Vor WM-DuellJapans Fußball-Talente in Köln: Geplatzte Träume und Berater-Kritik

Der Japaner Keita Kinoshita steht vor einer Wand mit typischen japanischen Kunstwerken.

Der Japaner Keita Kinoshita spielt Fußball beim Siegburger SV 1904 und arbeitet fest in einem japanischen Lokal im Belgischen Viertel als Kellner.

Japanische Fußballer gibt es nicht nur bei der WM, sondern auch in Köln. Doch hinter den Kulissen scheint nicht alles glatt zu laufen.

von Ayhan Demirci  (ade)

Konnichiwa (Hallo!) im Belgischen Viertel: Unter den Japanern in Köln, die heute mit ihrer Mannschaft beim WM-Duell gegen Deutschland mitfiebern, hat der 25-jährige Keita Kinoshita eine klare Prognose: Et hätt noch immer jotjegange – für Deutschland. Die Flick-Elf erlaubt demnach also kein Sushi-Wunder.

„Ich tippe auf ein 1:0 oder 2:1“, sagt der Kellner aus dem Nudelsuppenlokal „Takumi“ an der Antwerpener Straße: „Auch wenn Japan eine starke, schnelle Offensive hat.“ Das eigentlich Überraschende kommt aber noch.

Vor WM-Duell Deutschland gegen Japan: Kicker aus Köln hat wenig Hoffnung

Der Kellner ist nämlich für sein Leben gern Kicker. Im Rheinland sollte sein Traum von der Fußballerkarriere wahr werden. Vor zwei Jahren kam Keita Kinoshita aus Fukuoka, der größten Stadt auf der südlichsten der japanischen Hauptinseln, nach Deutschland.

Der Erfolg: bescheiden. Aber immerhin spielt er im Heimatverein einer Kölner Fußballlegende – Wolfgang Overaths Siegburger SV 04, Mittelrheinliga (5. Liga). Die sportliche Lage ist eher kritisch (Platz 12). Im letzten Spiel setzte es eine 1:2-Niederlage gegen den Tabellenletzten Viktoria Arnoldsweiler.

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Beim Siegburger SV, erzählt Kinoshita, gibt es sogar eine japanische Achse – „der Trainer arbeitete gerne mit asiatischen Spielern“. Allerdings wurde er kürzlich durch einen neuen Coach (Thomas Klimmeck) ersetzt.

Einer der Siegburger Japaner ist Kaito Asano (Mittelfeld) – der hat einen sehr erfolgreichen Bruder: Japan-Nationalspieler Takuma Asano (VfL Bochum) tritt heute möglicherweise gegen Deutschland an. Für sein Nationalteam hat Asano schon 37 Tore erzielt. Zuletzt laborierte er an einer Knieverletzung, wurde aber fit und schaffte den Sprung in den WM-Kader.

Was die Deutschland-Legionäre angeht, macht der sportliche Leiter beim Siegburger SV, Oliver Bonato, auf ein Problem aufmerksam: den Umgang mit den vielen japanischen Talenten.

Er sieht die Spieleragenten, viele würden in Düsseldorf sitzen, kritisch. Er wisse von Fällen, in denen Spieler in einer Wohngemeinschaft auf engstem Raum in Bruchbuden zusammenleben und jeweils 400 bis 500 Euro für paar Quadratmeter Zimmer bezahlen würden, manchmal gebe es nicht mal eine Heizung.

Und der Traum von der Profikarriere scheitert meist: „Viele der Spieler kommen eigentlich aus gutem Elternhaus. Sie sind eifrig und lernbegierig. Aber was die große Fußballkarriere angeht, für die sie hierherkommen: Bei fast allen ist bei der Regionalliga Schluss.“

Beim Siegburger SV haben die Japaner wenigstens auch ein vernünftiges Dach über dem Kopf: Drei, darunter Kaito Asano, wohnen als WG in der Wohnung des ehemaligen Platzwartes auf dem Stadiongelände.