Interview

„Da ist so eine Liebe in der Luft“Rapper Eko Fresh brennt für Köln, aber eins kann er gar nicht ab

Eko Fresh mit Ehefrau Sarah Bora im Juni 2023 in Köln

Seit 2016 ist Eko Fresh mit seiner Frau, Model und Sängerin Sarah, verheiratet. Der gemeinsame Sohn kam im selben Jahr zur Welt. Sie leben in der Nähe von Köln. Das Foto zeigt das Ehepaar, das nahe Köln lebt, 2023.

Rapper Eko Fresh hat mit EXPRESS.de über Familie, große Emotionen in der Musik und das, was ihn in Köln am meisten nervt, gesprochen.

von Alexandra Miebach  (mie)

Seit 25 Jahren ist er im Musikgeschäft, macht Hip-Hop, ohne sich dabei je als Rüpelrapper gegeben zu haben. Auch als Schauspieler ist er immer wieder aktiv, spielte im vergangenen Jahr eine Gastrolle in der Neuauflage von „Pumuckl“.

Jetzt hat Eko Fresh (40) sein neues Album herausgebracht. Darauf findet sich auch eine Hymne für seine Heimatstadt Köln zusammen mit den Jungs von Brings und von den Grüngürtelrosen. Das Lied soll aber auch über die Stadtgrenzen hinaus die Hörer an das Gemeinschaftsgefühl erinnern, erzählt er uns im Interview.

Eko Fresh: Kalk und Mülheim waren immer meine Hood

Gerade ist Ihr neues Album „Elijah“ erschienen. Worauf dürfen sich die Fans da besonders freuen?

Eko Fresh: Das neue Album steht für die neue Zeit, für einen neuen Akt in meinem Leben. Es geht darum, dass ich angekommen bin – mit meiner Familie und dass ich auf eine Weise erwachsen geworden bin. Das habe ich auch in die Musik umgemünzt. Man ist von mir gewohnt, dass ich immer neue Themen in meinen Songs aufgreife und dieses Mal ist das Thema mein Leben. Viele Fans sind mit meiner Musik aufgewachsen, sie sind auch erwachsen geworden. Es ist schön, die jetzt noch mal emotional mit dem Album zu berühren, denen zu zeigen, dass das auch der Soundtrack zu ihrem Leben sein kann. Ich singe auf dem Album auch, lasse mich nicht mehr auf ein Genre beschränken.

Haben Sie auf dem neuen Album einen Lieblingssong?

Eko Fresh: Natürlich den Titelsong „Elijah“. Ich habe für den Albumtitel überlegt, welches Wort, für meine neue Ära steht und das ist der Name von meinem Sohn. Auf „Elijah“ singe ich, ich liebe die Hook und die Strophen, weil sie von ihm handeln. Es ist nicht nur mein Lieblingssong auf dem Album, sondern generell einer meiner liebsten Titel in meinem Leben.

Sie habe kürzlich den Song „Bunte Brücke“ mit Brings und den Grüngürtelrosen rausgebracht. Viele Kölner würden da wohl an die Hohenzollernbrücke denken, wegen der bunten Schlösser. Gemeint ist aber die Mülheimer Brücke. Warum gerade die?

Eko Fresh: Die erste Zeile ist „Mein Tor zur Welt war die Mülheimer Brücke“. Das ist biografisch gesehen. Ich komme aus Kalk, die Brücke war die Verbindung zum Linksrheinischen. Kalk und Mülheim waren meine Hood, ich war wie das Maskottchen dort. Das sind meine Leute, das ist meine Gegend, das trage ich im Herzen. Die Menschen dort haben mich mit zu dem gemacht, der ich heute bin.

Der Song steht auch für die Brücke zwischen den Menschen, die gerade oft nicht da zu sein scheint. Die Gesellschaft ist gespalten, auch politisch. Macht Ihnen das Sorgen?

Eko Fresh: Ich mache fast jedes Jahr einen Song über die sozialen Verhältnisse in Deutschland, manchmal auch sozialkritisch. Mit „Bunte Brücke“ wollte ich einen Impuls geben und nicht, wie sonst immer, einen Finger auf die Wunde zu legen und zeigen, was schiefläuft. Ich möchte daran erinnern, was gut läuft, was wir haben. Ich bin in meiner Karriere bisher immer der Brückenbauer gewesen zwischen Rap und Mainstream, zwischen Deutschen mit und ohne Migrationshintergrund. Die Brücke ist ein Symbol. Wir sind alle gemeinsam aufgewachsen und das wird viel zu wenig erwähnt. Daran müssen wir uns erinnern.

Kann Musik eine Rolle dabei spielen, dass die Menschen wieder mehr zusammenrücken?

Eko Fresh: Ja, Musik ist eine Superpower. Man kann sich manchmal nicht dagegen wehren, dass ein Titel einen packt – auch wenn man den Künstler nicht mag. Es gibt nichts anderes, außer Sport vielleicht, wo man sich mit Menschen erst nicht grün ist, sich aber dann in den Armen liegt.

Sie haben Sport gerade angesprochen. Wir hatten gerade die EM im eigenen Land. Die Menschen haben zusammen gefeiert, egal aus welcher Nation. Ist das ein Anfang zurück zu mehr Zusammenhalt?

Eko Fresh: Total. Ich glaube, dass Sport immer helfen kann, ein Zusammengehörigkeitsgefühl zu schaffen. Das haben wir bei der EM gesehen. Ein guter Anfang.

„Bunte Brücke“ ist eine Hymne an Köln. Was lieben Sie an der Stadt besonders?

