Pinkel-GateIrre Posse im Kölner Fußball: Spiel abgebrochen – als Torwart hinters Tor uriniert

Ein Spieler des FC Büderich musste auf dem Weg von der Kabine zum Spielfeld einem dringendem Bedürfnis nachgeben und suchte sich dafür das Gestrüpp am Wegesrand aus.

Beim Testspiel zwischen dem SV Lövenich/Widdersdorf und dem SV Westhoven-Ensenist es am Sonntag (4. Februar 2024) aufgrund eines urinierenden Torwarts zum Spielabbruch gekommen. Das Symbolfoto wurde bei einem Spiel in Meerbusch am 5. März 2017 aufgenommen.

Ein Testspiel zwischen zwei Kölner Kreisligisten wurde am vergangenen Sonntag abgebrochen. Der Grund: Streit um einen pinkelnden Ersatztorwart.

von Niklas Brühl  (nb)

Während in den deutschen Profiligen die Rückrunden bereits seit einigen Wochen gestartet sind, läuft die Vorbereitung der Kölner Amateurvereine immer noch auf Hochtouren. Am 18. Februar, dem Wochenende nach Karneval, starten die Amateurklassen in die zweite Saisonhälfte.

Um sich bestmöglich auf die Rückrunde vorzubereiten, werden auch im unterklassigen Bereich Testspiele absolviert. So auch am Sonntag (4. Februar 2024), als der SV Lövenich/Widdersdorf den SV Westhoven-Ensen empfing.

Lövenich/Widdersdorf kämpft in der Kreisliga A im Rhein-Erft-Kreis als Tabellenzweiter um den Aufstieg in die Bezirksliga, Westhoven-Ensen steckt mitten im Abstiegskampf der Kölner Kreisliga A.

Es versprach eine spannende Generalprobe vor dem Ligastart zu werden – allerdings wurde das Spiel in der Halbzeitpause abgebrochen. Der Grund ist äußerst skurril.

Kölner Kreisliga-Testspiel abgebrochen – Grund ist pinkelnder Torwart

Als der Schiedsrichter die beiden Teams zum Halbzeittee in die Kabinen schickte, führten die Gastgeber aus Lövenich/Widdersdorf knapp mit 1:0. In der zweiten Halbzeit hätte also noch alles passieren können, beide Trainer hatten vor, wie in Testspielen üblich, in den zweiten 45 Minuten einige Wechsel vorzunehmen und so vielen Spielern wie möglich Spielpraxis zu geben. Auch der Ersatztorwart von Westhoven-Ensen sollte in der zweiten Hälfte zum Einsatz kommen – doch dann erhitzten sich die Gemüter.

Der Keeper wurde in der Pause warmgeschossen. Plötzlich musste er dann kurz vor seinem Einsatz nochmal austreten. Da der Gang in der Kabine dann für ihn aber offensichtlich zu lang war und sich der Anpfiff zur zweiten Halbzeit näherte, ging der Torwart hinter das Tor und urinierte dorthin.

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Der Erste Vorsitzende des SV Lövenich/Widdersdorf, Karsten Schütz, wurde auf diesen Umstand aufmerksam gemacht und stellte den gegnerischen Torwart zur Rede.

Gegenüber EXPRESS.de erklärt Schütz sein Verhalten so: „Nach dem Spiel der Herren waren Spiele unserer Damenmannschaften angesetzt, sodass viele Spielerinnen schon vor Ort waren. Viele Kinder waren ebenfalls vor Ort. Als ich das gesehen habe, dachte ich mir: ‚Was macht der denn da?‘ Also ging ich zu ihm und bat ihn, aufgrund dieser Ordnungswidrigkeit das Spielfeld zu verlassen.“

Allerdings habe der Torwart sich danach erstmal weiter aufgewärmt, sodass Schütz noch einmal das Gespräch suchte: „Ich habe ihm sachlich und ruhig erklärt, dass so etwas auf unserem Platz nicht geht und er die Anlage nun bitte verlassen möge. Der Schiedsrichter gab mir recht und auch der Torwart selbst zeigte sich einsichtig. Hätte er sich irgendwo in eine Ecke gestellt, wo ihn keiner gesehen hätte, hätte ja auch niemand etwas gesagt. Aber direkt hinter dem Tor zu urinieren, wo Frauen und Kinder ihn sehen – das kann ich nicht zulassen.“

Kölner Kreisliga-Testpiel: Vorsitzende widersprechen sich bei Pinkel-Gate

Im Laufe des Gesprächs seien dann die Mannschaften aus den Kabinen gekommen. Als der Trainer von Westhoven-Ensen mitbekam, dass sein Ersatztorwart nicht spielen darf, sei die Situation eskaliert. „Der gegnerische Trainer wurde laut und sagte mir, dass das auf Fußballplätzen doch ein normales Verhalten und was das denn hier für ein scheiß Laden sei. Wir haben auf einem städtischen Platz lediglich die Ordnung der Stadt Köln eingehalten. Ich pinkele ja auch nicht einfach in irgendwelche Vorgärten, weil mir der Weg zu einer Toilette, die ja in großer Anzahl in der Nähe waren, zu weit ist.“

Das Spiel wurde dann abgebrochen, da die Westhovener die Maßnahme gegen ihren Torwart nicht akzeptieren wollten.

Eine skurrile Geschichte, die Christian Vonthron, Erster Vorsitzender von Westhoven-Ensen, gegenüber EXPRESS.de völlig anders einordnet: „Ich habe kein Verständnis für dieses unmögliche Verhalten des SV Lövenich/Widdersdorf und finde es bemerkenswert, wie der Fall geschildert wird. Der besagte Torwart leidet an epileptischen Anfällen, die er auf dem Fußballplatz abschalten kann und einfach glücklich ist, wenn er mit der Mannschaft auf dem Feld steht. Das ist ein ganz feiner Kerl. Ihn auf diese Weise bloßzustellen, lasse ich nicht zu. Egal wie man reagiert, ist es offensichtlich falsch.“

Laut Vonthron urinierte sein Torwart nicht direkt hinter dem Tor, sondern auf einer Wiese. Dieser Schilderung widersprach Karsten Schütz entschieden. Laut Vonthron sei der Vorsitzende von Lövenich/Widdersdorf nach dem Abbruch sogar von seinen eigenen Spielern für den herbeigeführten Abbruch beleidigt worden. Auch diesen Vorwurf dementierte Schütz gegenüber EXPRESS.de.

Man ist sich einig, dass man sich nicht einig ist. Und gewonnen hat bei dieser Sache letztendlich auch niemand – vor allem nicht die beiden Mannschaften, die aufgrund des skurrilen Vorfalls ihre Generalprobe vor dem wichtigen Saisonstart nicht beenden konnten.