Kommentar zur Kölner DemoTausende demonstrieren gegen Rechts: Eine unangenehme Frage bleibt

Wieder einmal hat die AfD ihre widerliche Fratze gezeigt – und gerade jetzt ist es nötiger denn je zu zeigen: Der Großteil der Menschen in diesem Land hat keinen Bock auf die menschenverachtende Politik dieser Partei. Doch diese Mehrheit hat lange geschwiegen. Ein Kommentar.

von Martin Gätke  (mg)

Am Wochenende waren es bereits rund 2400 Menschen in Duisburg und rund 650 Menschen in Düsseldorf, die gegen die AfD auf die Straße gegangen sind. In Essen demonstrierten Zehntausende, nun setzen die Menschen in Köln ein Zeichen, trotzen der Kälte und dem Winter.

Welche Stadt ist besser dafür geeignet, ein Zeichen für Toleranz und Demokratie zu setzen, als das knallbunte Köln? Es sind Demos, die Mut machen. Und die so nötig sind wie selten zuvor.

Menschenverachtender AfD-Plan: Ein Angriff auf unser Miteinander

In der vergangenen Woche berichtete das Recherchenetzwerk „Correctiv“ über das geheime Treffen der rechten Szene: Hochrangige AfD-Politiker und -Politikerinnen haben sich mit Unternehmern, der „Identitären Bewegung“, einzelnen CDU-Mitgliedern und der erzkonservativen Werteunion getroffen.

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Es ging um den sogenannten „Masterplan zur Remigration“, der nichts anderes besagt, als dass eine große Zahl von Menschen auch unter Zwang unser Land verlassen soll. Menschen mit ausländischer Herkunft, deutsche Staatsbürgerinnen und -bürger.

Ein Plan, der menschenverachtender kaum sein könnte. Und der einen direkten Angriff auf unsere Demokratie, auf unsere Vorstellung des Miteinander darstellt. Ein Plan, der im gesamten Land für Fassungslosigkeit sorgt. Und für Angst.

Die Sorge vor der AfD ist groß, doch die Mehrheit steht hinter der Demokratie

Bei all dieser Sorge: Fest steht auch, dass es schon lange Zeit eine sehr große Mehrheit von Menschen in diesem Land gibt, die diese Demokratie in Deutschland als das richtige System ansehen. Die keine Lust auf Faschisten und Faschistinnen haben. Doch sie ist eben gleichzeitig eine schweigende Mehrheit.

Nun stellt sich vielen eine unangenehme Frage: Haben wir zu lange geschwiegen?

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Denn bei vielen Deutschen scheint die Überzeugung bestanden zu haben: Das geht schon irgendwie gut. Vom Sofa aus haben sie den immer verheerenderen Umfragewerten zugeschaut: Nach der jüngsten Erhebung des Meinungsforschungsinstituts Insa für „Bild“ ist die AfD mit 23 Prozent zweitstärkste Kraft – direkt nach der Union (31 Prozent).

2024: Die Herausforderungen sind gewaltig – es braucht Zusammenhalt

Dabei will die AfD von den Herausforderungen für die Politik, für unsere Gesellschaft profitieren. Und die sind gewaltig: Bäuerinnen und Bauern legen das Land lahm, die Züge stehen zeitweise still, junge Menschen kleben sich auf Straßen fest, immer weniger Geld scheint in den Portemonnaies übrigzubleiben. Die Suche nach Kompromissen gestaltet sich oft schwer – doch genau diese Konflikte sind es, die unsere Demokratie eben ausmachen.

Die aktuellen Demos zeigen auch: So polarisiert ist unsere Gesellschaft gar nicht. Die Herausforderungen sind groß: Putins Krieg gegen die Ukraine, der Krieg in Israel, die US-Wahl in diesem Jahr, die Europa- und Landtagswahlen.

Demokratinnen und Demokraten müssen in diesem Land gerade in diesen explosiven Zeiten zusammenstehen. Und zeigen: Wir sind eine stabile Gesellschaft, eine stabile Demokratie – und sie ist alles andere als selbstverständlich. Deshalb ist es an der Zeit, vom Sofa aufstehen, um einer menschenverachtenden Partei die Stirn zu bieten, die unsere Werte nicht teilt.