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Lost Place fasziniertToter Bahnhof mitten in Kölner Wald – was hier früher passierte

In der Wahner Heide erinnern Bahnschwellen und Schottersteine noch an einen ehemaligen Bahnhof.

In der Wahner Heide erinnern Bahnschwellen und Schottersteine noch an einen ehemaligen Bahnhof.

Beim Spaziergang durch die Wahner Heide kommt man irgendwann an einer großen Schneise im Wald vorbei, Schwellen und Schotter erinnern an frühere Tage. Die Geschichte hinter dem verlassenen „NATO-Bahnhof“.

von Niklas Brühl  (nb)

Die Wahner Heide gehört heute mit ihren 47 Quadratkilometern zu den größten Naherholungsgebieten im Kölner Raum. Durch die A3 wird sie vom Königsforst getrennt. Viele Waldwege führen durch die Heide, kleine Bäche fließen durch die Landschaft.

Bei einem Spaziergang durch das Gebiet auf der Schäl Sick fällt jedoch irgendwann, in der Nähe des Kurtenwaldbaches, eine breite Schneise zwischen den Bäumen auf. Es sind noch Bahnschwellen und Schottersteine zu sehen – das ist die Geschichte hinter dem verlassenen Bahnhof in der Wahner Heide.

Wahner Heide in Köln: Die Geschichte hinter dem verlassenen „NATO“-Bahnhof

Beim Gang durch den Wald fallen immer wieder Schilder der Stadt Köln auf: Ein Verlassen der Pfade und Wanderwege ist nicht erlaubt. Und zwar, „weil das gesamte Gelände aufgrund seiner historischen Nutzung mit Munition und sonstigen Kampfmitteln belastet“ ist.

Klingt erst einmal ziemlich bedrohlich – die Geschichte dahinter: Die Heide befindet sich in unmittelbarer Nähe zur Luftwaffenkaserne der Bundeswehr. Bereits im 19. Jahrhundert wurde die Wahner Heide vom preußischen Militär als Übungsplatz genutzt. Die Royal Air Force aus Großbritannien übernahm das Gelände nach dem Zweiten Weltkrieg und baute unter anderem die Start- und Landebahnen des Flughafens Köln/Bonn aus, der sich ebenfalls auf dem Gelände der Wahner Heide befindet.

Hinweisschild in der Wahner Heide.

In der Wahner Heide sind viele dieser Hinweisschilder zu sehen, die das Verlassen der Wanderwege verbieten.

Von 1953 an wurde das Gebiet dann von belgischen Streitkräften als Übungsplatz genutzt, die im Kwartier Maj SBH-BEM Legrand, auch Camp Altenrath oder Kasernenanlage Camp Major Legrand genannt, stationiert waren. 2004 zogen die letzten belgischen Truppen aus Köln ab. Und da kommt dann auch der tote Bahnhof mitten im Wald ins Spiel.

Lost Place in Köln: Hier rollten einst Panzer über die Gleise

An den ehemaligen viergleisigen „NATO-Bahnhof“, direkt im Schatten der viel befahrenen A3, erinnern heutzutage nur noch zurückgebliebene Schwellen und Schottersteine.

Das LVR-Portal „KuLaDig“ (Kultur. Landschaft. Digital.) schreibt dazu: „Der Kopfbahnhof diente seit den 1950er-Jahren, bis zum Abzug der belgischen Truppen 2004, als Umschlagplatz für Panzer, Militärfahrzeuge und Ausrüstung.“

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Die Gleise wurden also zum leichteren Transport militärischer Apparatur genutzt. Panzer beispielsweise mussten von der Verladerampe aus über eigens hierfür eingerichtete Trassen durch die halbe Wahner Heide zum Camp Altenrath gefahren werden.

Ein Blick auf die ehemaligen Gleise in der Wahner Heide.

Die viergleisige Bahnstrecke wurde von belgischen Streitkräften zum Transport von militärischer Apparatur genutzt.

Die Strecke zweigte von der damaligen Aggertalbahn ab, die heutzutage von der Linie RB25 genutzt wird. 2011 wurde der ehemalige Bahnhof schließlich renaturiert: Die Gleise wurden entfernt, das Trafohäuschen abgebaut und die Verladerampe entsiegelt.

Dass die Schottersteine und die Schwellen noch verblieben sind, hat auch einen nachvollziehbaren Grund: „Mehrere streng geschützte Amphibien- und Reptilienarten nutzen den Gleisschotter als Habitatsbestandteil, sodass ein Rückbau aus Artenschutzgründen problematisch gewesen wäre“, heißt es auf der Website von „KuLaDig“.

Ein Blick von der ehemaligen Verladerampe auf die Bahnstrecke, die heute eine große Schneise in der Wahner Heide bildet.

Ein Blick von der ehemaligen Verladerampe auf die Bahnstrecke, die heute eine große Schneise in der Wahner Heide bildet.

Rund um die ehemaligen Gleise wurden Nadelbäume gepflanzt, die langsam aber stetig wachsen und ins große Ökosystem des Waldes integriert wurden.

Der sogenannte „NATO-Bahnhof“ in der Wahner Heide hat also eine bewegte Vergangenheit, mit dem Hintergrundwissen ist er heutzutage ein eindrucksvoller Lost Place im Kölner Stadtgebiet – und durchaus mal einen Ausflug wert, den man mit einem ausgiebigen Spaziergang durch das Naherholungsgebiet verknüpfen kann.