Es war im wahrsten Sinne eine Schnapsidee: Jürgen Walter und Dirk Holzmann gründeten in den 90ern das Café Waschsalon. 30 Jahre später lässt sich sagen: Hier standen Promis nicht nur vor, sondern auch hinter der Theke.
30 Jahre FamilieKölner Kultladen feiert Jubiläum: Hier standen Promis vor und hinter der Theke
Dieser Laden ist eine echte Kölner Institution: Das Café Waschsalon in der Ehrenstraße feiert am 27. Februar 2023 sein 30-jähriges Bestehen.
Anlässlich dieses Jubiläums haben die beiden Gründer, Dirk Holzmann (68) und Jürgen Walter (61), über die Gründungsgeschichte, prominente Gäste sowie eine ehemalige Kellnerin gesprochen, die es mittlerweile zum TV-Star geschafft hat.
Café Waschsalon in Köln: „Wir mussten keinen Idiotentest machen“
Wäsche waschen und währenddessen mit den anderen Wartenden bei einem Kölsch ins Gespräch kommen? Das ist genial, fanden Dirk Holzmann und Jürgen Walter Anfang der 1990er-Jahre. Mit geringem Geldeinsatz, dafür aber mit viel Kreativität, gestalteten die beiden ihren Waschsalon, der sich zunächst noch in der Friesenstraße befand und erst 1998 auf die Ehrenstraße umzog. Von Saturn besorgten sie sich ausrangierte Waschmaschinen und bauten daraus einen Unterbau für die neue Theke. Aus den Waschmaschinen-Trommeln entstanden Lampenschirme und Regale. Bei den Behörden seien die beiden Gründer nicht richtig ernst genommen worden. „Wir mussten immerhin keinen Idiotentest machen, als wir die Konzession beantragt haben“, witzelt Walter.
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Im Laufe der Zeit ging allerdings das Ordnungsamt auf die Barrikaden. Frühstück und Wäschepulver direkt nebeneinander? „Das war ein Hygieneproblem“, konstatiert Holzmann. Gewaschen werden durfte anschließend nicht mehr, dennoch hielten die beiden Gründer am Namen fest.
Auch bei einigen Passantinnen und Passanten löse der Name heute noch Irritationen aus: „Die einen gehen hier vorbei, schütteln den Kopf und sagen: ‚Die sind bekloppt. Da geh' ich nicht rein!‘ Und die anderen sagen: ‚Schöner Laden, gute Stimmung, da will ich rein‘!“
Köln: Wolfgang Niedeckens Geschenk für das Café Waschsalon
Besonders am Wochenende sei das Publikum sehr studentisch geprägt, die meisten Gäste unter 30 Jahre alt. „Der Waschsalon ist kein Tanzschuppen“, erklärt Jürgen Walter. Der 61-Jährige witzelt: „Wir sind aus dem Alter raus, in dem man uns hier reinlässt.“
Unter der Woche sei das Publikum aber gemischt. Und auch der eine oder andere Star hat dem Café in der Vergangenheit einen Besuch abgestattet: In den Waschsalon kamen schon Fußball-Größen wie Lukas Podolski (37), Anthony Modeste (34), Zé Roberto (48), Fredi Bobic (51) oder Mehmet Scholl (52). Und selbst internationale Popstars fanden ihren Weg in den Waschsalon: US-Sängerin Tina Turner (83) beispielsweise.
Besonders stolz sind die beiden Inhaber aber nicht auf die zahlreichen Persönlichkeiten, die schon im Waschsalon einen Kaffee schlürften, sondern auf ein Geschenk des BAP-Frontmanns Wolfgang Niedecken (71).
„Er saß hier irgendwann mal in der Ecke und sagte: ‚Schönes Konzept, schönes Konzept! Ich habe da was für euch.‘ Danach ging er“, erinnert sich Walter. Wenige Tage danach stand Niedecken wieder auf der Matte und brachte den auf Papier niedergeschriebenen Song-Text des Lieds „Waschsalon“ mit. Den Zettel hatte Niedecken genutzt, als er das Lied Jahre zuvor im Proberaum eingesungen hat.
Bis heute hängt eine Kopie des Zettels im Café. Das Original werde in einem Safe verwahrt, damit kein Gast auf dumme Gedanken komme.
RTL-Star arbeitete im Kölner Café Waschsalon
Zwar habe der Waschsalon Corona „gut überlebt“, dennoch steht das Café nun vor anderen Herausforderung: Die Personalsuche gestaltet sich äußerst schwierig. „Es ist eine Katastrophe“, sagt Walter. Wichtig ist ihm neben der Tauglichkeit, dass es auch menschlich passt: „Wir sind Familie!“
Dass der Satz „Wir sind Familie“ keine Floskel ist, erklärt Walter so: „Aus den ganzen Studenten, die sich hier früher beim Kellnern kennengelernt haben, sind Ehen und Kinder entstanden.“
An ein bestimmtes „Familienmitglied“ des Waschsalons erinnern sich jedenfalls noch alle: Die aus Aachen stammende Pia Stutzenstein (33) arbeitete als Kellnerin in Café, um sich ihre Ausbildung an der Theaterakademie Köln zu finanzieren.
Mittlerweile hat sie sich bis ins RTL-Hauptprogramm geschauspielert: Bei der Action-Serie „Alarm für Cobra 11“ spielt Stutzenstein seit 2020 eine Hauptrolle – die Kriminalkommissarin Vicky Reisinger.