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„Das ist eine Katastrophe“Wenige Monate vor Olympia: Deutsche Top-Coaches drohen mit Streik!

Holger Hasse beobachtet das Spiel und klatscht anfeuernd.

Der frühere Badminton-Bundestrainer Holger Hasse (l.) am 12. August 2016 bei den Olympischen Spielen in Rio de Janeiro.

Die deutschen Sportlerinnen und Sportler fiebern den Olympischen Spielen in Paris entgegen. Doch ein Mega-Zoff stört die heiße Phase der Vorbereitung.

Der Countdown für die Sommerspiele in Paris läuft, die heiße Phase der Olympia-Vorbereitung beginnt. Doch plötzlich bleibt die Halle leer. Kein technischer Feinschliff. Keine Videoanalyse. Keine motivierenden Worte. Die Medaillenjagd ist ausgebremst. Deutschlands Top-Coaches streiken.

Noch ist dies nur ein Schreckensszenario, doch die Geduld mit den politischen Entscheidern ist aufgebraucht. „Wir versuchen alle, sportlich fair und auf Augenhöhe zu diskutieren. Aber wir müssen auch feststellen, dass wir damit in den letzten Jahren nicht erfolgreich waren“, sagt Trainerboss Holger Hasse im SID-Interview: „Schon vor knapp zwei Jahrzehnten wurde seitens des DOSB eine Traineroffensive angekündigt. Seitdem ist wirklich nichts Gravierendes passiert. Deswegen sollte man Streiks als ultimatives Mittel grundsätzlich nicht ausschließen.“

Deutsche Coaches fordern eigenen Tarfivertrag

Die Trainerinnen und Trainer fühlen sich in den Mühlen zwischen Politik und organisiertem Sport zermahlen und fordern in der Debatte um das Sportfördergesetz einen raschen Kurswechsel. Weil die Übungsleiterinnen und -leiter beim vorliegenden Gesetzentwurf des Bundesinnenministeriums erneut leer auszugehen drohen, geht der Berufsverband der Trainerinnen und Trainer im deutschen Sport (BVTDS) auf die Barrikaden – und fordert ganz konkret einen eigenen Tarifvertrag.

„Trainerinnen und Trainer sind absolut systemrelevant, sie sind Schlüsselfiguren im deutschen Sport. Deswegen sollten sie zusammen mit den Athletinnen und Athleten im Mittelpunkt der Betrachtung stehen“, sagt BVTDS-Präsident Hasse: „Wenn es nicht gelingt, diesen Beruf attraktiver zu machen, dann werden wir im deutschen Sport keine positive Leistungsentwicklung erleben. Beim Blick auf andere Nationen wird deutlich: Wo mehr bezahlt wird und wo es bessere Arbeitsbedingungen für Trainerinnen und Trainer herrschen, da gibt es auch mehr Erfolg.“ Ohne attraktive Stellen für Coaches, das betont der frühere Badminton-Bundestrainer, „werden wir im Leistungssport nicht erfolgreich sein“.

Einen Streik, so etwas wie die Ultima Ratio in dem schon lange schwelenden Konflikt, schließt der Trainerverband ausdrücklich nicht aus. „Ständiges Nerven und öffentlichkeitswirksames Wehtun führt dann doch zu Ergebnissen, das sieht man ja jetzt an den Lokführern und ihrem Ergebnis. Vielleicht muss man erkennen, dass es vielleicht, das sage ich mit aller Vorsicht, nur so geht“, sagt Hasse und führt aus: „Es ist denkbar, dass es im Vorfeld der Olympischen Spiele Aktionen geben wird, bei denen wir ganz deutlich auf die Trommel hauen und auf die Situation der Trainerinnen und Trainer aufmerksam machen werden."

Hasse sieht die sportliche Wettbewerbsfähigkeit von Deutschlands Sportlerinnen und Sportlern ernsthaft in Gefahr. Anstatt mit einem neuen Gesetz Bürokratie abzubauen und das Geld in den Sport, in Athletinnen und Athleten sowie Coaches, zu stecken, werde mit der Gründung einer Leistungssportagentur nur eine weitere zusätzliche Institution geschaffen.

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„In Deutschland wollen wir immer alles überregulieren. Und dort, wo das Geld gebraucht wird, im Leistungssport, kommt es nicht an“, sagt Hasse: „Im Gesundheitswesen, in Pflegeberufen, im Bildungsbereich – da ist es ähnlich. Gesellschaftlich haben wir ein großes Problem in Deutschland.“ Hasse appelliert deshalb an die Politik: „Steckt das Geld in den Sport. Und zwar dorthin, wo es wirklich ankommt. In die Athleten und Athletinnen, in die Trainerinnen und Trainer. Wenn wir bald keine gut ausgebildeten und motivierten Trainer mehr haben, werden wir nicht vorankommen. Ob uns der Aufbau von weiteren Institutionen wirklich zu besseren sportlichen Leistungen im internationalen Vergleich führt, bezweifle ich.“

Die Kritik richtet sich vor allem an BMI und DOSB, die seit Jahren um den sinnvollen Umgang mit den Fördergeldern streiten. „Zwei Jahre lang wurden gemeinsame AG-Sitzungen abgehalten, da sind sicher insgesamt zehntausende Stunden an Arbeit reingeflossen. Wahrscheinlich gab es über 50 Arbeitsgruppen, die immer wieder getagt haben. Und das Ergebnis ist dann, dass man sich nicht einig ist. Das ist eine Katastrophe“, sagt Hasse: „Wir erleben im Sport auf den höchsten Ebenen gerade das, was unsere Ampelkoalition in der Politik zurzeit vormacht. Das hinterlässt einen ganz faden Beigeschmack.“ (sid)