96 Jahre jung, voller Humor und ganz schön weise: Kölns Sänger-Legende Ludwig Sebus feierte im Gaffel am Dom mit vielen Freunden seinen Geburtstag und gab allen eine wichtige Botschaft mit auf den Weg.
Feier zum 96. GeburtstagMit nur einem Satz: Ludwig Sebus redet ganz Köln ins Gewissen
Köln. Ludwig Sebus ist ein bescheidener Mensch. Und deshalb wird er den nächsten Satz nicht so mögen – aber es ist nun mal Fakt: Köln feiert einen Jahrhundert-Kölner.
Im Gaffel am Dom waren an diesem Sonntag (5. September) neben seiner Familie zahlreiche Freunde und Weggefährten zusammengekommen, um dem kölschen Sänger zum 96. Geburtstag zu gratulieren.
Ludwig Sebus: Jahrhundert-Kölner feiert im Gaffel am Dom
Musste die Sause zum 95. noch wegen der Pandemie ausfallen, so lagen sich jetzt viele der geimpften Gäste (2 G-Regel) in den Armen – und genossen sichtlich, endlich wieder unter Leuten zu sein, mit denen sie eines teilen: die Bewunderung für den Menschen Ludwig Sebus, der keine Geschenke haben wollte, sondern Spenden für den guten Zweck. Der auch keinen Schnaps mehr braucht, wie Tochter Ulla Sebus augenzwinkernd anmerkte.
Viel wichtiger waren dem Geburtstagskind die lang vermissten Begegnungen. Etwa mit Kölns größtem Clown Hans Süper. Oder die Schauspieler Ernst H. Hilbich und Lotti Krekel, Politiker Wolfgang Bosbach, Redner-Legende Gerd Rück oder Fans der ersten Stunde wie Hans Panitz (81), der Ludwig Sebus im westfälischen Werl in den 50er Jahren im Radio hörte und erst vor wenigen Jahren persönlich kennenlernte.
Ludwig Sebus wird 96: Bläck Fööss, Paveier und Co. gratulieren in Köln
Natürlich gratulierten auch zahlreiche Musiker, darunter die Bläck Fööss, Paveier, Henning Krautmacher von den Höhnern, Kai Engel von Brings, JP Weber oder Linus.
Dann stellte Sebus wohl Kölns schrägsten Geburtstagschor zusammen – was zunächst etwas dauerte. Die Herren waren sich noch nicht ganz einig: „Mach voran, sonst ist er bald 97“, witzelten Linus und Henning Krautmacher, umrahmt von WDR-Urgestein Gisbert Baltes, der wenig später auch zeigte, dass er ein besserer Filmemacher als Sänger ist. Komplettiert wurde der Chor von Oberbürgermeisterin Henriette Reker.
Ludwig Sebus: Kölns OB Henriette Reker gratuliert zum 96. Geburtstag
Sie und alle anderen spürten schnell, dass die Geburtstagsfeier etwas von einem großen Familientreffen hatte. Das Oberhaupt richtete dann auch einige Worte an seine Gäste – ganz typisch Ludwig Sebus: „Nur dank eurer Freundschaft und Liebe“, so Sebus, sei er so alt geworden. Und noch jemand stand ihm oft bei: „Der Herrgott war mir sehr nah“, spielte Sebus auf lebensbedrohliche Situationen im Zweiten Weltkrieg und anschließende russische Gefangenschaft an.
Vor diesem Hintergrund redete Sebus allen Kölnern ins Gewissen, die sich über persönliche Einschränkungen angesichts der Pandemie und sonstige Zustände stets beschweren. Ohne ins Detail zu gehen, reichte dem 96-Jährigen ein einziger Satz: „Es gab noch keine bessere Zeit, als heute zu leben.“ Wer, wenn nicht Ludwig Sebus, muss das wissen. Es gab lang anhaltenden Beifall.