Mit Abnehm-TrickChirurg vom Chlodwigplatz will den Nobelpreis nach Köln holen
Köln – Chlodwigplatz. Das Herz der Südstadt. Ein Paradies für den kleinen und großen Hunger. An den türkischen, koreanischen und gut bürgerlich deutschen Restaurants und Bäckereien kommt man selten vorbei ohne die eine oder andere Extra-Kalorie. Wird nun ausgerechnet hier die Volkskrankheit Übergewicht besiegt?
Dr. Fevzi Cebe (48) hat hier seine Praxis. Und der Kölner Chirurg will nicht mehr, aber auch nicht weniger als den Nobelpreis. Ist der Mann größenwahnsinnig? Oder ist die von ihm entwickelte Kompressions-Bandage EFE („Essen für Energie“) tatsächlich der Durchbruch im Kampf gegen Adipositas?
„Das ist natürlich auch ein Stück weit Größenwahn“, antwortet Cebe im EXPRESS-Gespräch. „Aber dieser Größenwahn muss sein als Korrektiv dafür, dass man das Thema Übergewicht und Adipositas nicht wirklich würdigt. Irgendeiner muss aufstehen und die Leute wachrütteln, was das für ein Risiko ist.“
Aber von vorne. Wer ist der Mann überhaupt?
„Auf Wiedersehen, bis zum Nobelpreis.“ So verabschiedete sich der in Brühl geborene Sohn türkischer Migranten schon als 19-Jähriger von einem Reporter der Kölnischen Rundschau. Da hatte Cebe bereits am Gymnasium Sudetenstraße sein Abi mit Traumnote 0,7 (!) und infolge dessen ein Stipendium der „Studienstiftung des deutschen Volkes“ in der Tasche – das entscheidende Einzelgespräch hierzu führte er mit der damaligen „First Lady“ der Republik, Bundespräsidenten-Gattin Marianne von Weizsäcker (87).
Kölner Chirurg Dr. Fevzi Cebe leistete schon zweimal Pionierarbeit
Im Rahmen seiner Doktorarbeit erforschte Cebe das Immuntoxin und erzielte bahnbrechende Ergebnisse für die Immuntherapie. Sein praktisches Jahr absolvierte er in der Onkologie der weltberühmten Harvard Medical School in Boston. Cebe ist Mitglied der unter anderem von Altkanzler Helmut Schmidt (†2015) mitgegründeten Atlantik-Brücke.
Seinen zweiten medizinischen Durchbruch hatte er mit der Entwicklung des mentalen Trainings für Chirurgen – Trainings-OPs an Lamm-Lebern zeigten bei Probanden, die das Training angewandt hatten, signifikant bessere OP-Leistungen. „Ich wurde von einer Krebserkrankung gestoppt und musste kürzertreten, Psychologe Marc Immenroth ist mit der Methode dann berühmt geworden und hat mich in den Danksagungen erwähnt “, erklärt Cebe: „Aber ich habe das mentale Training in der Chirurgie als Pionier entwickelt.“
Abnehmen ohne Hunger: Hat Dr. Fevzi Cebe die Lösung?
Die dritte revolutionäre Innovation soll nun seine EFE-Bandage sein – an der er übrigens seit seiner Zeit in Harvard tüftelte: „Seit diesen Gesprächen mit den Oberärzten, einer davon war Dr. Eder, ein deutsch-ungarisch-stämmiger Mediziner, wusste ich, dass ich an die Luft im menschlichen Körper ran muss.“
Herausgekommen ist seine Bandage, die durch stetigen Druck mittels einer exakt ausgetüftelten Pelotte die Luft aus dem Magen entweichen lässt. „Durch ein bisschen Druck im Oberbauch im Weichteilbereich zwischen den zusammenlaufenden Rippenbögen“ werde die Luft im Magen komprimiert, somit eine Verkleinerung und frühere Sättigung erreicht, erklärt Cebe „das eigentlich einfache, aber effektive Wirkprinzip“.
