FC-Zeugnis Teil IDie Winter-Noten der Kölner Defensive: Ein Baumgart-Profi im Einser-Bereich

Luca Kilian und Timo Hübers jubeln über den Sieg gegen Dortmund.

Luca Kilian (r.) und Timo Hübers (hier am 1. Oktober 2022) bildeten in der ersten Saison-Hälfte meist das Innenverteidiger-Duo des 1. FC Köln.

Nach einer kräftezehrenden ersten Saison-Hälfte samt des aufregenden Euro-Abenteuers atmet der 1. FC Köln durch. Zeit, zurückzublicken: Die EXPRESS.de-Winter-Zeugnisse starten mit den Noten für die Defensive.

von Jürgen Kemper  (kem)Martin Zenge  (mze)

Der Ball ruht in Fußball-Deutschland. Der 1. FC Köln hat aufregende Monate hinter sich. Besonders die mitreißende – wenn auch am Ende glücklose – Reise durch Europa wird nachhaltig in Erinnerung bleiben. In der Bundesliga hat der eng getaktete Kalender der Mannschaft von Steffen Baumgart (50) zu schaffen gemacht. Der FC rangiert mit 17 Punkten auf dem 13. Platz – drei Zähler vor dem Relegationsrang.

Die lange Winter-Pause bietet Zeit für das große Zwischen-Zeugnis! EXPRESS.de hat den Kader unter die Lupe genommen und Noten verteilt. Im ersten Teil geht es um die Defensive.

Diese Noten verdienten sich die Defensiv-Spieler des 1. FC Köln:

Marvin Schwäbe (27)Begann erstmals eine Saison als Nummer eins in der Bundesliga. Dabei erwies er sich als sicherer Rückhalt, auch wenn die nackte Statistik von 56 Prozent gehaltener Bälle keine Offenbarung ist. Ließ sich auch von einem schweren Patzer wie gegen RB Leipzig, als er Werners harmlosen Schuss durch die Finger flutschen ließ, nicht aus der Bahn werfen. War danach mehrfach Matchwinner für seine Mannschaft – wie gegen Stuttgart, als er den Punkt beim 0:0 quasi alleine festhielt. Dass der FC mit 29 Gegentoren die drittschlechteste Abwehr der Liga hat, kann man ihm nicht ankreiden. Bisher ist Baumgarts Torhüter-Entscheidung goldrichtig.EXPRESS.de-Note: 2-

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Timo Horn (29)Verhält sich tadellos in der Rolle der Nummer zwei. Durfte nur beim Pokal-Aus zwischen den Pfosten stehen, dennoch ist das Kölner Urgestein wichtig für die Mannschaft. Sein Wort hat in der Kabine weiterhin Gewicht. Treibt Rivale Schwäbe im Training zu Höchstleistungen an und ist mit der Erfahrung aus mehr als 200 Bundesliga-Spielen wichtiger Ratgeber für die Nummer eins und vor allem für Kronprinz Jonas Urbig. Muss jetzt im Winter eine schwere Entscheidung treffen: deutlich weniger Gehalt und (vermutlich) kaum Einsatzzeit auf der einen Seite, seine große FC-Liebe auf der anderen.EXPRESS.de-Note: –

Benno Schmitz trifft gegen Bayer Leverkusen zum ersten Mal in der Bundesliga.

Benno Schmitz (r.) erzielte gegen Bayer Leverkusen am 9. November 2022 sein erstes Bundesliga-Tor im 92. Einsatz.


Benno Schmitz (28)Legte ausgerechnet im Derby gegen Bayer Leverkusen den Titel des harmlosesten Bundesliga-Profis ab. Der Rechtsverteidiger erzielte bei der bitteren Pleite im 92. Anlauf sein erstes Tor im deutschen Oberhaus. Dafür war der „kölsche Cafu“ mit seinen Flanken nicht mehr so gefährlich wie vergangene Saison. Da hatte er zum Winter bereits vier Vorlagen auf dem Konto, mit Anthony Modeste allerdings auch einen verlässlichen Abnehmer. Ist aktuell nicht zu ersetzen, weil schlichtweg ein adäquater Ersatz fehlt. Kurios: Führt die Eigentor-Wertung der Liga mit zwei „Treffern“ an.EXPRESS.de-Note: 3


