Im Prozess um den mutmaßlichen Lynch-Mord in Höhenberg ist das Video in Auszügen vorgespielt worden, das die Tat ausgelöst haben soll.
Lynchmord auf offener Straße in KölnVideo aus Serbien soll Tat ausgelöst haben
Es sind verstörende Szenen, die am Dienstag (20. Dezember 2022) im Gerichtssaal des Kölner Landgerichts gezeigt werden. Ein wild gestikulierender Mann mit Vollbart, der plötzlich ein Fleischerbeil nimmt und einem Mitglied einer Kölner Großfamilie droht, ihm die Hände abzuhacken.
Zwischendurch trinkt er Bier, raucht, isst, singt, zieht eine Pistole und hält sie in die Kamera. Über fünf Stunden dauert das Video, wie die „Rundschau“ berichtet. Aufgenommen wurde es in Serbien und live über Facebook gestreamt. Die Folgen sind tragisch: Der Bruder (†37) des bärtigen Verfassers wird in Köln auf offener Straße totgeschlagen.
Prozess in Köln gegen Mann (31) wegen gemeinschaftlichen Mordes
Im März war der 37-Jährige in seinem Smart in Köln-Höhenberg am helllichten Tag von einer Horde Männer – alles Mitglieder der diffamierten Großfamilie – eingekesselt und so schwer verletzt worden, dass er wenig später starb. Seit dem 23. November muss sich dafür ein 31-Jähriger vor Gericht verantworten. Der Vorwurf: gemeinschaftlicher Mord aus Heimtücke und niedrigen Beweggründen.
„Die Staatsanwaltschaft wirft dem Angeklagten vor, mit seiner Familie beschlossen zu haben, den Geschädigten allein aufgrund seiner Familienzugehörigkeit zu töten. Hieran sollten sich alle Mitglieder der Großfamilie des Angeklagten beteiligen“, erklärte Landgerichtssprecherin Michaela Brunssen im Vorfeld des Prozesses.
Unfassbar: Weil der Verfasser des Videos in Serbien nicht greifbar war, soll sich der Mob dessen unbeteiligten Bruder vorgeknöpft haben.
Am 10. März 2022 gegen 15.30 Uhr soll der Angeklagte mit einigen mutmaßlichen Mittätern zur Bamberger Straße gegangen sein, wo bereits 25 bis 30 weitere Familienmitglieder gewartet haben sollen. Kurz darauf spielten sich schlimme Szenen ab.
Mitglieder der angreifenden Großfamilie sollen den Smart eingekesselt und erst auf den Wagen, dann auf den Fahrer eingeschlagen haben. Unter anderem mit einem Hammer. Zudem sollen sie auf den Fahrer eingestochen haben. Auch, als er bereits reglos auf dem Boden lag. Der 37-Jährige kam mit lebensgefährlichen Verletzungen ins Krankenhaus. Dort verstarb er trotz aller Bemühungen der Ärztinnen und Ärzte aufgrund eines Multiorganversagens und eines Hirnschadens.
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Am 26. April, rund anderthalb Monate nach den tödlichen Angriffen, wurde der nun Angeklagte festgenommen. Der 31-Jährige soll laut Anklage an den Angriffen mitgewirkt und diese auch von etwas abseits verfolgt haben.
Grausame Tat in Köln mit Kamera aufgezeichnet
Die grausame Tat war von einer Kamera aufgezeichnet worden und wurde beim Prozessauftakt am 23. November im Gerichtssaal vorgeführt. Szenen, so schlimm, dass sie sprachlos machen.
Das Video bezeichnete der Verteidiger des Angeklagten beim Prozessauftakt als „illegal gefertigt“, da die Kamera vor einem Lokal öffentlichen Bereich aufgenommen habe. Auf den Bildern sei zu sehen, wie sich ein gutes Dutzend Menschen wie wild, ekstatisch, auf das Opfer gestürzt habe.
An den Tathandlungen sei sein Mandant aber in keinster Weise beteiligt gewesen. „Er hat weder getreten, geschlagen, noch sonst in irgendeiner Weise auf das Tatgeschehen vor Ort eingewirkt.“ Der Angeklagte selbst hat sich zunächst nicht zu den Vorwürfen geäußert. Das Urteil gegen ihn soll am 20. Januar fallen.
Zwei weitere Verdächtige sitzen bereits ebenfalls in U-Haft. Insgesamt wird gegen rund 30 Beschuldigte ermittelt. Nach vielen von ihnen wird gefahndet, sie sind international zur Festnahme ausgeschrieben. Es ist davon auszugehen, dass sie sich ins Ausland abgesetzt haben. Sie alle sind Mitglieder einer Großfamilie. (iri)