Klo-ÄrgerEntsetzen über neue Toiletten am Wiener Platz in Köln – „wie kann man es wagen?“

Zwei Männer stehen vor einer mobilen Toiletten und schauen durch große Spalte ins Innere.

Klo-Ärger am Wiener Platz in Mülheim – die neuen Toiletten haben die eine oder andere Schwäche.

Das Warten ist vorbei, jetzt ist das Entsetzen da – über die neuen mobilen Toiletten am Wiener Platz in Köln!

von Oliver Meyer  (mey)

Da hat die Stadt Köln im wahrsten Sinne des Wortes einen Griff ins Klo gemacht!

Denn die Türen der neuen Toilettenanlage auf dem Wiener Platz in Mülheim sorgen für heftige Diskussionen. Und das wohl völlig zurecht. Denn wer dort mal „muss“, darf mit Zuschauerinnen oder Zuschauern rechnen, da die Türen sowohl oben als auch unten eine große Öffnung haben.

Vor wenigen Wochen neue Toiletten an den Wiener Platz geliefert

Fast vier Jahre dauerte es, bis man bei der Stadtverwaltung endlich Handlungsbedarf sah, am Wiener Platz ein Klo zu installieren. Nicht nur, dass dort täglich 60.000 Pendlerinnen und Pendler den Platz passieren, auch die Menschen aus der Obdachlosen- und Schwertrinkerszene halten sich dort auf.

Der Klomangel machte sich vor allem in den umliegenden Grünanlagen und Nischen bemerkbar. Denn dort verrichteten viele Menschen vor lauter Not ihr kleines oder auch großes Geschäft. Nach zahlreichen EXPRESS-Reportagen wurde das Thema dann auch in der Politik diskutiert.

Für etwas Entlastung sorgte Helmut Zoch, der seinen Biergarten auf dem Wiener Platz betreibt. Auf eigene Kosten für Reinigung und Betrieb ließ er die Leute auf seine Restaurant-Toilette. „Doch das konnte kein Dauerzustand sein, denn die Kosten waren erheblich“, sagte er dem EXPRESS.

Und siehe da: Nach über vier Jahren rückte plötzlich ein Brummi mit Kran an und hob das neue WC auf den Platz. Das war vor wenigen Wochen.

Streetworker Franco Clemens, der sich mit einigen künstlerischen Ideen wie einem Klo-Sitz-Streik für das Klo engagiert hatte, war völlig von den Socken und voll des Lobes. „Es ist gut, dass die Stadt dann doch noch die Notwendigkeit erkannt und gehandelt hat. Was gut werden soll, dauert ja vor allem in Köln bekanntlich etwas länger“, lächelt er verschmitzt.

An einer öffentlichen Toilette in Köln sieht man die Füße eines Nutzers.

Auch die Füße sind zu sehen – und noch einiges mehr.

Doch er sollte nicht lange lächeln. Denn da ereilte ihn von seinem Netzwerk der vielen Obdachlosen und Hilfebedürftigen ein Hinweis, dem er sofort nachging.

Einige Klo-Nutzerinnen und -Nutzer bemängelten, dass man immer wieder Publikum habe, wenn man sich dort eingeschlossen hat. „Tatsächlich hat man an den beiden Türen unten und oben eine jeweils rund 30 Zentimeter große Öffnung gelassen“, ist Clemens entsetzt.

Bedeutet: Wenn man auf der Toilette sitzt, schauen immer wieder andere Leute ins Klo rein, ob es gerade frei oder besetzt ist. Vom gegenüberliegenden Bürogebäude der AOK kann man sogar aus den oberen Etagen fast grenzenlos ins Klo gucken.

Hier lesen: Das Klo von Köln – eklige Pinkel-Ecke direkt neben dem Rathaus

Viel schlimmer aber: der Spalt unten. Denn der lässt Studien darüber zu, welche Farbe die Unterhose des Nutzers oder der Nutzerin hat. Denn man sieht, wie die Person dort mit heruntergelassenen Hosen hockt.

Für Linda Rennings, Initiatorin bei „H.i.K. – heimatlos in Köln“, ein absolutes No-Go. Die Straßenmutti, die die Obdachlosen-Szene und dabei vor allem Frauen betreut, ist wütend: „Wie kann man es wagen, den vor allem wohnungslosen Nutzern jede Intimsphäre zu rauben? Sind das denn für die Stadt Menschen zweiter Klasse, denen man ruhig beim Klogang zugucken kann? Diese Türen gehören umgehend ausgetauscht“, fordert Rennings. Eine Fortsetzung des Klo-Ärgers dürfte sicher sein.