Eure Meinungen„Völlig fehl am Platze“: Außengastro-Zoff geht weiter –Die 22-Uhr-Regel spaltet Köln

Menschen sitzen auf der Terrasse einer Gaststätte.

An vielen Orten in Köln sind Gastro und Wohnhäuser auf einem Fleck. Wie hier am Brüsseler Platz (aufgenommen 2019), wo es auch ständig Zoff wegen der Nachtruhe gibt.

Soll die Außengastro in Köln um 22 Uhr schließen? Die Meinungen gehen weit auseinander.

von Adnan Akyüz  (aa)

Das Thema Außengastro erhitzt in Köln weiter die Gemüter. Die Meinungen unterscheiden sich stark. Das Oberverwaltungsgericht Münster hat entschieden, dass die bekannte Südstadt-Kneipe „Im Schnörres“ seinen Außenbereich um 22 Uhr schließen muss.

Leserinnen und Leser von EXPRESS.de berichten von ihren eigenen Erfahrungen und erklären, was sie von der Entscheidung halten. Hier ein Auszug.

Köln: Außengastro soll ab 22 Uhr schließen – Das sagen Leserinnen und Leser von EXPRESS.de

Leserin Bine Bruns sagt: „Ich kann einfach nicht verstehen, warum Menschen in die Innenstadt ziehen, weil sie angeblich mitten im Leben sein wollen, und dann gegen Lärm klagen. Warum ziehen solche Leute nicht in die Außenbezirke?“

Es gebe genug Stadtteile, in denen man von abendlichem Kneipenlärm verschont bleibe und von wo man sich für ein Bierchen in die Stadt begeben könne. „Das ist so, als wenn ich neben den Zoo oder eine Autobahn ziehe und dann gegen Geruchsbelästigung im Sommer oder gegen Straßenlärm klage. Mit solchen Anwohnerinnen und Anwohnern wird das von vielen gefeierte Gefühl, die nördlichste italienische Stadt zu sein, total kaputt gemacht. Schade.“

Thorguy Cara kennt die Südstadt-Kneipe und sagt: „Die besagte Kneipe hat erst ab Mittwoch bis sonntags auf. Die Gastronomie gegenüber, die dazu gehört, schließt um 18.30 Uhr und die Abluftanlagen für die Restaurants auf der Zülpicher Straße sind nicht deswegen, weil die Betreiber diese Abluftanlagen unbedingt betreiben wollen. Sie müssen es betreiben, weil das gesetzlich vorgeschrieben ist.“

Er selbst habe weder eine Kneipe noch kenne er die Besitzer. Eine Schließung um 22 Uhr hält er für wenig zielführend.


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„Wenn die Gastronomie früher schließen würde, dann sind die Feiern auf der Straße und werden es auch immer sein, auch nach 22 Uhr, nach 24 Uhr oder um 3 Uhr morgens. Ich wohne selber auf der Meister-Gerhard-Straße. Es ist leider so, wie es ist. Wenn wir anfangen, das Feiern zu verbieten, frage ich mich, wo das noch hinführen soll. Wenn wir überall Riegel vorschieben, wie sollen noch Gastronomen Umsatz machen und wie sieht's dann mit der Infrastruktur einer Stadt aus?“, fragt er.

Wer über eine Kneipe ziehe oder auf eine Straße einziehe, auf der nur Kneipen sind, dann sollte man wissen, was da auf jemanden zukommt, meint er.

„Kann dann hinterher nicht herumjammern, dass es zu laut ist, und dass es feiernde Menschen gibt. Finde das immer herrlich, wenn Leute in Urlaub fahren und zurückkommen und sagen, wie schön das Leben in den Süden ist und dass die Leute auf der Straße sind und das alles locker schön ist, aber, sobald sie in ihrem Land sind, fangen sie an zu meckern. Wenn wir anfangen, öffentliche Plätze wie im Belgischen Viertel oder den Rathenauplatz, die für die Öffentlichkeit gedacht sind, für die Öffentlichkeit dann verbieten, dann sind wir nicht weit von der Diktatur.“

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Anneliese Christ ist da etwas anderer Meinung: „In Köln leben und wohnen Menschen. Köln ist keine Partymeile. Alle, die das Nachtleben genießen wollen, sollten dies mit Rücksicht auf die Bewohnerinnen und Bewohner der Stadt machen und wenn sie dies nicht können oder möchten, ihre Party zu Hause feiern. Da ist auch um 22 Uhr Feierabend.“

Felix Hartmann schließt sich klar dieser Meinung an: „Ich finde das Urteil des OVG Münster gut, dass um 22 Uhr Schluss sein muss mit der Außengastronomie.“

Er glaubt, dass viele, die länger ausgehen, Studenten oder Leute sind, die sich ihre Arbeitszeit frei einteilen können oder erst mittags oder später anfangen zu arbeiten. Es gebe aber im Gegensatz dazu auch Menschen, die sehr früh oder ansonsten um 8 oder 9 Uhr im Büro sein müssen - und dafür ausgeruht sein sollten.

