Die Seemanns-Rocker von Santiano haben in der Kölner Lanxess-Arena angelegt. Dabei gab es Vertrautes und Überraschendes zu hören.
Santiano rocken Lanxess-ArenaBand unterbricht plötzlich Konzert und warnt: „Will ja nicht nerven“
Wenn in Köln zu irischen Geigen-Klängen nicht der Dom oder der Rhein besungen werden, sondern Ozean, Horizont, Freiheit und der Wind, kann es sich nur um Santiano, die Shanty-Rocker aus dem hohen Norden handeln.
Aber beim Klabautermann! Der Auftritt hätte im wahrsten Sinne des Wortes voll in die Hose gehen können ...
Denn zum Tourneestart vor einer Woche mussten die ersten beiden Konzerte in Schwerin und Leipzig noch krankheitsbedingt abgesagt werden, Keyboarder Arne Wiegand und Bandkollege Hans-Timm Hinrichsen hatte ein schwerer Darminfekt aus dem Verkehr gezogen, sie mussten sogar ins Krankenhaus.
Doch in der Lanxess-Arena in Köln war davon wie tags zuvor in Düsseldorf nichts mehr zu spüren.
Santiano in Köln: Flammender Appell gegen Vermüllung der Meere
Nach einem starken Auftritt der Vorband Lina Bo, die in Köln ein Heimspiel hatte, präsentierten die „Söhne Magellans“ alles, was ihre Fans lieben: Eine steife Meeresbrise auf großen Leinwänden und Songs von Freiheit, Freiheit – und Freiheit.
Kostprobe gefällig? „Es klingt nach Freiheit“ oder „Lieder der Freiheit“ (gecovert nach Mike Oldfields „To France“). Okay, eigentlich kommt eh in fast jedem Song die Freiheit vor. Worüber sollten Seeleute auch sonst singen, oder?
Von wegen! „Blauer Planet“ ist ein neuer, nachdenklicher Song ohne das übliche Santiano-Pathos – dafür sorgte dann wortgewaltig Sänger Björn Both, er prangerte das Artensterben und die Vermüllung der Meere an.
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Er wolle ja nicht mit Klimawandel nerven, meinte er, aber das Plastikzeugs sei schon in unseren Eingeweiden. Jetzt müsse endlich gehandelt werden.
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Kein Wunder, dass er sich so ins Zeug legte: Santiano sind Botschafter des Deutschen Komitees der UN-Ozeandekade bis 2030. Banderolen im durchweg starken Bühnenbild mit Worten wie Frieden, Freiheit, Liebe und Toleranz rundeten zudem einen Vortrag gegen rechtsradikales Gedankengut ab.
Santiano in der Lanxess-Arena: „Wir sind zu alt, um jung zu sterben“
Die wilden Rocker werden halt älter und weise. „Wir sind zu alt, um jung zu sterben, wir feiern dieses Leben, und niemand hält uns auf“, singen sie zwar, aber statt Whiskey stehen sie während der Tournee offensichtlich auf Tee.
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„Gebt uns in den Pausen Zeit, um Luft zu holen und Tee zu trinken, seid laut“, forderte Björn Both das Publikum auf. Er genderte sogar, sprach von „Seemännern“ und „Seefrauen“. Wer hätte das vom tätowierten Shantybarden gedacht?
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Keine Angst, neben all den ersten Worten wurde auch kräftig gefeiert und zum Abschluss gab's mit Klassikern wie „Wasser“ oder „Santiano“ sogar eine Polonaise der jüngeren Fans durch die Arena, während alle lauthals mitsangen.
Santiano in Köln und die Frage: Gibt es Doggerland wirklich?
Und was hat es nun mit dem Tournee-Motto „Auf nach Doggerland“ auf sich, mag sich so mancher Fan gefragt haben. Hat natürlich mit dem Meer zu tun. Es handelt sich laut Both um ein Stück Land zwischen Großbritannien und Dänemark, das vor etwa 7500 Jahren mitsamt seiner Siedler von den Fluten der Nordsee verschlungen wurde und heute auf dem Meeresgrund liegt.
Die Gefahr, dass die Shanty-Punk-Band nach ihrer zwölfjährigen steilen Karriere Schiffbruch erleiden könnte, besteht indes nicht. Das Publikum feierte sie nach dem gut zweistündigen Konzert frenetisch.