Bierbrauerei und die Kunst dahinter: Der Kölner Lorenz Schareim-van der Zander erklärt, was das Brauen so alles mit sich bringt.
„Tagelang in der Küche“Bierbrauen aus Leidenschaft: So kreiert Kölner Lorenz neue Sorten
„Ich hab schon immer gern Bier getrunken“, gesteht der 29-jährige Lorenz Schareim-van der Zander. Aber es war nach dem Abitur keineswegs nur eine Schnapsidee, sein Hobby zum Beruf zu machen und Brauereiwesen zu studieren.
Was den Job so faszinierend macht und ihn zu immer neuen Bierkreationen inspiriert, verrät der Kölner im Gespräch mit dem Sonntag-EXPRESS.
Kölner Bierbrauer schwärmt über seinen außergewöhnlichen Job
Etwas „Handfestes, aber gleichzeitig auch Besonderes“ sollte es sein, sein zukünftiger Job, erinnert sich der junge Mann, der sich an der Hochschule in Freising zum Brau- und Getränketechnologen ausbilden ließ und jetzt seinen Master in der Lebensmittel-Produktentwicklung anstrebt. Wobei Deutschland übrigens eines der wenigen Länder weltweit ist, in denen die hohe Braukunst als Studiengang angeboten wird.
Den ganzen Tag Bier verköstigen, so stellt der Laie sich schmunzelnd den Job des Bierbrauers vor. Doch Lorenz Schareim-van der Zander winkt ab.
Im Grunde müsse man von allem etwas wissen, sich wegen der Hefe und Co. mit Mikroorganismen auskennen, ein physikalisches Verständnis mitbringen und Kenntnisse in der Thermodynamik haben. Aber die Sensorik sei sicherlich am wichtigsten.
Der feine Gaumen des Braumeisters bestimmt, was aus Hopfen und Malz einmal entstehen wird. „Das Bier verändert sich während der Gärung jeden Tag“, erklärt er.
Es gebe zum Beispiel einen Zeitpunkt, gerade bei untergärigem Bier, da schmecke es nach Butter. „Das muss man wieder herausbekommen.“ Wenn man da nicht aufpasst und einen Fehler macht, können ungenießbare Biere in den Handel gelangen.
„Das kommt gerade im Sommer, wenn mehr Bier getrunken wird, schon mal vor“, sagt er. An heißen Tagen komme das Bier leider oft schneller in die Regale, als es dem Gerstensaft guttue.
So entstand die neue Bierkreation: „Tagelang in der Küche gestanden“
Im Gegensatz zum Wein, der bei der Verköstigung ausgespuckt wird, müssen Bierbrauer und Bierbrauerinnen übrigens alles herunterschlucken, weil die Bitterrezeptoren weiter hinten im Rachen liegen.
Und Lorenz Rezeptoren wurde da schon einiges abverlangt. „Im Studium gabs zum Beispiel Weihnachtsbier mit Gewürzen“, erinnert er sich.
Ob das die Leidenschaft von ihm und seinem Studienkollegen Felix Albrecht (30) geweckt hat, sich wie so viele Bier-Künstler und Künstlerinnen derzeit an ungewöhnlichen Kreationen zu versuchen?
Nicht nur die kleineren Brauereien wagen sich an die Experimente, sondern auch die mittelständischen Brauereien bringen seit einigen Jahren immer wieder neue Geschmacksrichtungen auf den Markt, um vor allem bei der Jugend zu punkten.
Lorenz und Felix haben sich auf Festivals schon einen Namen mit ihrem „Zilz“ gemacht. Kein Radler, kein Pilz oder Mixgetränk mit künstlichen Süßstoffen, sondern ein Bier ganz aus natürlichen Zutaten, dem während der Gärung Zitronensaft und -schale zugesetzt wurden.
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„Tagelang haben wir in der Küche gestanden und Zitronen gepresst“, erinnert der Kölner sich an sein erstes Crowdfunding-Projekt, das mittlerweile auch Gewinn abwirft (kann online unter www.diefermenter.de bestellt werden). Probeverköstigung in der EXPRESS-Redaktion: Schmeckt eiskalt prima, frisch und nicht zu süß.
Beim nächsten Projekt gingen die beiden Männer, denen Nachhaltigkeit wichtig ist, noch ungewöhnlichere Wege. Für ein Foodsharing-Café entwickelten sie ein Bier, dessen Name Kardinal Woelki vermutlich übel aufstoßen wird: „Das Laibhaftige“.
Ein Bier, welches hergestellt wird aus abgelaufenem Bio-Brot. „Das Brot ist ja nicht schlecht, darf nur nicht mehr in den Verkauf“, erklärt der Brauer.
Anfangs hätten sie tagelang in der Küche gestanden und das Brot per Hand zerbröselt, mittlerweile arbeiten die beiden mit einem Bio-Bäcker zusammen, der es in die Zerbröseler-Maschine wirft. Sehr malzig, dürfte eher Düsseldorfer Alt-Fans munden!
Als Nächstes steht ein Nippes-Bier auf dem Plan (bodenständig, aber mit dem gewissen Etwas), doch auch für Hochzeiten oder Firmenjubiläen könnten sie sich etwas Persönliches einfallen lassen, versprechen die jungen Wilden. Ab 200 Liter rechne sich das.
Lorenz lacht: „Okay, reich kann man damit nicht werden. Aber es macht einfach unglaublich Spaß, während des Studiums auch mal nicht nur über den Büchern zu hocken.“