfängen haben die Leute wirklich gedacht, da steht ein Besoffener auf der Bühne. Schnell wurden Stimmen laut, dass es unmöglich sei, Alkohol so zu verherrlichen und dass man sich darüber nicht lustig machen dürfe. Da kann ich nur sagen: Leute, das ist eine völlig übertriebene Parodie, die mit Alkoholverherrlichung überhaupt nichts zu tun hat.“
Bleibt eine wichtige Frage: Wer bekommt die neuen Pointen als erster zu hören? „Immer das Publikum, auch wenn ich dann supernervös bin. Ich brauche die direkten Reaktionen im Saal, denn nur das Publikum kann mir zeigen, ob meine Ideen zünden.“