Am Mittwoch wurde nach langem Hickhack endlich der Leichnam der Milieugröße „Dummse Tünn“ beerdigt.
Beerdigung von „Dummse Tünn“Knallhart-Satz bei Trauerrede in Köln – Polizei und Rocker vor Ort
Um 11.38 Uhr, als der helle Kiefernsarg in die Erde herabgelassen wurde, war es so weit: „Dummse Tünn“ – angekommen in der Kölner Unterwelt.
Etwa 100 Freunde, Bekannte und die Familie des mit 86 Jahren verstorbenen Anton Dumm haben am Mittwoch (13. März 2024) auf dem Friedhof in Rath Abschied genommen von der einstigen Kölner Milieugröße.
Beerdigung von „Dummse Tünn“ in Köln: Rocker begleiten Sarg
Mitglieder der Rockergruppierung „HAMC Rhine City“ trugen auf Wunsch von „Dummse Tünns“ Sohn Frank Jaulus (52) den Sarg zur letzten Ruhestätte. Die befindet sich neben dem Grab einer Schwester von Anton Dumm und fernab vom Grab seiner Witwe Ruth.
Trotz der Streitigkeiten und der noch nicht ausgestandenen Vorfälle, die in den vergangenen Tagen hohe Wellen schlugen: Es wurde eine friedliche Zeremonie. Für alle Eventualitäten: Auf dem Parkplatz des Friedhofs standen Polizisten und Polizistinnen in einem kleinen Bus bereit.
Denkwürdig war der Abschied von „Dummse Tünn“ dennoch – und das lag nicht nur an der Kuriosität, dass der Trauerredner am Ende seines Vortrages „Niemals geht man so ganz“ ankündigte, stattdessen aber aus der Box Julio Iglesias erklang: „Mit Tränen in den Augen ist man blind.“ Eingeläutet wurde die Zeremonie in der Trauerhalle mit dem Lied „Wenn es dich noch gibt“ von Roger Whittaker.
Nachdem der letzte Ton verklungen war, verblüffte der kölsche Trauerredner Jochen Langer die Anwesenden mit der Ankündigung, die Augen „vor dem Leben von Anton“ nicht verschließen zu wollen – um dann deutlich zu werden: „Der ‚Dummse Tünn‘? Wie kannst du nur? Der war doch voll der Arsch!“
Das sei die erste Reaktion einer Bekannten gewesen auf die Nachricht, dass er Anton Dumms Abschiedsfeier begleiten werde. Er werde nicht über ihn richten – „einen schönen Abschied hat jeder Mensch verdient.“
Also auch ein ehemaliger Zuhälter und zu jahrelangen Haftstrafen verurteilter Krimineller. Der Redner sprach von einer Kindheit ohne Liebe, Wärme und Sicherheit – das mache misstrauisch, wütend und die Seele kalt.
Und irgendwann habe sich die Frage gestellt: „Will man an der Kasse sitzen oder Kasse machen?“
Der Boxer und zeitweilige Personenschützer von Romy Schneider habe für „wahnsinnige Geschichten gesorgt“, er habe die Unterwelt regiert, sei Gründer und Herrscher gewesen, Souverän und Diktator: „Anton war der Chef.“
Bis sich die Zeiten änderten, der Einfluss schwand, die Ära zu Ende ging – „Dummse Tünn“ stieg aus dem Milieu weitgehend aus und stieg ins Pferdegeschäft ein. Redner Langer rief die Trauergemeinde auf, zu reden und zu schimpfen, sich zu empören und zu lachen, aufzuatmen oder zu weinen: „Verzeiht ihm, wenn ihr könnt.“
Anschließend defilierte die Trauergemeinde, darunter das Milieu-Original „Der lange Tünn“ und der ehemalige Boxer und Fitnessstudio-Betreiber Horst Brinkmeier, am Sarg von „Dummse Tünn“.
Mistgabel-Vorfall ist weiter Gegenstand von Ermittlungen der Polizei
Beeendet ist die ganze Geschichte damit noch nicht. Die Schlägerei und der Mistgabel-Vorfall zwischen „Dummse Tünns“ Sohn und dem Chef des ursprünglich vorgesehenen Bestattungsunternehmens „Paulinenhof“ (EXPRESS.de berichtete) ist weiter Gegenstand von Ermittlungen der Polizei.
Zudem bezichtigt Frank Jaulus wegen einiger Ereignisse unmittelbar nach dem Tod seines demenzkranken Vaters Personen aus dem Milieu des unrechtmäßigen Verhaltens. Er hat Strafanzeige gestellt.