In der Claudius Therme sollen zwei Frauen sexuell belästigt worden sein. Die Mitarbeitenden der Therme habe dem Paar nicht geholfen. Der verworrene Fall wirft Fragen auf.
„Wir waren hilflos“Böse Vorwürfe gegen Claudius Therme – Kölnerin (26) schildert sexuelle Belästigung
Entspannen im Whirlpool, vom Alltagsstress abschalten in der Sauna oder relaxen bei stimmungsvoller Atmosphäre: In Köln ist die Claudius Therme dafür ein passender Ort. Das dachte sich auch Carina-Maria Hämmerle, die auf Instagram als „kindakiri“ ihre knapp 65.000 Follower mit unterschiedlichem Content unterhält.
Zusammen mit ihrer Partnerin besuchte sie die Kölner Therme am Abend des 5. Januar 2025. Doch anstatt Entspannung erlebten die beiden Frauen laut eigenen Aussagen einen Albtraum-Besuch. Sie seien von mehreren Männern belästigt worden, von den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Therme habe es keine Hilfe gegeben. Die Vorwürfe sind schwerwiegend – EXPRESS.de schlüsselt den Fall auf.
Claudius Therme in Köln: Besucherin schildert Belästigungsfall
Was war genau passiert? „Kiri“ beschreibt den Fall EXPRESS.de gegenüber so: „Meine Partnerin und ich befanden uns im Whirlpool, als wir von einer Gruppe von fünf Männern belästigt wurden. Ich möchte dazu sagen, dass wir keinerlei Zärtlichkeiten ausgetauscht haben.“ Die Männer sollen die beiden Frauen systematisch eingeschüchtert, sexualisiert und beleidigt haben, schildert sie weiter.
„Einer der Männer rückte immer näher an uns heran, während ein anderer uns unverhohlen anstarrte. Ein Gespräch dieser beiden Männer beinhaltete Bemerkungen wie: ‚Willst du dich nicht mal zu denen gesellen?‘ sowie weitere anzügliche Kommentare.“
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Dann sei die Situation eskaliert, als die Frauen versuchten, sich zu verteidigen: „Daraufhin wurden wir massiv beleidigt, unter anderem mit homophoben Kommentaren. Währenddessen äußerte einer der Männer weiterhin sexualisierende Bemerkungen über meine Partnerin wie: ‚Aber du bist ja trotzdem süß.‘ Der ganze Umgang dieser Männer war nicht nur respektlos, sondern gezielt darauf ausgerichtet, uns als Frauen und als lesbisches Paar zu erniedrigen und einzuschüchtern.“
Sie seien zudem körperlich bedrängt worden – die Männer sollen sich unter anderem so breit gemacht haben, dass dem Paar der Weg aus dem Whirlpool heraus versperrt wurde. „Kiri“ sagt: „Wir fühlten uns nicht nur unwohl, sondern waren tatsächlich in einer Situation, aus der wir ohne Hilfe nicht sicher herauskamen.“ Diese Hilfe haben die beiden Frauen daraufhin laut eigenen Aussagen bei einer Mitarbeiterin der Therme ersucht.
Doch die Reaktion der Mitarbeiterin habe „Kiri“ nach der bedrohlichen Situation ein weiteres Mal schockiert: „Ihre Reaktion war unfassbar unangemessen. Statt uns umgehend zu helfen oder Unterstützung zu organisieren, sagte sie nur, nachdem sie uns kurz zugehört hatte, dass sie ‚jetzt eine Zigarette rauchen‘ und danach ‚nochmal nach uns schauen‘ würde. Diese Aussage war nicht nur respektlos, sondern auch ein absoluter Vertrauensbruch, da wir uns in einer akuten Notsituation befanden und auf Hilfe angewiesen waren.“
Köln: Besucherin macht Claudius Therme heftige Vorwürfe
Im weiteren Verlauf habe sich die Männergruppe weiterhin respektlos gegenüber den beiden Frauen gezeigt. So hätten sie „Kiri“ ausgelacht, auf sie gezeigt und sich über die Situation lustig gemacht. Ihre Partnerin habe sich zu diesem Zeitpunkt bereits in den Umkleidekabinen befunden – „da sie sich nicht mehr dorthin traute“.
