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Aufstand auf Venloer StraßeAnwalt eingeschaltet – so reagiert Stadt Köln auf Klagen der Geschäftsleute

Die Einfahrt zur Venloer Straße ist für Autos gesperrt.

Die Einfahrt zur Venloer Straße ist am 8. November 2023 für Autos gesperrt.

Seit Oktober 2023 gilt auf der Venloer Straße in Köln-Ehrenfeld eine neue Einbahnstraßen-Regelung. Die sorgt für mächtig Ärger.

von Ayhan Demirci  (ade)

Mit dem Verkehrsversuch auf der Deutzer Freiheit – Verbannung des Autoverkehrs, Einrichtung einer für den Radverkehr freigegebenen Fußgängerzone – war die Stadtverwaltung bei den Händlern und Händlerinnen und dann auch vor dem Kölner Verwaltungsgericht durchgefallen.

Das Projekt wurde beendet. Auch beim jüngsten Verkehrsexperiment, das die Venloer in ihrem Ehrenfelder Kernbereich zur Einbahnstraße gemacht hat, zeichnet sich ab, dass unzufriedene Geschäftsleute juristische Schritte einleiten werden.

Köln-Ehrenfeld: Immer mehr Kritik an der Einbahnstraße-Regelung auf der Venloer

Die Betreiberin der „Pro Vita Apotheke“ am Barthoniaforum, Ewa Gorissen, gehört zu den vehementesten Kritikern der am 23. Oktober 2023 eingeführten Einbahnstraßenregelung.

Damit hätten die Umsätze ihrer Apotheke zu sinken begonnen: „Inzwischen sind sie dramatisch eingebrochen. Täglich fällt ein Drittel meiner Kundschaft weg. Zudem erhöht sich die Arbeitslast für mein Personal, weil wir den Kundinnen und Kunden, die uns anrufen, erklären müssen, wie sie unsere Apotheke erreichen, wenn sie stadteinwärts zu uns kommen wollen – oft auch müssen.“

Da wegen einer Baustelle samt Kran die Thebäer Straße blockiert sei, müsse ein Kunde oder eine Kundin drei Kilometer Umweg fahren, um die Apotheke zu erreichen, klagt Gorissen. Auch bereite die verschärfte Parksituation große Probleme für ihre Medikamentenlieferanten oder -lieferantinnen, die mehrmals am Tag kommen würden. Da sie ein großes Arzneimittellager habe, sei sie weit über Ehrenfeld hinaus eine Anlaufstation.

Die „Pro Vita Apotheke“ an der Venloer Straße

Die „Pro Vita Apotheke“ an der Venloer Straße schlägt Alarm.

Gegenüber EXPRESS bestätigte die Apothekerin, dass ein Anwalt eingeschaltet sei und die Sachlage überprüfe. Parallel zu einer vor zwei Wochen von Geschäftsleuten ins Leben gerufenen, von einer Plakataktion flankierten Onlinepetition für den Abbruch des Verkehrsversuchs (bislang knapp 120 Unterzeichner und Unterzeichnerinnen, EXPRESS berichtete), hat auch die Unternehmerin zahlreiche Unterschriften gesammelt.

Blerim Shala steht an seiner Café-Station an der Venloer Straße.

Blerim Shala steht an seiner Café-Station an der Venloer Straße.

Schräg gegenüber der Apotkeke steht Blerim Shala (37) neun Stunden am Tag an seiner Freiluft-Café-Bar. Direkt im ersten Monat nach Einführung der Einbahnstraße habe er einen deutlichen Umsatzeinbruch verzeichnet. Dabei sei das ein toller Standort gewesen, die Jahre 2021 und 2022 seien richtig gut gelaufen. Er liebe seine Arbeit und den Kontakt mit den Leuten auf der Straße.

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Die Einbahnstraße und der schon zuvor vollzogene Abbau von Autoparkplätzen sei nicht der alleinige Grund für die aktuelle Misere. Er nennt die allgemein besorgte Stimmung und die Preisentwicklung – auch er habe die Preise vor kurzem um 20 bis 30 Cent angehoben. Der Verkehrsversuch versetze ihm möglicherweise den am Ende entscheidenden Schlag. „Ich schaue mir das jetzt die kommenden sechs Monate an – dann werde ich gegebenenfalls meine Konsequenzen ziehen müssen.“

Er sehe natürlich und verstehe die jetzt zufriedenen Fahradfahrenden. Gemeinsam mit Stadt und Anliegern sowie Anliegerinnen hätte man, so Shala, aber zu besseren Lösungen für alle Beteiligten kommen können. Unter dem wirtschaftlichen Aspekt wäre es seiner Ansicht nach besser gewesen, die Einbahnstraße in der anderen Fahrtrichtung (stadtauswärts) auszurichten.

Venloer Straße: So reagiert die Stadt auf die Klagen der Geschäftsleute

Wie aber reagiert nun das Kölner Verkehrsdezernat auf die Klagen der Geschäftsleute? Ein Stadtsprecher erklärte auf Anfrage, dass die Verwaltung „im Austausch“ mit einer Universität stehe, „um zu ergründen, welche Möglichkeiten es für eine Bewertung der Geschäftsentwicklung auf dem Teilstück der Venloer Straße gibt.“

Gemeinsam mit Kölner Industrie- und Handelskammer sowie der Handwerkskammer habe man zudem im Vorfeld ein Verfahren zur Partizipation der betroffenen Gewerbetreibenden entwickelt, um die Auswirkungen der Einbahnstraße auch aus ihrer Sicht bewerten zu können. Heißt: Die Verwaltung hält die geschäftliche Situation im Blick.

Ehrenfelds Bezirksbürgermeister Volker Spelthann (Grüne) erklärte gegenüber EXPRESS: „Jedes Feedback ist richtig und wichtig. Die Kommunikationskanäle sind immer offen. Eins ist dabei klar: Wir wollen auf der Venloer Straße Umsatz und Sicherheit, also beides stärken. Für uns ist das kein Gegensatz. Mehr Frequenz ist auch unser Interesse.“

Sein Appell lautet daher: „Wir müssen alle für unsere Venloer kämpfen.“ Man dürfe nicht außer Acht lassen, dass sich vieles auf der Straße dann doch zum Positiven gewendet habe. Bei der nächsten Sitzung der Bezirksvertretung werde die jetzt diskutierte Situation ein Schwerpunktthema sein.