Auch beim Versuch, das Richtige zu tun, sieht sich die FIFA bei der WM 2022 in Katar mit scharfer Kritik konfrontiert. Ermittlungen des Fußball-Weltverbandes wurden jetzt mit „Doppelmoral“-Vorwürfen abgekanzelt.
Ausgerechnet in KatarFans benehmen sich daneben – FIFA-Reaktion sorgt für scharfe Kritik
Scharfe „Doppelmoral“-Vorwürfe gegen die FIFA! Neben WM-Gastgeber Katar gibt auch der Fußball-Weltverband bei seiner Prestige-Veranstaltung bislang das fast schon erwartet schlechte Bild ab.
Für neuen Ärger sorgen jetzt Ermittlungen gegen die Fans zweier Teilnehmer wegen diskriminierender Gesänge im Stadion. Grundsätzlich zwar der zweifellos richtige Ansatz, doch wirklich konsequent zeigt sich die FIFA damit nicht.
Ärger um FIFA-Ermittlungen bei WM 2022
Konkret geht es um die Anhängerschaften von Ecuador und Mexiko. Bei den Spielen gegen Katar (2:0) und Polen (0:0) hatten sich einige Mitgereiste im Fan-Bereich zu beleidigenden Aussagen hinreißen lassen, auch homophobe Rufe waren im Stadion zu hören. Die FIFA verkündete daraufhin die Einleitung eines Ermittlungsverfahrens.
Besonders in Mexiko sorgte das für großen Ärger. Der große Kritikpunkt: Dass die FIFA ihre Weltmeisterschaft auf der einen Seite in ein homophobes Emirat vergebe, das sich auch zwölf Jahre nach der Vergabe noch weigere, queere Menschen willkommen zu heißen, auf der anderen Seite aber gegen ähnlich gelagerte Äußerungen von Fans vorgehe.
In diesem Zusammenhang wurde auch auf das energische Drängen des Weltverbandes gegen die „One Love“-Kapitänsbinde vieler europäischer Teilnehmer hingewiesen, die schließlich von keiner der acht beteiligten Nationalmannschaften getragen wurde. Die DFB-Auswahl reagierte vor dem Spiel gegen Japan am Mittwoch (23. November 2022) mit einer Zensur-Geste, hielt sich beim Teamfoto geschlossen den Mund zu.
Ermittlungen bei WM in Katar: Scharfe Kritik an FIFA
„FIFA bedeutet Doppelmoral“, schrieb in Mexiko am Donnerstag die auflagenstarke Sport-Tageszeitung „Récord“ groß auf ihrer Titelseite. Der Verband ermittle wegen diskriminierender Äußerungen der Fans, lösche gleichzeitig aber die Proteste anderer Teilnehmer gegen Missstände aus. Auch viele weitere Medien griffen kritisch auf, dass die FIFA zwischen Katar und dem Rest der Welt mit zweierlei Maß messe.
TV-Experte David Faitelson vom Sport-Sender ESPN schrieb bei Twitter: „Die FIFA ist nur noch lächerlich. Sie ermittelt gegen Mexiko und kehrt sämtliche Menschenrechtsverletzungen, die bei ihrem WM-Gastgeber herrschen, unter den Teppich.“
Klar ist: Grundsätzlich bleiben Ermittlungen der FIFA gegen jede Art von Diskriminierung und Homophobie selbstverständlich richtig und wichtig. Ein ähnliches Einfühlungsvermögen wäre vom Weltverband im Umkehrschluss allerdings auch in anderen Bereichen wünschenswert. Positiver Nebeneffekt in diesem Fall: Anhaltenden Doppelmoral-Vorwürfen könnten Gianni Infantino (52) und Co. damit sogar effektiv vorgreifen. (bc)