„Es ist nur eine Hand“Dysmelie: Dieser Künstler macht betroffenen Kölner Eltern Mut

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Winkekatze: Komiker und Schauspieler Martin Fromme schrieb schon ein Buch über seine Behinderung: „Besser Arm ab als arm dran.“
Köln – Hilfe, mein Baby hat kein Händchen! Ganz Deutschland bewegt nach den EXPRESS-Berichten über auffällige Häufungen von Kindern mit fehlgebildeten Händen die große Frage nach möglichen Ursachen. Zahlreiche Eltern berichten von der quälenden Ungewissheit, von dem Schock bei der Geburt und der großen Angst um ihre geliebten Kinder. Viele Väter und Mütter plagt jahrelange Melancholie. Wie kommen die Kleinen mit der Behinderung zurecht? Wie werden sie ihr Leben meistern?
Köln: Schauspieler mit Dysmelie
Jetzt meldet sich ein Künstler zu Wort, der betroffenen Eltern Mut machen und sie aus dem seelischen Tief rausholen will. Martin Fromme ist Deutschlands einziger professioneller körperbehinderter Komiker. Der 57-Jährige mit diversen Auftritten und Dreharbeiten in Köln kam mit einer Fehlbildung („Dysmelie“) am linken Unterarm zur Welt: „Eltern müssen nun stark sein und positiv denken. Sie müssen ihren Kindern ein gutes Gefühl geben. Man muss keine Angst haben vor dem Leben, das auf die Kleinen wartet. Es ist nur eine Hand.“
Dysmelie nicht verstecken
Fromme weiter: „Das Leben ist schön. Man kommt auch mit der anderen Hand sehr gut durch den Alltag. Das merken die Kinder sehr schnell. Und wer schon von klein auf offensiv damit umgeht, baut ganz schnell bei anderen die Befangenheit ab.“ Natürlich wäre auch er in der Schule mal geärgert worden. Aber wer sich nicht verstecke, erntet Respekt. Motto: Guckt ruhig hin!
Dysmelie als „Luxus-Behinderung“
Fromme begreift seine Dysmelie als „Luxus-Behinderung“. Es gebe andere Leiden, die viel schlimmer wären – die aber jeder auch anders interpretiere: „Bei einer Veranstaltung kamen mehrere Blinde auf mich zu und sagten: Das ist ja furchtbar, sie haben ja nur einen halben Arm. Da sagte ich: Ja, aber sie sind doch blind. Sagten die: Ach, blind sein, das ist dich gar nichts. Aber ein halber Arm, echt schlimm, oder?“

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Lustiges Foto von Fromme: Wo soll der Polizist nur die zweite Handschelle anbringen?
Behinderung mit Humor nehmen
Man merkt: Der mit einem Inklusionspreis ausgezeichnete Künstler nimmt sich in seinem Programm (Titel: „Glückliches Händchen“) gerne auf den Arm – und macht darüber jede Menge Witze. Warum? „Man darf nicht nur Witze über Behinderung machen, man muss es sogar. Humor baut Berührungsängste ab. Das Mysterium Behinderung wird entmystifiziert.“ Auf die Frage „Haben Sie in der Schule andere Kinder gehänselt?“ sagt er: „Und wie. Die sahen ja auch alle anders aus...“ Fromme abschließend: „Jeder Mensch ist anders, jeder hat irgendwo eine kleine Behinderung. Nur ist sie bei dem einen mehr sichtbar, bei dem anderen weniger.“
Übrigens: Schon damals hörte Frommes Mutter denselben Spruch vom Arzt, den auch heute noch viele Mütter hören, wenn ihre Kinder Fehlbildungen haben: „Das ist eben eine Laune der Natur!“ Doch vielleicht ist die Wissenschaft schon bald weiter.
Internationales Interesse an Kölner Story
Der EXPRESS-Bericht über die Hebamme vom Severins-Klösterchen , die die rätselhafte Häufung von fehlgebildeten Babys publik machte, zieht weitere Kreise. Nach diversen TV-Auftritten in deutschen Sendergruppen bittet jetzt CNN um ein Interview. Sonja Liggett-Igelmund (45): „Es kam ein Anruf aus London. Da ich ja weiter ganz normal im Kreißsaal arbeite, macht mein Sohn nun zuhause Telefondienst und notiert alle Anrufer.“ Viele weitere betroffene Mütter und Väter würden sich bei ihr melden: „Ich bleibe dran und nerve weiter die Politiker. Das Wichtigste ist, dass dieses Rätsel schnell aufgeklärt wird.“