Auf den schillernden Aufstieg folgte der tiefe Fall. Der Film „Der Illusionist“ beschreibt das Leben des wegen Betrugs verurteilten Kunsthändlers Helge Achenbach. Vor dem Kinostart hat EXPRESS.de mit ihm gesprochen.
Helge AchenbachVerurteilter Kunsthändler findet wichtigen Ort in Köln – „Rettungsinsel“
Pfingsten 2014: Es stürmt, blitzt und donnert, Tiefdruckgebiet „Ela“ fegt über NRW – und Kunsthändler Helge Achenbach (70) wird am Flughafen Düsseldorf verhaftet.
Der Grund: Urkundenfälschung, Untreue und Betrug in Millionenhöhe.
„Der Illusionist“: Film über Helge Achenbach kommt in die Kinos
„Es war wie eine Apokalypse. Nicht nur draußen, sondern auch in unserer kleinen Welt“. Mit diesen Worten erinnert sich seine Ex-Frau Dorothee Achenbach (60) im Film „Der Illusionist“ an den Moment, der das Leben der Familie komplett auf den Kopf stellte.
Der Dokumentarfilm von Regisseurin Birgit Schulz feiert am 27. April 2023 bundesweiten Kinostart. Er erzählt den schillernden Aufstieg des berühmten deutschen Kunsthändlers – und seinen dramatischen Fall, sowie seine Rückkehr ins Leben nach der Haftstrafe. Vor Filmstart sprach EXPRESS.de mit Achenbach.
„Mir gehts heute besser als jemals zu vor. Der unternehmerische Druck ist weg. Kunst, Natur und Kultur sind die wichtigen Themen meines Lebens. Ich bin zufrieden und angekommen in einer nicht materiellen Welt“, erzählt der 70-Jährige. Nicht das Gefängnis habe ihn verändert, sondern sein Schicksal.
Heute arbeitet er für den Verein „Culture without Borders e.V.“ (deutsch: Kultur ohne Grenzen), kümmert sich um Künstlerinnen und Künstler, die aus Kriegsgebieten kommen und in Not sind, hat zudem einen Skulpturenpark in Kaarst erschaffen – und lebt kostenlos in einem Zimmer bei Journalist und Schriftsteller Günter Wallraff in Köln.
Diese Bleibe sei seine „Rettungsinsel“, sie gebe ihm Sicherheit. Er führe ein sehr zurückgezogenes, bescheidenes Leben. Ab und an lade ihn Wallraff in Ehrenfeld ins Restaurant zum Essen ein.
980 Euro stehen ihm jeden Monat zur Verfügung, geblieben sind 16 Millionen Euro Schulden. „Ich war nicht Mann genug und einfach ein kleines Arschloch“, lässt er seinen verhängnisvollen Millionen-Betrug am Aldi-Erben Berthold Albrecht im Interview Revue passieren.
Helge Achenbach – geblieben sind 16 Millionen Euro Schulden
Der Grund für diese Täuschung: zu wenig Provision. „Ich hätte cool sein müssen und sagen müssen: ‚Herr Albrecht, wenn Sie mir nur fünf Prozent Provision geben, machen Sie ihren Scheiß doch selbst‘“, so Achenbach.
Zur Strafe wanderte er ins Gefängnis. „Das war brutal hart. Ich habe dort anfänglich nicht die große Macho-Nummer gemacht, sondern mich sehr bescheiden verhalten. Das fanden die Leute dort gut. Am Ende, als ich den Knast verlassen habe, riefen mich sie mich an und sagten: ‚Du fehlst hier an allen Ecken und Kanten‘.“
Gegenüber EXPRESS.de stellt er nun klar: „Mir ging es damals nicht um Geld, sondern um Anerkennung.“ Seine Erklärung: „Ich habe eine narzisstische Prägung. Das Handeln ist geprägt davon, dass es Liebe und Anerkennung sucht. Und das ist es, was ich brauche. Immer ein bisschen Applaus.“
Achenbach hat acht Kinder von vier unterschiedlichen Frauen. „Ich habe ein herzliches, zufriedenes Verhältnis zu meiner Familie“, betont er und erklärt: „Meine Kinder haben sich damals geschämt. Aber sie haben begriffen, dass jeder Mensch das Recht auf eine neue Chance hat. Die Schockmomente des damaligen Horrors haben sie ganz gut überstanden.“
Achenbach ist sich sicher: „Ich bin auf dem richtigen Weg. Ich finde es wichtig, dass man nach einer Niederlage wieder aufsteht. Man muss bereit sein, zu kämpfen.“