„Ecolé Tabora“ in DellbrückLost Places: Schule verlassen – auf der Tafel stehen die letzten Worte

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In der Mitte dieses Eingangsbereiches stand ein Baum, jetzt herrscht Tristesse.
Köln – Gänsehaut überkommt Roland Louesse (57) beim Betreten seines alten Klassenzimmers. Die Erinnerungen an seine Kindheit werden wieder lebendig. Neun Jahre seines Lebens hat der Monheimer in der Ecolé Tabora in Dellbrück verbracht. Doch seine alte Schule erkennt er heute kaum wieder.
Es war die schönste Zeit meines Lebens“, erinnert er sich an seine Schulzeit. Sein Vater war damals Soldat der belgischen Streitkräfte und an der Kaserne „Moorslede“ in Dellbrück stationiert. Mit seiner deutschen Mutter und seinen Geschwistern lebte er unweit der Schule. „Ich kann mich noch an alles gut erinnern, mit 3 Jahren kam ich in den Kindergarten“, berichtet er.
Heute ist davon nicht mehr viel zu sehen. Nach Abzug der Streitkräfte wurde auch die Schule 2003 geschlossen. Rund 30 Klassenräume stehen seitdem leer. Im nächsten Jahr rollen hier die Abrissbagger. Die Stadt verkaufte das Grundstück, eine Wohnsiedlung soll entstehen.
In dem Gebäudekomplex aus den 50er Jahren haben Vandalen ihre Zerstörungswut ausgelebt. Doch es finden sich immer noch Hinweise auf den Schulbetrieb. Zwei Tafeln hängen noch, flämische Sätze stehen neben französischen. Vor den Toiletten steht „Enfants“ (Kinder). An den Kleiderhaken vor den jeweiligen Räumen hängen noch lesbare Namenschilder. „Milton Louviaux? Ich kenne seinen Vater“, staunt Louesse.
Auch der wallonisch-flämische Konflikt war hier zu spüren: Wallonen und Flamen wurden getrennt unterrichtet und hatten selbst in den Pausen nichts miteinander zu tun.“
Von acht bis sechzehn Uhr fand der Unterricht statt. In den Nachmittagsstunden wurden Sport- und Haushaltskurse gegeben. Die Sporthalle steht noch samt Klettermobiliar. Auf dem Pausenhof haben sich Flora und Fauna breitgemacht, und auch der anliegende Tennisplatz ist zugewuchert. Sämtliche Eingänge und Fenster sind mit Blechen verbarrikadiert. Immer wieder gibt es hier Polizeieinsätze, weil sich Menschen Zutritt verschaffen.
„Ich kann nicht glauben wie es hier jetzt aussieht“, sagt Louesse, als er den langen Flur von Raum zu Raum wandert. Plötzlich gibt es ein immer wiederkehrendes dumpfes Geräusch. In einem der Walloner Klassenzimmer in der ersten Etage fliegt ein Zaunkönig gegen die Fenster. Eins muss geöffnet werden: Dann fliegt der Vogel zurück in die Freiheit.