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Start der Deutzer KirmesSchausteller-Urgestein poltert gegen die Stadt: „Bin fertig mit Köln“

Dieter Milz steht auf seinem Balkon.

Schausteller-Urgestein Dieter Milz lässt aufgrund der Ausrichter-Entscheidung der Deutzer Kirmes kein gutes Haar an der Verwaltung der Stadt Köln.

Die Deutzer Kirmes hat einen neuen Veranstalter: den Leverkusener Schausteller Wilfried Hoffmann. Das Kölner Urgestein Dieter Milz wird gegenüber EXPRESS.de emotional und schießt scharf gegen die Stadt.

von Niklas Brühl  (nb)

Am Samstag (30. März) startet an der Deutzer Werft die beliebte Osterkirmes – und das nach einem unglaublichen Zoff im Vorfeld.

Erst seit Ende Februar ist klar, wer die Kirmes in diesem Jahr ausrichten wird. Es ist nicht die Gemeinschaft Kölner Schausteller (GKS), die im von der Stadt Köln durchgeführten Losverfahren das Nachsehen gegen den Leverkusener Mitbewerber Wilfried Hoffmann hatte.

Durch die Branche zieht ein regelrechtes Erdbeben – und das nicht erst seit der endgültigen Entscheidung.

Dieter Milz (81) ist ein Kölner Schausteller-Urgestein, GKS-Mitgründer und laut eigenen Worten „am Boden zerstört“. Gegenüber EXPRESS.de wird der 81-Jährige emotional und lässt an der Verwaltung der Stadt Köln und dem monatelang schwelenden Bewerbungsverfahren kein gutes Haar.

Bewerbung von Kölner Schausteller-Urgestein wurde abgelehnt

Vier Bewerbungen gingen bei der Stadt Köln bis zur Frist (2. Februar 2024) ein. Die Stadt musste den Prozess wiederholen, da die GKS vor dem Kölner Verwaltungsgericht gegen die erste Entscheidung der Stadt klagte.

Nach der ersten Bewerbungsphase im vergangenen Herbst bekam Wilfried Hoffmann bereits den Zuschlag, die Bewerbung von der GKS wurde aufgrund eines Formfehlers gar nicht erst zugelassen. Die GKS bekam Recht, die Stadt kassierte eine Klatsche und musste die Bewerbungsphase zur Ausrichtung der Deutzer Kirmes für das Jahr 2024 wiederholen.

Zwei der vier Bewerbungen wurden von der Stadt abgelehnt und gar nicht erst für den Losentscheid zugelassen – eine davon war von Dieter Milz: „Ich wollte der GKS mit meiner Bewerbung helfen. Ich wollte die Veranstaltung aber gar nicht durchführen, ich bin 81 Jahre alt. Hätte ich gewonnen, hätte ich die Veranstaltung der Genossenschaft übertragen. Auch die zweite nicht zugelassene Bewerbung kam von einem GKS-Mitglied.“

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Aufgrund einer fehlenden Absichtserklärung der Versicherung, die Dieter Milz vier Tage nach Fristende nachreichte, sei seine Bewerbung von der Stadt abgelehnt worden. Er zog per Eilantrag vor das Oberverwaltungsgericht in Münster – doch der Antrag des Schaustellers wurde abgelehnt, sodass der Ausschluss vom Losentscheid endgültig war.

„Ich habe diese Entscheidung akzeptiert, mir blieb auch nichts anderes übrig. Aber ich hätte um mein Haus wetten können, dass Wilfried Hoffmann den Zuschlag bekommt – es war dieses komische Bauchgefühl nach den vergangenen Monaten. Ich bin maßlos enttäuscht von dem Vorgehen der Stadt. Das Losverfahren soll rechtmäßig über die Bühne gegangen sein, wurde mir berichtet, aber irgendetwas stinkt hier zum Himmel“, sagt Dieter Milz gegenüber EXPRESS.de.

