Kölns emotionalste Karneval-StoryBlauer Funk Jörg (47) und „Bluts-Onkel“ Mike (69) jetzt auf ewig verbunden

Zwei Männer stehen Arm in Arm in einem Park und strahlen in die Kamera.

Lebensretter Jörg (l.) aus Köln traf bei der DKMS seinen genetischen Zwilling Mike, den er mit einer Knochenmarkspende rettete.

Die genetischen Zwillinge Jörg und Mike haben sich erstmals in Köln getroffen – kerngesund.

von Thomas Werner  (tw)

Zwei Tage vor dem Alaaf an Weiberfastnacht (27. Februar 2025) kam das große „Hallo“! Am Dienstag (25. Februar) haben sich der Blaue Funk Jörg Peters (47) aus Köln und sein genetischer Zwilling Mike Stroud (69) erstmals persönlich getroffen.

Vor etwa zwei Jahren hatte EXPRESS.de über den Kölner Jörg berichtet, der im Sommer 2022 die Nachricht erhalten hatte, als lebensrettender Spender infrage zu kommen. Für den Eingriff Anfang 2023 unterbrach der passionierte Marathonläufer sogar seine Vorbereitung auf den Wettkampf in Tokio.

Jörg rettete Mike mithilfe der DKMS das Leben

Zeitgleich stand in Großbritannien ein Leben auf dem Spiel: Michael Stroud litt unter MDS, einer schweren, lebensbedrohlichen Störung des blutbildenden Systems, und benötigte dringend eine Stammzellspende.

Der passende Spender: Jörg Peters! Jetzt sind sich die beiden in Köln zum ersten Mal begegnet. „Darauf, Mike kennenzulernen, habe ich mich fast noch mehr gefreut als auf den Fastelovend“, sagt Jörg.

Bisher hatten sich die beiden nur Nachrichten geschrieben, jetzt gab es das erste Treffen bei der DKMS in Köln-Junkersdorf.

„Solche ersten Begegnungen von Spendern und Empfängern miterleben zu dürfen, ist für uns ein Geschenk. Betroffene Patienten, wie Mike, wieder so gesund zu sehen – ist unser Antrieb, immer weiterzumachen und für noch mehr Betroffene einen passenden Spender in unserer Datei zu finden“, sagt DKMS-Geschäftsführer Stephan Schumacher.

Ein Mann überreicht einem anderen Mann einen Karnevalsorden.

Mike erhielt von Jörg einen Orden der Blauen Funken.

Jörg und Mike verstanden sich schon digital auf Anhieb gut. Gemeinsame Hobbys sind schon gefunden: Jörg ist bereits 64 Marathons gelaufen. Mike lief im Rahmen einer Expedition zu Fuß durch die Antarktis und absolvierte im Jahr 2003 sieben Marathons auf sieben Kontinenten in sieben Tagen zugunsten der Organisation British Heart Foundation. Insgesamt hat er „nur etwa 40 bis 50 Marathons“ absolviert.

Zielstrebig gehen die beiden Männer in Köln aufeinander zu und schließen sich herzlich in die Arme. „Es ist so schön, Dich kennenzulernen“, sagt Jörg. Und Mike, der in dem kleinen Ort Langley in Hampshire lebt, erwidert: „Danke, dass Du mit Deiner Spende mein Leben gerettet hast. Du hast in einem Brief geschrieben, ich sei Dein Bluts-Bruder. Ich glaube, ich bin eher Dein Bluts-Onkel“, scherzt er.

Im DKMS-Foyer haben sich zahlreiche Kolleginnen und Kollegen versammelt, die Jörg und Mike laut applaudieren. An der einen oder anderen Stelle rollt ein Tränchen. Schließlich ist so ein Treffen auch für alle DKMS-Mitarbeitenden immer etwas ganz Besonderes.

Jörg Peters während seiner Stammzellenspende.

Jörg Peters setzt sich weltweit für Stammzellenspenden ein. Hier spendet der Marathonläufer und Blaue Funk im Januar 2023 selbst. Das Krätzjen durfte als Accessoire natürlich nicht fehlen.

Mike steht inzwischen wieder voll im Leben: Gemeinsam mit seiner Partnerin Julia (68) ist er nicht nur nach Köln gereist. Nach seiner Transplantation waren die beiden schon in Taiwan, Australien, auf den Philippinen und in Marokko. Marathons läuft Mike nicht mehr, dafür macht er nun Langstrecken-Kajakfahren.

Die Arbeit der DKMS trägt Früchte, auch über Köln hinaus

Eine erste Einführung in die Kölner Karnevalsbräuche erhielt Mike von seinem „genetischen Zwilling“ direkt bei der DKMS. Selbstverständlich hat Jörg für seinen Empfänger und dessen Frau auch je einen Sessionsorden der Blauen Funken dabei. Nach dem ersten Kennenlernen gingen die genetischen Zwillinge mit ihren Partnerinnen noch gemeinsam etwas essen.

Bei der DKMS sind weltweit über 12,5 Millionen Menschen als potenzielle Knochenmark- und Stammzellspender registriert, davon über 7,8 Millionen in Deutschland. Eine Stammzellenspende kommt etwa bei der Behandlung von Leukämie zum Einsatz.

Trotzdem muss weiter aufgeklärt werden: „Viele Menschen sind noch nicht registriert. Das hat mich gewundert“, sagte Peters 2023. „Oft sind die Leute nicht aufgeklärt. Ich will ihnen die Angst nehmen.“ Darum hatte er den genauen Ablauf der Spende auf Instagram begleitet.

Der Fall von Jörg und Mike zeigt: Der Einsatz der DKMS lohnt sich – und zwar weit, weit über Köln hinaus.