Das Paar sei daraufhin zur Rezeption gegangen – doch auch dort sei ihr Hilfegesuch auf taube Ohren gestoßen: „Statt Empathie oder Verständnis wurden wir mit Zweifeln und Unglauben konfrontiert. Uns wurde nicht zugehört und der Vorfall wurde heruntergespielt. Eine Mitarbeiterin äußerte sinngemäß, dass sie ‚nicht dabei gewesen sei‘. Nach langem Hin und Her wurde uns schließlich ein kleiner Teil des Eintrittspreises erstattet, allerdings erst nach Diskussionen und ohne jegliches Entgegenkommen seitens des Personals.“
Warum die beiden nicht die Polizei gerufen haben? „Da haben wir in dem Moment ehrlich gesagt gar nicht drüber nachgedacht, weil wir dachten, dass wir uns in einem ‚geschützten Raum‘ befinden. Die Handys sind ja dann auch noch im Spind und bis wir da dann gehandelt hätten, wäre es wahrscheinlich schon zu spät gewesen.“
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Der Vorfall zeige laut der Influencerin, dass die Claudius Therme weder ein sicherer Ort für Frauen noch ein Ort sei, an dem Gäste angemessen betreut werden. „Der Vorfall hat uns nachhaltig belastet und wir erwarten eine zeitnahe und angemessene Reaktion“, sagt „Kiri“ weiter.
Diese sei in den vergangenen Tagen seit ihrem Besuch jedoch nicht erfolgt, sodass sie sich dazu entschloss, den Vorfall in Form eines Instagram-Videos öffentlich zu machen. Dieses wurde bereits knapp 70.000 Mal angeklickt. Die Folge: Die Claudius-Therme schaltete unter anderem die Kommentarfunktion auf der eigenen Instagram-Seite aus, da viele Follower der Influencerin unter den Beiträgen eine Aufklärung des Falles seitens der Therme forderten. Außerdem sollen zahlreiche negative Google-Bewertungen nachträglich von der Claudius-Therme gelöscht worden sein.
Belästigungsvorwürfe: Kölner Therme wehrt sich gegen Vorwürfe
EXPRESS.de hat bei der Therme angefragt – eine Stellungnahme zu dem Vorfall folgte schnell. „Das veröffentlichte Video ist uns bekannt. Tatsächlich verhält es sich so, dass die unter dem Instagram-Profil ‚kindakiri‘ agierende Person in Begleitung einer weiteren Person am 5. Januar 2025 gegen 21 Uhr den behaupteten Vorfall an unserer Rezeption gemeldet hatte. Unser sofortiges Angebot, die vermeintlichen Täter ausfindig zu machen und unter Anwendung des Hausrechts unserer Räumlichkeiten zu verweisen, wurde allerdings abgelehnt“, sagt Tilmann Brockhaus, Geschäftsführer der Claudius Therme.
Und weiter: „Die Leitlinien unseres Hauses regeln insbesondere zu Vorwürfen der vorliegenden Art ein ganz klares Vorgehen. Vornehmlich erfolgt eine Solidarisierung mit der vermeintlich belästigten Person. Die vermeintlich belästigende Person wird des Hauses verwiesen. Etwa zu Unrecht ausgesprochene Verweisungen werden von uns dabei bewusst in Kauf genommen.“
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Der Geschäftsführer ergänzt: „Die Befragung unserer an diesem Tag im fraglichen Zeitraum tätigen Mitarbeiterinnen führt zu dem Ergebnis, dass an diese, von unserer Rezeptionistin abgesehen, der Vorwurf einer sexuellen Belästigung nicht herangetragen wurde. Ob sich der in Rede stehende Vorfall tatsächlich ereignet hat, konnte bislang nicht aufgeklärt werden. Die vermeintliche Belästigung konnte vor diesem Hintergrund nicht geahndet werden, weil die vermeintlichen Täter unbekannt blieben.“
Weiter teilt die Therme mit, dass der gemeldete Vorfall weiterhin geprüft werde. „Sollten wir hierbei zu neuen Erkenntnissen gelangen, sind wir selbstverständlich bereit, diese zur Verfügung zu stellen und hierdurch weiter Transparenz im Umgang mit solchen Fällen zu schaffen“, sagt Tilmann Brockhaus.
„Kiri“ zeigt sich unterdessen schockiert vom Statement der Therme: „Davon abgesehen, dass ich es unglaublich finde, dass ich auf meine Mail bezüglich des Vorfalls immer noch keine Antwort bekommen habe, ist es komplett unverständlich, dass wir laut diesen Aussagen nur an der Rezeption nach Hilfe gefragt haben sollen. Wir haben das auch der Mitarbeiterin am Whirlpool gesagt und die Situation war genauso, wie ich sie dargestellt habe. Das ist einfach gelogen, was von der anderen Seite behauptet wird.“