Ungewöhnliche Einheit beim FCNationalspieler sorgt für kuriose Szenen auf dem Platz

Das war eine ganz besondere Einheit für die Frauen des 1. FC Köln. Am Freitag (26. April 2024) probierten sie sich im Blindenfußball.

von Uwe Bödeker (ubo)

Kommunikation ist beim Fußball enorm wichtig. Auf dem Platz sprechen die Spielerinnen oder Spieler lautstark miteinander, die Trainerin oder der Trainer geben zudem Kommandos vom Seitenrand. Am Freitag (26. April 2024) machten die Frauen des 1. FC Köln die Erfahrung, dass Kommunikation noch wesentlich wichtiger sein kann: Sie spielten Blindenfußball.

Im Rahmen des langjährigen Sportförderprojekts „Neue Sporterfahrung“ der Telekom absolvieren sie unter Anleitung von Nationalspieler Hasan Koparan (36) eine gemeinsame Trainingseinheit. Koparan (Borussia Dortmund) gilt als einer der besten deutschen Blindenfußballer, er spielte bei Welt- und Europameisterschaften, absolvierte über 50 Länderspiele.

1. FC Köln: Frauen lernen viel beim Blindenfußball

Die Regeln kurz erklärt: Beim Blindenfußball dürfen alle Menschen mit einer Sehbehinderung mitmachen. Damit auf dem Feld die Bedingungen für alle gleich sind, werden die Augen abgeklebt und jeder Akteur erhält eine sogenannte Dunkelbrille (ähnlich wie eine Skibrille, nur blickdicht).

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Gespielt wird auf einem kleinen Feld fünf gegen fünf, nur die Torhüterinnen oder Torhüter können sehen. Der Ball ist etwas kleiner als ein normaler Fußball, springt ähnlich wie beim Futsal kaum. Er ist zudem innen mit Rasseln versehen, damit die Aktiven ihn jederzeit orten können.

Die Kommunikation unter den Aktiven ist laut und deutlich, Trainer und sogenannte Guides geben von außen Kommandos und Hinweise. Das Publikum muss derweil beim Spiel ruhig bleiben, darf nicht verbal eingreifen.

Als die FC-Spielerinnen die Brillen anziehen, üben sie zunächst einfache Dribblings, dann Torabschlüsse und schließlich wagen sie sich an ein Spiel. Dabei kommt es zu durchaus lustigen Szenen: Spielerinnen laufen gegen den Pfosten, tapern etwas hilflos über den Platz oder verfehlen den Ball beim Schussversuch. Auch diverse Zusammenstöße sorgen für Lacher – die Spielerinnen haben jedenfalls mächtig Spaß bei dieser wertvollen Erfahrung.

Nationalspieler freut sich über Training mit FC-Frauen

Beim Blindenfußball geht es vor allem um gegenseitiges Vertrauen. Je länger die Spielerinnen die Dunkelbrille tragen, desto mehr verlieren sie die Orientierung.

Selina Cerci (23) sagt gegenüber EXPRESS.de: „Es war für uns eine völlig neue Erfahrung, einfach mal nichts zu sehen. Größten Respekt an die Menschen, die nichts mehr sehen können und sich doch im Alltag zurechtfinden. Für uns war die Herausforderung groß: Man bewegt sich nur noch in Zeitlupe und hat Angst vor jedem Schritt. Man muss viel Vertrauen in seine Mitspielerinnen haben und gut hören, auch was von außen von den Guides kommt.“

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Cerci will nun mehr über Blindenfußball erfahren: „Bei uns war das Spiel sehr hektisch und es wurde durcheinander gebrüllt. Mich würde es mal interessieren, wie das bei den Profis zugeht, wie die sich da verständigen? Das werde ich mir auf jeden Fall mal anschauen.“

Koparan war auch begeistert: „Es war schön zu erleben, wie aufgeschlossen und interessiert die FC-Frauen bei der Trainingseinheit waren. Die Lebensumstände anderer Menschen nachvollziehen zu können, ist die wichtigste Voraussetzung für gegenseitiges Verständnis. In dieser Hinsicht haben wir gemeinsam unendlich viel erreicht.“

Für die FC-Frauen geht es in der Bundesliga am Freitag (3. Mai, 18.30 Uhr) weiter mit dem Spiel beim VfL Wolfsburg. Nach 19 von 22 Spieltagen liegt der FC auf Rang 10 mit 18 Punkten. Dahinter liegen nur noch Nürnberg (12 Punkte) und Duisburg. Der MSV steht mit nur vier Punkten als erster Absteiger fest. Die Kölnerinnen können theoretisch noch absteigen, haben sechs Punkte Vorsprung bei noch drei Spielen.

Köln muss nach dem Spiel beim Tabellenzweiten Wolfsburg noch in Essen ran (11. Mai), am letzten Spieltag kommt Frankfurt (20. Mai). Nürnberg spielt noch gegen Leipzig (6. Mai), bei Tabellenführer FC Bayern (12. Mai) und gegen Duisburg (20. Mai).