Eko Fresh: Ich liebe besonders die Menschen. Das sind meine Leute, meine Community. Ich wohne jetzt ein bisschen außerhalb, aber immer, wenn ich in die Innenstadt oder nach Ehrenfeld oder so fahre, ist so eine Liebe in der Luft. Danach bin ich voller Energie. Köln kann einen echt aufbauen.

Gibt es auch etwas an Köln, dass Sie so richtig nervt?

Eko Fresh: Der Verkehr – darüber meckere ich regelmäßig (lacht).

Wann Eko Fresh beim Singen Weinen musste

Sie haben mit 15 angefangen zu rappen. Das ist 25 Jahren her. Was hat sich im Business verändert?

Eko Fresh: Es hat sich sehr viel verändert: Die Abläufe, Streaming ist dazugekommen. Gut ist, wenn man breit aufgestellt ist. Ich habe mich von Anfang an nicht vor anderen Genres verschlossen, habe früh auch geschauspielert. Das habe ich damals ohne Berechnung gemacht, sondern einfach, weil ich Lust hatte. Das hat man Anfang der Nullerjahre im Hip-Hop gar nicht verstanden, heute kommt mir das sehr zugute, das hat mich auch über schlechte Zeiten gerettet.

Sie waren auch Teil der aktuellen Staffel „Sing meinen Song“ bei VOX. Was war da der bewegendste Moment?

Eko Fresh: Bei der Show dabei zu sein, war ein schönes Erlebnis, eine emotionale Achterbahnfahrt. Ich habe aus den Songs der Kollegen jeweils meine Version gemacht, um Geschichten zu erzählen und meine Kollegen zu berühren. Man steht vor sechs Leuten, die alle sehr gute Musiker sind. Man singt live und es wird auch noch aufgezeichnet. Ein ganz anderes Gefühl, als wenn man vor Tausenden steht. Ich war selten so nervös wie da. Der allerschönste Moment war, die Cover meiner eigenen Songs von den Kollegen zu hören.

Und welches Cover hat Sie vor die größte Herausforderung gestellt?

Eko Fresh: „Keine Maschine“ von Tim Bendzko. Den habe ich umgeschrieben auf das Leben meines Opas, wie er sich gefühlt haben muss, als er als Gastarbeiter in den 60ern in Deutschland ankam. Er hat kein Wort verstanden, das muss schwer gewesen sein. Leider habe ich da nie mit ihm drüber gesprochen, weil er schon verstorben ist. Beim Singen musste ich mich selbst zusammenreißen, dass ich nicht weine.

Sie haben schon mit verschiedensten Künstlern zusammengearbeitet. Gibt es jemanden, mit dem Sie gerne noch arbeiten würden?

Eko Fresh: Mit Sammy Amara von Broilers. Auf ihn halte ich große Stücke, er hat eine krasse Message und ist dabei auch ein super lieber Typ.

Zurück zum Hip Hop. Da ist es gang und gäbe, dass Rapper in ihren Songs gegen andere schießen Disstracks. Wie sehen Sie das? Finden Sie, dass das dazugehört oder ist das für Sie eher kindisch?

Eko Fresh: Ich habe früher auch meine Disstracks gemacht, da war ich so Anfang 20. Ich hatte in meinem Leben, wie jeder Mensch, eine Lernkurve. Was mich vielleicht von anderen unterscheidet ist, dass ich in die Musik reingeschrieben habe, dass ich Fehler gemacht und daraus gelernt habe. Ich möchte ein positives Beispiel sein. Heute würde mich nichts mehr so auf die Palme bringen, dass ich mich hinsetze und über einen anderen einen Disstrack schreibe. Das ist heute ja auch nicht nötig, weil man ja ganz einfach über Social Media die Menschen direkt erreichen kann. Wenn dich einer stört, kann man dem auch einfach schreiben. Das muss man nicht so machen, dass das alle mitbekommen, finde ich. Ich würde das nicht machen, weil es ein schlechtes Beispiel wäre und es nicht zu meinem Alter passt. Aber im Endeffekt muss das jeder selbst wissen. Hip-Hop eignet sich gut dazu, seinen Werdegang und seine Gefühle da reinzupacken. Viele behandeln ihn aber einfach wie ein Image, dass sie vielleicht privat nur teilweise verkörpern.

Neue Musik gibt es jetzt – gibt es bald auch eine neue Tour?

Eko Fresh: Wir sind dran. Ich trete oft live auf, auf Events, Festivals, in Clubs. Ich würde gerne eine Tour mit einem langen Programm machen, einen Querschnitt aus meiner ganzen Karriere zeigen. Wir sind da in der Planung, vielleicht Anfang nächsten Jahres.

Eko Fresh: Jung us Kölle, Rapper und Schauspieler

Eko Fresh (bürgerlich Ekrem Bora) wurde am 3. September 1983 in Köln geboren. Er wuchs bei seiner alleinerziehenden Mutter in Mönchengladbach und im Kölner Stadtteil Kalk auf. Sein Vater ist der türkische Musiker Nedim Hazar. Mit 15 begann Eko zu rappen. Zwei Jahre später lernte er den Rapper Kool Savas kennen. Im Dezember 2001 veröffentlichte er seine EP „Jetzt kommen wir auf die Sachen“.

2002 folgte das Debütalbum „Der beste Tag meines Lebens“. 2003 folgte die Maxi-Single „König von Deutschland“, die Platz 15 der deutschen Singlecharts belegte. Es folgten elf weitere Alben und diverse Auftritte in Film und Fernsehen u. a. bei „Alarm für Cobra 11“, „Der Lehrer“und dem Reboot von „Pumuckl“. Eko Fresh ist seit 2016 mit Sängerin und Model Sarah Bora verheiratet. Im selben Jahr kam Sohn Elijah zur Welt. Die Familie lebt in der Nähe von Köln.