„Hier sollten gerade die Studentinnen und Studenten nicht vergessen, wer mit den Steuern dafür sorgt, dass das Bafög fließt und das Studium relativ bezahlbar bleibt“, mahnt der Leser.

Übrigens, sagt Felix Hartmann noch: „Der Satz ‚In der Millionenstadt Köln ist also um 22 Uhr Schluss, in europäischen Metropolen nehmen da die Leute erst Platz‘, ist völlig fehl am Platze und schon ein Schlag ins Gesicht der ruhebedürftigen Anwohnerinnen und Anwohner, die somit als Spießbürger dargestellt werden.“

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EXPRESS.de-Leser Andreas Schröder ist wiederum anderer Meinung: „Köln verkommt leider langsam zu einer Provinzstadt. Verweilverbote und frühe Schließungen der Außengastronomie - In einer Stadt und gerade im Zentrum einer Stadt gibt es einfach einen Geräuschkegel. Da viele Menschen zusammenkommen, miteinander sprechen oder feiern. Wenn mich diese Situation stört, muss ich mich nach Alternativen in Außenbezirken oder auf dem Land umschauen. Es war schon vor 40 Jahren laut in Innenstädten und das sollte auch so bleiben.“

Die Stadt selbst biete nicht so viel Schönheit und ernte seine Lorbeeren aus dem „lustigen Zusammenleben“ der Einwohnerinnen und Einwohner. „Das wird leider von einigen Leuten zum Anlass genommen, sich gerichtlich zu beschweren und Verbote zu erwirken.“

Leser Roland berichtet von einer persönlichen Erfahrung: „Wir wohnen selber über einer Außengastronomie (Café, Eisdiele, Bar) mit leider neuem Betreiber und ich kann die Schilderungen und teils Wut vollkommen nachvollziehen!“

Er schaut dabei nicht nur auf die Gastro-Gäste. Heutzutage seien auch Inhaber und Betreiberinnen „rücksichtsloser und uneinsichtiger“ geworden. „Profitgier und Egoismus pur, da sie ja selbst nicht hier wohnen“, glaubt er. Es gebe Tage, da wünsche er sich den Lockdown zurück.

Wie sehr das Thema polarisiert, zeigt auch die Zuschrift von Thorsten Klumpe: „Ein Schlag ins Gesicht für die Gastronomie und das urbane Leben in der Stadt. In Gegenden und Vierteln, wo Kneipen und Außengastronomie schon immer Bestandteil des sozialen Zusammenlebens sind, wohnen plötzlich Menschen, die mit der fairen Mitternachtszeit nicht mehr zurechtkommen. Jetzt sollten alle für sich überlegen, wer dort fehl am Platz ist. Die Gastronomie oder die Menschen, die im Laufe der Zeit dorthin gezogen sind?“

Guido Breunung hält die Entscheidung des Gerichts für wenig sinnvoll: „Was für ein Unfug. Das muss man aushalten oder wegziehen. Was wäre das Nächste? Keine KVB mehr oberirdisch nach 22 Uhr?“

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Eine anonyme Zuschrift lautet: „Ich bin für die 22-Uhr-Schließung der Außengastronomie. Nachtruhe muss für alle gelten. Privat wie geschäftlich.“

Philipp Wilhelm findet zu strenge Regeln nicht gut. Er sagt: „Eine ähnliche Situation haben wir in Nippes erlebt, was letztlich zur Schließung der Kneipe führte. In unserer Demokratie ist es korrekt, dass einzelne eine solche Macht haben und langjährige Gastronomien in die Knie zwingen? Ich weiß doch vorher, wo ich hinziehe. Egal, ob Altstadt, Südstadt, Nordstadt oder Umland - sollte man meinen.“

Leser Udo Winter findet das Urteil gut. Mit dem Argument: „Wenn mich diese Situation stört, muss ich mich nach Alternativen in Außenbezirken oder auf dem Land umschauen. Es war schon vor 40 Jahren laut in Innenstädten und das sollte auch so bleiben“.

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Wieso ziehen denn die Feiernden nicht in die Randbezirke oder aufs Land?, fragt er. „Ich möchte die Leute mal erleben, wenn sie Kinder haben, alt sind und es vor ihren Fenstern ‚auf dem Land‘ laut ist. Ich bin auch ein Feiermensch und wohne an einer Hauptstraße, aber wenn nur 3 Leute sich nach 22 Uhr auf der Straße unterhalten, nervt das“, ist seine Meinung.

Irgendwann müsse mal Schluss sein und vor 40 Jahren sei die Sperrstunde viel strenger kontrolliert worden. „Dann war Ruhe auf der Straße.“