Ob in der Corona-Zeit angeschafft oder im Internet gekauft: Kölns Tierheime können sich vor Abgabe-Hunde kaum retten.
Abgabe-HundeKölner Tierheime schlagen Alarm: „Die stehen auch unangemeldet vor der Tür“
Es ist nicht so, dass sich Tierheime jemals über zu wenig Arbeit beklagen können. Doch jetzt ist es extrem! „Das Telefon steht nicht still – alle halbe Stunde will jemand einen Hund abgegeben“, erzählt Sylvia Hemmerling, Sprecherin der Tierheime Köln-Dellbrück und Bergheim.
Dabei handelt es sich meist um sogenannte „Ebay-Hunde“, „Corona-Hunde“ oder Hunde, die über ausländische Organisationen vermittelt wurden – all diese Tiere landen derzeit geballt im Tierheim und bringen dort die Kapazitäten zum Platzen. Und das, obwohl die Urlaubszeit noch bevor steht.
Kölner Tierheim: Leute stehen mit Hund unangemeldet vor der Tür
Auch im Tierheim Zollstock ist die Lage heftig. „Die rufen nicht nur an – die stehen auch unangemeldet bei uns auf der Matte und wollen ihren Hund auf Biegen und Brechen abgeben“, so Sebastian Wolf, Leiter der Hundeabteilung, am Montag (5. Juni 2023) gegenüber EXPRESS.de.
Und das, aus Wolfs Sicht, wegen Lappalien. „Wie, er zieht an der Leine oder man habe keine Zeit mehr“, erzählt er. „Letzten Samstag hatte ich alleine drei Leute vor der Tür stehen, die ihre Hunde abgeben wollten.“ Nicht selten würden Leute sogar drohen, ihren Hund ansonsten einfach freizulassen.
„Schnell angeschafft, schnell abgeschafft“– Kölner Tierheimsprecherin mit klaren Worten
„Die Mentalität ist oft: schnell angeschafft, schnell abgeschafft“, beklagt Sylvia Hemmerling von den Tierheimen Köln-Dellbrück und Bergheim. Viele würden über Verkaufsportale, wie „Kleinanzeigen.de“, einen süßen und günstigen Welpen anschaffen. „Doch dann heißt es: Ach, der passt ja gar nicht zu meinen Kindern ...“
Zahlreiche Hunde würden schon kurz nach ihrer Anschaffung bei ihnen im Tierheim landen. Wie „Nila“. Die Terrier-Hündin ist im Tierheim Köln-Dellbrück abgegeben worden, obwohl sie erst wenige Monaten zuvor über das Internet angeschafft worden war. Ihre Halter hatten sich getrennt und für „Nila“ war nun keine Zeit mehr.
Ein ähnliches Schicksal hat unter anderem auch Beagle-Hündin „Lilly“, die über das Dellbrücker Tierheim nun ebenfalls auf ein neues Zuhause hofft – wo sie nicht einfach weitergereicht wird, wie ein gebrauchtes Möbelstück.
Kölner Tierheimsprecherin: „Die Tiere müssen sofort funktionieren“
„Häufig ist es Überforderung, weil oft ein Hund angeschafft wird, ohne sich vorher vernünftig Gedanken gemacht zu haben. Zum Beispiel: Welche Rasse hat welche Bedürfnisse“, weiß Tierheimsprecherin Sylvia Hemmerling. „Wird ein Hund dann abgegeben, hören wir oft: Wir kommen mit ihm nicht klar oder er sei zu dominant oder mache Probleme mit den Kindern. Die Tiere müssen sofort funktionieren, egal welches Schicksal sie hatten.“
Hemmerling weiter: „Statt sich mit dem Hund auseinanderzusetzen, sollen wir die Verantwortung übernehmen – und die Kosten.“
Zeitmangel – mit dem Abgabegrund landen auch viele Hunde, die während der Coronazeit angeschafft wurden, in den Kölner Tierheimen. Mit Corona ist es jetzt vorbei, man kann wieder ausgehen, muss nicht mehr im Home-Office schmoren, da bleibt keine Zeit mehr für den Vierbeiner.
Nehmen Sie hier an unserer EXPRESS.de-Umfrage teil:
Terrier-Mix „Nauka“ wartet derzeit im Dellbrücker Tierheim auf ein neues Zuhause, weil ihr Ex-Frauchen sie nicht mehr halten konnte. „Nauka“ stammt aus Spanien und wurde von einem Tierschutzverein nach Deutschland vermittelt, den es inzwischen nicht mehr gibt.
Der elf Monate alte „Caruso“ stammt ebenfalls aus dem Ausland. Seine ehemaligen Halter machten es sich im wahrsten Sinne des Wortes schrecklich einfach.
Wer die Tierheime unterstützen möchte: Unter tierheim-koeln-dellbrueck.de/mitmachen/spenden und tierheim-koeln-zollstock.de/ich-moechte-helfen/spenden findet man die Spendenkonten.
Sie banden ihn vor wenigen Tagen in Kalk an eine Parkbank und ließen ihn dort zurück. Im Tierheim Köln-Dellbrück wurde dann festgestellt, dass der Hund einen rumänischen Chip hat.
Bei Tieren über Auslandsvermittlungen sei es häufig so, dass diese sich nach der Vermittlung nicht mehr kümmern, so Tierheimsprecherin Sylvia Hemmerling. „Bei Problemen sind sie entweder nicht mehr erreichbar oder sie verweisen an die örtlichen Tierheime.“