Sie kennen seine Stimme, doch die Geschichten seiner Kindheit sicher noch nicht. Im Interview mit EXPRESS.de spricht 1Live-Moderator Fritz Schaefer über die prägendsten Situationen seines bisherigen Lebens.
„Vulva vor meinem Zimmer“Kölner 1Live-Moderator schildert Horror-Situation seiner Pubertät
Der Kölner 1Live-Moderator Fritz Schaefer (24) ist der jüngste Moderator im WDR. Trotz seines jungen Alters hat er schon viel erlebt. Im Gespräch mit EXPRESS.de schildert der Moderator Mobbing-Erfahrungen aus seiner Schulzeit, wie er es als Pubertierender mit einer Mutter als Sexualtherapeutin ausgehalten hat und wie es sich anfühlt, mit einer schwerbehinderten Schwester aufzuwachsen.
Sein Ziel: Auch andere sollen sich in seinen Zeilen wiederfinden und feststellen: „Scheiße gelaufen, aber es kann sich doch alles noch zum Guten wenden“, so Schaefer.
Kölner 1Live-Moderator: „Dorsten ist die geilste Stadt der Welt“
Vielen Hörern ist Fritz Schaefer vor allem durch den 1Live-Podcast: „Dumm gefragt“ bekannt, der bestimmte Berufs- oder Gesellschaftsgruppen mit gängigen Vorurteilen konfrontiert. „Bei mir könnte das Vorurteil sein: Wieder ein junger und dekadenter Typ, der noch nichts zu erzählen hat und eine Autobiografie schreibt. Denen entgegne ich: Wer eine Geschichte zu erzählen hat, der darf sie aufschreiben. Egal, wie alt er ist“, sagt Schaefer.
Der 24-Jährige erzählt in seinem ersten Buch „Strahlemann“ von den schönen, schrägen und schrecklichen Ereignissen seiner Kindheit und Jugend in Dorsten – „der geilsten Stadt der Welt, nach Köln“, findet Schaefer. „Dorsten ist wie Köln, wahnsinnig hässlich und komplett zerbombt worden. Doch es ist wie mit Köln, die Menschen machen Dorsten zu einer schönen Stadt“, so Schaefer über seine Heimat, in der er nicht nur Gutes erlebt habt.
Fritz Schaefers erste Lebensjahre waren zunächst geprägt von der Erfahrung, sich besonders anstrengen zu müssen, um im Schatten seiner schwerbehinderten kleinen Schwester nicht zu kurz zu kommen.
Kölner 1Live-Moderator: „Lehrer war offensichtlich sadistisch veranlagt“
In der Grundschule wurde er von „Horror-Zwillingen“ gequält, wie er sie nennt. Der Zwillings-Junge übte physische Gewalt gegen ihn aus und seine Schwester psychische Gewalt. Der Mobbing-Auslöser sei gewesen, dass das Mädchen zuerst in ihn verliebt war. „Diese kindliche Liebe habe ich als Grundschüler nicht erwidert. Also waren beide sauer auf mich“, schildert Schaefer.
„Damals war ich ein dankbares Mobbing-Opfer. Auf der weiterführenden Schule ging es dann weiter mit einem Lehrer, der offensichtlich sadistisch veranlagt war“, schildert Schaefer. Er sei ein kreativer Junge gewesen, der kein Mathe konnte und trotzdem immer diese gewisse Fröhlichkeit ausgestrahlt hat. Auch seine Sportlichkeit und etwas feminine Ausstrahlung habe der Lehrer „vom alten Schlag“ wohl zum Anlass genommen, ihn zu mobben.
Mutter von Kölner Radio-Moderator wird plötzlich Sexualtherapeutin
Und während er schon damit große Mühe hatte, sich durch die Pubertät zu kämpfen, entschied sich seine Mutter von heute auf morgen für die Ausbildung als Sexualtherapeutin.
„Meine hoch-katholische Mutter ist plötzlich mit dem verruchten Sex-Thema um die Ecke gekommen“, schmunzelt Schaefer. Früher habe er weniger darüber lachen können, dass seine Mutter einen Leoparden gemusterten Sex-Koffer mit Sex-Toys besessen habe – ein sehr hoher Peinlichkeitsfaktor für den damals hoch-pubertären 15-Jährigen.
Kölner 1Live-Moderator: „Riesige Vulva direkt vor meinem Zimmer“
„Das war ganz seltsam und schräg. Genau in der Zeit, in der ich eigentlich mit der Entdeckungsreise hätte loslegen sollen, hat meine Mutter das Sex-Thema plötzlich nachgeholt. Plötzlich hing ein riesiges Bild von einer Vulva direkt vor meinem Zimmer“, so Schäfer vielsagend. Doch offen über Sex gesprochen und noch einmal aufgeklärt wurde er nicht.
Der Junge aus Dorsten schlug sich durch und wurde zum selbstbewussten Radio-Moderator, der er heute ist. Und das trotz der Erfahrung, neben seiner schwerbehinderten Schwester immer weniger Aufmerksamkeit zu bekommen.
1Live-Moderator wuchs als Bruder von schwerbehinderter Schwester auf
„Man kommt immer zu kurz. Doch das Thema hat keine Lobby. Mittlerweile wird über Behinderungen offen gesprochen, auch über die Eltern behinderter Kinder, aber nie über die Geschwister“, kritisiert Schaefer. Sie haben sich nicht zu beschweren und das sei falsch.
„Das Thema ist schambehaftetet. Als Kind habe ich oft gedacht: „Ach, ich wäre eigentlich auch gerne behindert. Ein schlimmer Gedanke. Aber gleichzeitig möchte man auch von allen diese Aufmerksamkeit bekommen“, beschreibt Schaefer. Dieser Gruppe will der „Strahlemann“ mit seinem Buch eine Stimme geben und einmal mehr beweisen, dass Humor uns alle auch durch schwere Zeiten trägt.