Charles Leclerc belegt derzeit den sechsten Platz der WM-Wertung und steht vor dem Ferrari-Heimrennen am Wochenende stark in der Kritik.
Ferrari-Krise vor HeimrennenVettel-Besieger Leclerc entzaubert sich selbst
Im Königlichen Park von Monza wurde Charles Leclerc (25) beim Italien-GP 2019 sozusagen zum Königsmörder. Der freche Monegasse trickste Ferrari-Platzhirsch Sebastian Vettel (36) im Qualifying aus und krönte sich mit dem umjubelten Heimsieg zum neuen Heilsbringer.
Doch nach drei auch durch seine Fehler verschuldeten WM-Niederlagen gegen Lewis Hamilton (38) und Max Verstappen (25) hat sich Leclerc in dieser Saison selbst entzaubert und wird vor dem Italien-GP (Sonntag, 3. September 2023, 15 Uhr, Sky) hart kritisiert.
Leclerc schockt als Bruchpilot
Nur drei Siege konnte der Ziehsohn von Ex-Ferrari-Teamchef Jean Todt (77) seit 2019 einfahren, der letzte in Spielberg liegt schon mehr als ein Jahr zurück. Statt mit Siegen zu verzücken, schockt Leclerc die Fans als Bruchpilot.
In Zandvoort crashte er im Qualifying und kollidierte im Rennen mit McLaren-Jungstar Oscar Piastri (22) so hart, dass er sein beschädigtes Auto nach 42 Runden abstellen musste. Schon seine vierte Nullnummer in dieser Saison. In der WM liegt Leclerc als Sechster schon 240 Punkte hinter Verstappen und sogar hinter dem eigentlich als Edelhelfer eingekauften Vettel-Nachfolger Carlos Sainz (28).
Harte Kritik von Damon Hill und Ralf Schumacher
Seine Fehler verwundern die Experten. „Warum passiert das einem Top-Fahrer?“, fragt Ex-Weltmeister Damon Hill (62). Und Sky-Experte Ralf Schumacher (48) spricht dem Monegassen sogar die Titelreife ab: „Irgendwie hat Charles in jedem Wochenende einen Fehler drin. Und wenn du immer wieder solche Patzer drin hast, dann ist es halt schwierig, ein Wörtchen um den WM-Titel mitzureden.“
Durch seine Krise wurden sogar die für die Sommerpause anberaumte Vertragsverhandlungen auf Winter vertagt. Leclerc: „Irgendwann werden wir diese Gespräche sicher führen, gegen Ende des Jahres. Aktuell hat das Thema aber keine Priorität.“
Zur Krise trägt natürlich auch das erneut nicht konkurrenzfähige Auto SF-23 bei. Ferrari ist hinter Red Bull, Mercedes und Aston Martin nur noch vierte Kraft und hatte in den letzten Rennen auch gegen McLaren das Nachsehen. Die Aufbruchstimmung durch den Wechsel auf dem Teamchef-Posten von Mattia Binotto (53) zu Fred Vasseur (55) und einiger Top-Ingenieure ist längst verflogen.
Leclerc bestätigt: „Ich glaube, niemand bei Ferrari ist im Moment glücklich über diese Ergebnisse und darüber, dass wir uns so schwertun. Aber wir tun alles, um das so schnell wie möglich wieder umzudrehen.“ Doch Sainz schreibt diese Saison schon als verloren ab: „Wir beginnen zwar zu verstehen, was das Problem ist. Es gibt jetzt aber sehr wenig Spielraum, das zu ändern. Das Auto ist gebaut und die Entwicklung ziemlich fertig. Wir müssen es also für nächstes Jahr angehen.“
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Vasseur macht die überhöhte Erwartungshaltung für die miese Stimmung verantwortlich: „Wie in jedem Team gibt es Höhen und Tiefen. Ich denke, bei Ferrari sind die Hochs sehr hoch und die Tiefs sehr tief. Meine Aufgabe ist es, die Übertreibungen abzumildern und zu versuchen, unbeirrbarer zu sein.“
„Ich muss nicht auf die Bühne gehen und Karaoke singen“
Der Franzose warnt vor einer Selbstzerfleischung: „Meine Aufgabe ist es, in Monza das beste Ergebnis zu erzielen. Dazu muss ich alle beruhigen. Ich muss nicht auf die Bühne gehen und Karaoke singen.“ Das taten die Ferraristi zuletzt nach Kimi Räikkönens (43) Glücks-Titel 2007 in Interlagos.