Ironie und Idealismus – das ist der Cocktail, aus dem die Geschichte um den Kölner Axel Dieterle gemixt ist.
Gestrandet in KölnEx-Reality-Star (27) ist wohnungslos, „damit andere ihr Glück finden“

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Axel Dieterle lebt in Köln bei einem Freund auf dem Dachboden. Von hier aus steuert er seine App.
So wenig glamourös kann das Leben in Köln sein – auch als ehemaliger Teilnehmer einer Reality-TV-Sendung. Axel Dieterle (27, „Are you the one“) hat sich notdürftig auf dem Dachboden eines Freundes eingerichtet. Kurz gesagt: Axel ist wohnungslos, damit andere ihr Glück finden. Klingt paradox? Ist es auch – aber erklärbar!
Denn: Vom Dachboden in Köln-Kalk aus steuert Axel seine eigene App. Weil die jedoch viel Zeit in Anspruch nimmt, aber (noch) keinen Profit abwirft, fehlt ihm das Geld für eine eigene Wohnung oder ein WG-Zimmer.
Axel Dieterle wohnt auf Dachboden in Köln und steuert von dort seine App
Die Ironie der Geschichte: Die App, die Axel aufgebaut hat, soll ausgerechnet die WG-Suche verbessern – während er selbst auf dem Dachboden haust.
„Alles begann vor fünf Jahren, als ich für mein Studium von Konstanz nach Düsseldorf gezogen bin“, erzählt Axel im Gespräch mit EXPRESS.de. Ohne Kontakte in die neue Heimat musste für die WG-Suche eines der üblichen Portale herhalten.
Doch Axel war enttäuscht: Wo sind die WGs, in die ich passe? Wo würde ich mich wohlfühlen? Auf den gängigen Portalen lässt sich das vorab kaum beantworten. „Man muss extrem viel Zeit investieren, obwohl man nicht mal weiß, ob die WG Interesse hat oder ich die Menschen dort überhaupt mag“, erklärt der 27-Jährige.
Die App „Bunky“ funktioniert wie Tinder, nur für WGs
Seine Suche ist nicht erfolgreich, er muss für ein paar Nächte sogar auf der Straße schlafen. Doch die eigene Erfahrung wird noch nützlich: Später bricht Axel sein Studium ab, will selbstständig werden. Die Idee: eine App, die die Probleme löst, die er und tausende andere junge Menschen von der WG-Suche kennen.
Das Ergebnis: „Bunky“. „Kurz gesagt das Tinder für WGs“, wie Axel erklärt. Seit Ende 2021 ist die App am Markt, etwa 10.000 Menschen haben sie bereits runtergeladen.
Wer eine WG sucht, kann seine Interessen angeben und seinen Charakter beschreiben. Ein Algorithmus gleicht das mit den Angaben von WGs ab, die neue Mitbewohnerinnen oder Mitbewohner suchen. Entsteht ein „Match“ (beide Seiten haben Interesse), kann man chatten oder telefonieren.
Wann wirft „Bunky“ Geld ab? Etwa 50.000 Nutzerinnen und Nutzer sind wohl nötig
Und Axel? Der arbeitet gemeinsam mit Geschäftspartner Patrick Sixt daran, die App weiterzuentwickeln. Und zwar so viel, dass er nur zwei Tage die Woche in seinem Nebenjob (bei einem Lebensmittel-Kurier) arbeiten kann. Das Geld für ein WG-Zimmer fehlt, Axel muss improvisieren. Seit fünf Monaten schläft er unter dem Dach.
„Meine Mutter war alleinerziehend mit vier Kindern. Ich kenne solche Lagen schon mein ganzes Leben lang“, so Axel. Ändern wird sich an seiner Lage wohl erst etwas, wenn „Bunky“ Geld abwirft. Das würde etwa 50.000 Nutzerinnen und Nutzer erfordern – oder einen Investor, der an die Idee glaubt.
„Die WG-Suche, wie sie jetzt läuft, kann nicht so weiter gehen“, sagt der Kölner. „Aber es geht mir nicht nur um Business. Ich will auch helfen, Menschen zusammenzubringen, Freunde zu finden, die vielleicht ein Leben lang da sind.“