Kingsley Schindler (29)Sollte die Lücke füllen, die der Sommer-Abgang von Kingsley Ehizibue hinterlassen hat. Die FC-Verantwortlichen trauten ihm die Rolle rechts hinten zu. Diese Einschätzung sollte sich nur bedingt bewahrheiten. Schindler offenbarte gerade zum Schluss gehörige Schwächen. So war er maßgeblich an beiden Gegentoren gegen Leverkusen sowie am K.o. gegen Hertha beteiligt. Sein Vertrag in Köln läuft im Sommer aus. Er würde gerne bleiben, doch dafür muss er sich in der Rückrunde deutlich steigern.EXPRESS.de-Note: 4-


Luca Kilian (23)Wurde vor der Saison für zwei Millionen fest verpflichtet. Das war ein Verdienst seiner konstant guten Leistungen aus der Vorsaison. An diese konnte der Innenverteidiger in der laufenden Runde nicht anknüpfen, (zu) oft schlich sich bei ihm der Fehler-Teufel ein. Kassierte nicht nur nach schwacher Vorbereitung einen öffentlichen Rüffel von Trainer Baumgart, sondern auch nach seinem Platzverweis in Mainz. Dort leitete der gebürtige Dortmunder mit einem Elfmeter-Foul und seiner zweiten Gelb-Roten der Saison die höchste Pleite der Saison (0:5) ein. Sportboss Christian Keller verlangt von ihm für das neue Jahr, dass er nicht komplett den Kopf verliert, wenn ihm mal ein Fehler unterlaufen sollte.EXPRESS.de-Note: 4-


Timo Hübers (26)Konnte noch nicht an die teils herausragenden Leistungen der Vorsaison anknüpfen. War hier und da nicht ohne Fehl und Tadel. So leistete er sich bei der bitteren Euro-Pleite in Belgrad einen – für ihn untypischen – kapitalen Aussetzer. Musste zudem dem hohen Pensum Tribut zollen, als ihn gegen Ende die Kräfte verließen. Dennoch unumstrittener Abwehr-Chef, der aus der Baumgart-Elf nicht wegzudenken ist. Das macht ihn auch für Klubs aus dem In- und Ausland attraktiv. Die Kölner Verantwortlichen wollen ihn gerne ohne Ausstiegsklausel langfristig binden. Noch ist keine Entscheidung gefallen, grundsätzlich kann sich Hübers aber eine Köln-Zukunft vorstellen.EXPRESS.de-Note: 3


Nikola Soldo (21)Kam als Last-Minute-Neuzugang, als das Transferfenster fast schon zu war. Hatte aufgrund des vollen Terminkalenders in den ersten Monaten kaum Gelegenheiten, zu trainieren und Abläufe zu studieren. Das wurde dem Sohn von Ex-Trainer Zvonimir Soldo gerade zu Beginn zum Verhängnis, als es neben fehlendem Tempo vor allem an mangelnder Abstimmung mit seinen Nebenleuten haperte. Wird aber von den Verantwortlichen für seine Lernwilligkeit gelobt und hat nun genügend Zeit zu trainieren und taktische Defizite aufzuholen. Erste Effekte sah man bereits in den USA. Dort bekam der Verteidiger von Baumgart für seine Rolle als zentraler Mann in der Dreierkette ein Sonder-Lob. Sollte die Zeit bekommen, das höhere Niveau in der Bundesliga zu adaptieren.EXPRESS.de-Note: 4+

Nikola Soldo im Zweikampf mit Robert Skov.

Nikola Soldo (hier am 30. Oktober 2022) tritt beim 1. FC Köln in die Fußstapfen seines Vaters Zvonimir Soldo, der Trainer war.


