Der Wechsel von Harry Kane ist fix – endlich, denken nicht nur die Fans des FC Bayern. Der Rest der Bundesliga dürfte froh sein, dass das Schauspiel ein Ende hat. Euphorie ist da fehl am Platz. Ein Kommentar.
Nervigster Transfer seit JahrenKommentar: Rekord-Wechsel von Kane ist kein Grund zum Feiern
von Béla Csányi (bc)
Wochenlang lag der teuerste Transfer der Bundesliga-Geschichte in der Luft, am Freitag (11. August 2023) stieg an der Säbener Straße endlich weißer Rauch auf: Habemus Harry! Der FC Bayern ist sich doch noch mit Tottenham Hotspur über Wunsch-Stürmer Harry Kane (30) einig geworden.
Obwohl die Bayern mit einer Ablöse von über 100 Millionen Euro ihren bisherigen Transfer-Rekord pulverisierten, brauchte es ein beinahe endloses Tauziehen, um den Kapitän der englischen Nationalmannschaft nach Deutschland zu zerren. Nicht nur wegen der Umstände bleibt festzuhalten: Der Kane-Wechsel ist kein Festtag für die Bundesliga.
Harry Kane wird beim FC Bayern sofort zum Gesicht der Bundesliga
Zunächst das Positive: Bayern-Fans sowie neutrale Zuschauerinnen und Zuschauer dürfen sich über eine neue Attraktion in der Liga freuen. Kane ist für die zuletzt schwächelnden Münchner eine herausragende Verstärkung und könnte auch international auftrumpfen.
Egal, wie schnell der neue Hoffnungsträger beim FCB einschlägt: Das Gesicht der Liga wird er auch international von Tag eins an. Und da die Bundesliga schon lange händeringend nach besseren Vermarktungs-Möglichkeiten in aller Welt sucht, um das Geldrad weiterzudrehen, ist Kane für die Liga-Bosse ein Segen.
Allerdings ist der Preis, den der Abo-Meister dafür zahlt, enorm. Eine dreistellige Millionen-Ablöse für einen 30-Jährigen, dessen Vertrag bei Tottenham nur noch ein Jahr lief. Es sind nie dagewesene Rahmenbedingungen, mit denen der FC Bayern die Muskeln nach einer schwachen Saison spielen lässt.
Dass selbst das nicht ausreichte, um den Deal geräuschlos über die Bühne zu bringen, ist allerdings besorgniserregend. Das ständige Hin und Her entnervte selbst viele der anfangs noch euphorisierten Bayern-Fans, die am Ende nur noch Klarheit wollten. Selbst als am Donnerstag schließlich die Einigung zwischen den Klubs vermeldet wurde, gab es bis zur Unterschrift weitere vermeidbare Turbulenzen.
Kane-Deal macht finanzielle Dimensionen im Fußball deutlich
Als Sky-Kommentator Wolff Fuss die ursprünglich gebotenen 70 Millionen Euro unter der Woche im Scherz als „Micky-Maus-Angebot“ bezeichnete, wurde deutlich, in welchen Dimensionen die Großen des Fußballs sich inzwischen bewegen. Wenn derartige Summen belächelt werden, ist es um die Bodenhaftung des Geschäfts längst geschehen.
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Der Konkurrenz wird damit noch mal deutlich: Der Rekordmeister machte sich mit eigenen Fehlern zuletzt sportlich angreifbar, lebt ansonsten aber in einer komplett anderen Galaxie. So brachte Borussia Dortmund ebenfalls einen 100-Millionen-Euro-Deal über die Bühne – allerdings mit einem Verkauf. Jude Bellingham (19) zog es zu Real Madrid, und bislang wurde gerade mal die Hälfte der Einnahmen wieder in Neuzugänge investiert.
Auch deshalb ist Kane kein Euphorie-Transfer für die Bundesliga. Beim 1. FC Köln, dem SC Freiburg oder Werder Bremen wird kaum ein Fan in Jubelstürme darüber ausbrechen, dass die Bayern ihre große Schwachstelle mit einem Jahr Verspätung geschlossen haben. Zweifellos wird die Qualität des neuen Superstars die Liga sportlich bereichern. Danach gelechzt hat außerhalb Münchens allerdings niemand.