Ein neues Buch aus dem Greven-Verlag entführt die Leserinnen und Leser in die faszinierende Zeit der 1920er Jahre. Bei einigen der 23 Geschichten erwachen Kölner Schauplätze zu Leben, die es so nicht mehr gibt.
Gefährliche 1920er-JahreIn der alten Kölner Markthalle nimmt das Drama seinen Lauf
Es erzählt Geschichten von Gaunern und Mördern, kriminellen Machenschaften und Kapitalverbrechen. Ein neues Buch lässt die 1920er-Jahre in Köln vor dem geistigen Auge erwachen. Bei einigen der 23 Geschichten werden Kölner Schauplätze zum Leben erweckt, die es so nicht mehr gibt.
Beispielhaft das Maritim-Hotel mit der postalischen Anschrift Heumarkt 20. So gediegen wie heute ging es an diesem prominent am Rhein gelegenen Schauplatz in jenen jungen Jahren der Republik nicht zu. Die Gegend war berüchtigt für Schwarzmarkthandel, Hehlerei und Prostitution.
Buch über wilde 1920er-Jahre in Köln: „Die Insel der Seligen“
Wo heute das Hotelgebäude steht befand sich die Kölner Hauptmarkthalle, für deren Bau 70 Wohnhäuser abgerissen worden waren. Ein 22 Meter hoher, dreischiffiger Prachtbau war entstanden, allein im Erdgeschoss fanden sich 142 Gemüse- , 41 Metzger und 21 Fischverkaufsstände.
Anhand damaliger Zeitungsberichte rekonstruiert der Kölner Autor Anselm Weyer in „Die Insel der Seligen“ (176 Seiten, 16 Euro) einen aufsehenerregenden Fall, der in der Markthalle seinen Anfang nimmt. Hier lernen sich um 1920 die 39-jährige Witwe Magda Brückner (ihr Mann hat sich umgebracht) und die 15 Jahre ältere Elisabeth Bremm kennen.
Sie beschließen, gemeinsam einen Obststand zu betreiben. Spannend erzählt Weyer, wie die Beziehung für beide Frauen im Verderben endet. Denn der Brückner ist nicht zu trauen – sie ist habgierig …
Schaurige Geschichten vom Kölner Heumarkt
Am 7. Dezember 1920, einen Tag nach Nikolaus, wird Elisabeth Bremm erschlagen und stranguliert in ihrer Wohnung in der Martinstraße 1 aufgefunden. Überall ist Blut! Die Wertsachen der Frau fehlen und das Papiergeld (mehrere Tausend Mark), das sie stets unter ihrer Bluse am Körper trug – die Geschäftspartnerin Magda Brückner soll davon gewusst haben, berichten Zeugen.
Und sie wollen die Brückner zum mutmaßlichen Tatzeitpunkt ganz in der Nähe, auf der Treppe zu St. Maria im Kapitol gesehen haben. Die Brückner habe im Gehen auch noch versucht, ihr Gesicht zu verbergen.
Kölnerin wird am Appelhofplatz zu lebenslanger Haft verurteilt
Die Brückner hat außerdem eine verdächtig erscheinende Wunde an der Hand, die vom Hantieren mit einem Tatwerkzeug stammen könnte – wie der Medizinalrat Fritz Plempel bei der Untersuchung der Verdächtigen an deren rechten Zeigefinger feststellt. Die Brückner, sie war's! Davon ist der Staatsanwalt überzeugt und klagt die ursprünglich aus Bussin in Westpommern stammende Kölnerin, wohnhaft „Im Laach 16“, wegen „Raubs mit Todesfolge“ an.
Im Gerichtssaal des Justizgebäudes am Appellhofplatz beteuert die Angeklagte ihre Unschuld – sie habe doch „so ein gutes Gemüt“. Das glaubt ihr keiner. Sie wird zu lebenslanger Haft verurteilt.