Beim Verfahren der Stadt Köln ging derjenige Bewerber als Gewinner hervor, von dem zuerst zwei Kugeln gezogen wurden. Die erste war von der GKS, die zweite und dritte jeweils von Wilfried Hoffmann. Das Glückspendel schlug in Richtung Leverkusen aus. Ein Notar soll nicht vor Ort gewesen sein.

Kölner Schausteller Dieter Milz: „Ich bin fertig mit meiner Heimatstadt“

Das Verhalten der Stadt, der GKS im Verlauf der vergangenen Monate trotz der jahrzehntelangen Erfahrung bei der Ausrichtung der Deutzer Kirmes „immer wieder Steine in den Weg“ gelegt zu haben, versetzt den 81-jährigen Milz regelrecht in Rage.

Er sagt: „Wir haben Menschenmassen nach Deutz gelockt, über Jahre. Wir haben ein funktionierendes Konzept rund um die Kirmes geschaffen, bei dem wir Schaustellerinnen und Schausteller auch immer wieder neue Auflagen über uns ergehen lassen mussten – beispielsweise die geringeren Spieltage insgesamt oder die frühere Schließung der Kirmes am Abend. Etwas Vergleichbares wie dieses hanebüchene Bewerbungsverfahren hat es in Deutschland noch nicht gegeben. Personen aus Verwaltungen anderer Städte rufen mich an und fragen, was hier bei uns in Köln los ist.“

Und dann wird er deutlich: „Ich bin fertig mit meiner Heimatstadt Köln, fertig mit dieser Verwaltung. Früher habe ich meinen Hut vor den handelnden Verantwortlichen gezogen, heute würde ich ihnen am liebsten vor die Füße spucken.“ So seien Werte wie Tradition, Moral, Respekt und Verantwortung bei den Verantwortlichen schon lange nicht mehr zu finden, sagt Milz.

Der Kölner Schausteller, der seine Geschäfte mittlerweile an seine Kinder abgegeben hat und selber nicht mehr auf den Volksfesten in den Buden steht, erklärt: „Die Leute aus der Verwaltung wissen gar nicht, was sie den Kölner Schaustellerinnen und Schaustellern angetan haben. Wir gehen nicht zum Spaß auf die Kirmes, wir verdienen dort unser Geld. In vielen Wohnwagen der Kölner Kolleginnen und Kollegen finden sie keine 50 Euro mehr, weil sie der Osterkirmes entgegenlechzen, um ihre Rechnungen zu bezahlen.“

Deutzer Kirmes 2024: „Auf die Stadt wird ein Chaos zukommen“

Für den neuen Veranstalter Wilfried Hoffmann, der seit zwei Jahren auch das Inselfest in Porz organisiert, blieb seit der Entscheidung bis zur Eröffnung am 30. März nicht viel Zeit. Die GKS hätte mit ihrer jahrelangen Erfahrung ein sicheres und funktionierendes Konzept vorlegen können, das auf jeden Fall rundgelaufen wäre, sagt Dieter Milz.

„Auf die Stadt wird ein Chaos und eine halbgare Veranstaltung zukommen. Eine solche Großveranstaltung plant man nicht mal eben vier Wochen vorher. Außer natürlich, dass im Vorhinein schon einiges feststand, was bei einem offenen Losverfahren ja eigentlich nicht möglich ist“, sagt der 81-Jährige gegenüber EXPRESS.de.

Am Ende des Gesprächs wirkt Dieter Milz sichtlich mitgenommen, er macht sich Sorgen um die Zukunft seiner Branche, um die Zukunft seiner Familie: „Die Menschen in der Verwaltung, mit denen wir Jahrzehnte lang sauber und vertrauensvoll zusammengearbeitet haben, spielen mit dem Schicksal vieler verzweifelter Schaustellerinnen und Schausteller. Die Deutzer Kirmes wurde von der GKS mit Herzblut, Heimatverbundenheit, ohne Profitanspruch und mit Liebe zum Detail veranstaltet – das wird es nun nicht mehr geben.“

In Sachen Attraktionen hat die Deutzer Kirmes viele Neuerungen zu bieten (EXPRESS.de berichtete). Wie das Großevent darüber hinaus laufen wird, werden die nächsten Tage zeigen.