Kölner Familie muss rausMit 70.000 Euro Mietschulden fing das Drama an – jetzt die nächste Kündigung

Mutter Maria Vietz (53) lebt seit sechs Jahren zusammen mit ihren Kindern in einer sogenannten Hotelbasis in der Weidengasse. Jetzt muss die Familie die Wohnung räumen.

von Matthias Trzeciak  (mt)

Mehrere Jahre wohnte die Kölner Familie Vietz im Stadtteil Müngersdorf – vor sechs Jahren wurde ihnen die 136 Quadratmeter große Wohnung gekündigt.

„70.000 Euro Mietschulden hatten sich angesammelt“, gesteht Maria Vietz gegenüber EXPRESS.de. Die Stadt Köln beschlagnahmte die Wohnung und die 53-Jährige wurde mit ihren Kindern vor die Tür gesetzt.

Köln: Mutter mit vier Kindern wohnt seit sechs Jahren in einem Hotel

Die Stadt kümmerte sich um eine neue Bleibe. Seitdem wohnen Mutter Maria und vier ihrer acht Kinder in der Weidengasse am Eigelstein: Das sind Ferdinand (12), Adriana (17), Adriano (23) und Johnny (30).

Es handelt sich dabei um eine sogenannte Hotelbasis. Mehrere Wohnungen hat die Stadt Köln angemietet. Hört sich luxuriös an, ist es aber überhaupt nicht.

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„Die Übernachtung kostet pro Tag und Nacht 35 Euro, das zahlt das Amt“, erklärt die Kölnerin. Doch auch dort ist bald Schluss. Am 16. Mai muss die Familie die Wohnung räumen. Die Kündigung kam kurzfristig.

Ein Sprecher der Fachstelle Wohnen der Stadt Köln gegenüber EXPRESS.de: „Der Hotelier kann als Eigentümer von seinem Hausrecht Gebrauch machen.“ Das sei der Grund für die Aufhebung des Mietvertrages.

Stadt Köln versichert: „Es droht keine Obdachlosigkeit“

Man sei mit der Familie bereits in Kontakt. Es gebe kommende Woche einen Termin. „Es droht keine Obdachlosigkeit. Eine anderweitige Unterbringung ist geplant“, versichert der Sprecher.

Die Angst der Familie ist groß. Es herrscht Ungewissheit. „Es ist die Hölle! Ich habe Angst, dass meine Familie auseinandergerissen wird“, beschreibt Maria Vietz die Situation.

Familie Vietz muss am 16. Mai die Wohnung in der Weidengasse verlassen. Hinten v.l.: Johnny (30), Adriano (23) und Adriana (17) – vorne v.l. Mutter Maria (53) und Ferdinand (12)

Familie Vietz muss am 16. Mai die Wohnung in der Weidengasse verlassen. Hinten v.l.: Johnny (30), Adriano (23) und Adriana (17) – vorne v.l. Mutter Maria (53) und Ferdinand (12)

Neben der Angst vor der Zukunft kommen die unfassbaren Wohnverhältnisse in dem 70-Quadratmeter-Appartement hinzu. Die Situation ist untragbar. EXPRESS.de hat sich vor Ort umgeschaut.

Keine Tapeten, Löcher im Holzboden, Steckdosen hängen aus der Wand, im Winter keine Heizung. „Und überall huschen die Mäuse herum“, sagt Sohn Johnny. „In einer Nacht haben wir mal 24 Mäuse gefangen – einfach eklig.“

Steckdosen hängen aus der Wand – Mäuse sogar im Kühlschrank

Der 12-jährige Ferdinand könne kaum noch schlafen, er habe Angst, vor den Mäusen. „Die waren sogar schon im Kühlschrank und haben ein Loch in eine Schublade im Wohnzimmerschrank genagt“, sagt der 23-jährige Adriano.

Im Video oben sehen Sie die Mäuse in der Hotel-Wohnung in der Weidengasse ...

In der Küche ist Mäusekot hinter dem Kühlschrank und die Steckdose hängt aus der Wand.

In der Küche ist Mäusekot hinter dem Kühlschrank und die Steckdose hängt aus der Wand.

Warum die Wohnung nicht von Grund auf renoviert wird, ist unklar. Angeblich habe das der Hotelier versucht, aber die Stadt habe das abgelehnt.

Eigentlich sollte der Aufenthalt in der Hotelbasis nur vorübergehend sein. Doch aus ein oder zwei Jahren sind nun sechs Jahre geworden. Wie es mit der Familie Vietz weitergeht – vieles ist ungewiss. EXPRESS.de bleibt dran.