Jeff Chabot (24)Er war der Gewinner der Vorbereitung, als er sich mit starken Leistungen für einen Platz in der Innenverteidigung empfahl. Dann warf ihn eine schwere Sprunggelenks-Verletzung aus der Bahn und zwang ihn bis zum Jahres-Ende zu einer Pause. Muss sich jetzt wieder zurückkämpfen. Dabei geht es auch um einen neuen Vertrag. Der FC kann den Verteidiger für rund 3,5 Millionen Euro fest verpflichten, die Kaufpflicht besteht indes nicht mehr (EXPRESS.de berichtete exklusiv). Muss sich dafür aber gehörig strecken, denn zum einen fehlt die Kohle für so einen Transfer und zum anderen sind die Verantwortlichen nicht restlos überzeugt vom kantigen Abwehrspieler.EXPRESS.de-Note: 4Anzeige: Jetzt Gutschein für den Fanshop des 1. FC Köln gleich hier im EXPRESS-Gutscheinportal sichern!


Jonas Hector (32)„Mister Unersetzlich“ beim 1. FC Köln. Eine FC-Zukunft ohne den Kapitän ist eigentlich unvorstellbar, könnte aber schon im Sommer Realität werden. Der 43-malige Nationalspieler überlegt, seine Fußballschuhe an den Nagel zu hängen. Steffen Baumgart kämpft natürlich mit aller Macht darum, dass sein verlängerter Arm auf dem Platz noch ein Jahr dran hängt. Er ist dabei vorsichtig optimistisch, dass das klappt, weiß aber auch, dass es eine Last-Minute-Entscheidung wird. Sportlich wäre ein Verlust kaum zu kompensieren. Wie gut Hector immer noch ist, zeigte nicht zuletzt die Tatsache, dass Bundestrainer Hansi Flick den Kölner gerne mit zur WM genommen hätte. EXPRESS.de-Note: 1-


Kristian Pedersen (28)Kam in der Bundesliga lediglich dreimal von Anfang an zum Einsatz. Durfte sich seine Sporen vor allem in der Conference League verdienen. Da kam er außer am ersten Spieltag in Nizza immer zum Einsatz. Hinterließ meist den Eindruck eines klassischen Back-ups. Genug, um einzuspringen, wenn Hector mal verhindert sein sollte, aber zu wenig, um eine Dauer-Lösung für links hinten zu sein. Wird auch nicht die Nummer eins werden, sollte Hector im Sommer wirklich aufhören.EXPRESS.de-Note: 4

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Eric Martel (20)Brauchte als Bundesliga-Neuling etwas Zeit, um sich an die Gangart zu gewöhnen. Das ist ganz normal für einen Spieler in seinem Alter, der bislang nur in Österreich auf höchstem Niveau gespielt hat. In seinen 17 Einsätzen (inklusive Europa) konnte der junge Abräumer sein Potenzial bereits andeuten. Martel ist stark in der Balleroberung, scheut keinen Zweikampf und zeigt nimmermüden Einsatz. Doch vor allem im Spiel mit dem Ball hat der U21-Nationalspieler noch deutlich Luft nach oben. Da verfällt er noch zu schnell in Hektik, wenn das Spiel um ihn schnell wird. Tut sich (verständlicherweise) leichter, wenn er einen Anker wie Skhiri neben sich hat. Wird von Baumgart die nötige Zeit bekommen, sich weiterzuentwickeln.EXPRESS.de-Note: 3


Ellyes Skhiri (27)Der wertvollste FC-Profi (13 Millionen Euro Marktwert) verrichtet auch im vierten Jahr seine (Fleiß-)Arbeit. Der tunesische WM-Teilnehmer ist hinter Bayern-Superstar Joshua Kimmich der laufstärkste Spieler der Bundesliga, spulte pro Spiel mehr als zwölf Kilometer ab und verrichtete so mit gelegentlichen Hängerchen im Stillen die „Drecksarbeit“ für seine Kollegen. Das könnte bald ein Ende haben. Denn nachdem in den vergangenen Jahren Angebote für einen Sprung zu einem größeren Klub ausgeblieben waren, droht dem FC im Sommer der ablösefreie Verlust des Leistungsträgers. Laut Berater Michael Reschke wird es „sehr, sehr schwer“, Skhiri zu halten. Der FC bräuchte dann zwar nicht ein neues Herz, zumindest aber eine neue Lunge.EXPRESS.de-Note: 2