Denn physikalisch betrachtet kann im menschlichen Körper nur Luft komprimiert werden: Man darf also gespannt sein, ob Cebe den Nobelpreis für Medizin oder für Physik abstauben wird – wenn er die Auszeichnung erhält.
Kölner Chirurg schnürt die Pfunde weg: Hier mehr über das Wirkprinzip der EFE-Bandage lesen
Impotenz und Krebs können aus Übergewicht resultieren
Sein Motiv verdient allemal allergrößten Respekt: Übergewicht, Adipositas und die Folgekrankheiten – hier sieht Cebe „DIE medizinische Herausforderung unserer Zeit.“
Er nennt Begleiterkrankungen „von Bluthochdruck über Zuckerkrankheit, von Depressionen über Fettleber, Gallensteine, Fertilitätsstörung (Impotenz), bis hin zum Krebs“ und schimpft: „Das wird doch völlig unter den Tisch gekehrt, dass Übergewicht und Adipositas Krebs erzeugen.“
Angesichts der Schwere der Erkrankungen und der betroffenen Masse von Menschen – „fast jeder Dritte ist von Übergewicht betroffen und es geht immer weiter – das ist die Epidemie unserer Zeit“ – werde „diese medizinische Herausforderung einfach nicht würdigend genug angegangen“, klagt Cebe. „Alleine in Deutschland haben wir weit über 20 Milliarden Euro jährliche Kostenproduktion durch Adipositas, Tendenz brutal steigend.“
Magenverkleinerung durch OP ist teuer und risikoreich
Seine Bandage verspricht schnelle Abnehmerfolge ohne Sport – und vor allem ohne teure und risikoreiche Magen-OP. Eine chirurgische Magen-Verkleinerung (kostet 7000 Euro plus mögliche Folgekosten) sowie das Einsetzen eines Magenballons, der allerdings später wieder entfernt werden müsse und deshalb meist zu einem Jojo-Effekt führe, nennt Cebe als einzige bekannte Alternativen.
In den USA habe man 2016 das „Aspire Assist System“ zugelassen, führt der Mediziner aus: „Ein Schlauch, der vom Magen abgeführt wird, das ist die Umkehr einer Zwangsernährung von alten Menschen – wie verzweifelt muss die Adipositas-Therapie sein, dass man das zulässt?“
Er selbst kämpft nun dafür, dass in Deutschland seine derzeit 370 Euro teure, patentierte Bandage von den Krankenkassen anerkannt wird. Auf seiner Homepage berichten Patienten über Abnehmerfolge von bis zu 15 und gar 25 Kilo in wenigen Monaten.
Nur fünf Prozent abnehmen und unser Leben wird besser
Dabei würde meist schon weniger reichen, erklärt Cebe mit Verweis auf zwei Studien aus Oxford – „Fünf Prozent Gewichtsreduktion führen zu signifikant niedrigeren kardiovaskulären Erkrankungen (Herzinfarkt, Schlaganfall/d. Red.), das ist Fakt “ – und Harvard: „Fünf Prozent Gewichtsreduktion und es kommt zu einer signifikanten Verbesserung der spürbaren Lebensqualität.“
Die Rechnung klingt denkbar einfach: Selbst wer zwei Zentner wiegt, kann mit nur fünf Kilo Gewichtsverlust sein Wohlbefinden spürbar verbessern und Risiken senken. „Diese Zahl muss viel bekannter werden“, fordert Cebe.
Und wie war das jetzt mit dem Größenwahn? Den Vorwurf nimmt er gerne: „Wenn das stimmt, was ich behaupte, dass die EFE-Bandage bei fast allen Menschen flächenübergreifend zu einer Gewichtsreduktion führen und ohne OP das Risiko von Herz-Kreislauf-Erkrankungen entscheidend senken kann, dann nehme ich den Preis gerne in Empfang. Was gut ist für die Kölner, ist gut für die ganze Welt. Der Nobelpreis gehört hierhin.“