Kölner ErdbebenWirrwarr um Epizentrum und Stärke – jetzt gibt es Klarheit
Köln/Brühl – Es war am späten Mittwochnachmittag – um 17.40 Uhr bebte in der Region Köln die Erde (hier mehr lesen).
Ein Beben, das allerdings auch für etwas Verwirrung gesorgt hat. So gab es unterschiedliche Angaben über das Epizentrum. Das „Deutsche GeoForschungsZentrum“ (GFZ) mit Sitz in Potsdam lokalisiert das Beben in Köln-Rodenkirchen.
Das „Landesamt für Geologie und Bergbau Rheinland Pfalz“ legte sich auf die Nähe von Brühl fest.
Doch was stimmt jetzt und wo lag das Epizentrum?
Für Klarheit sorgt der „Geologische Dienst NRW“ mit Sitz in Krefeld.
Geologe Dr. Martin Hiß: „Das Epizentrum lag in Hürth. Das hat die Auswertung der Daten der Messstation in Pulheim ergeben.“ Die Daten der anderen Institute stammen von Messstationen, die viel weiter weg vom Epizentrum liegen. Deshalb die Ungenauigkeit.
Auch bei der Stärke gibt es Abweichungen. Am Mittwoch wurden Werte von 2,4 bis 3,1 auf der Richter-Skala veröffentlicht.
„Die korrekte Stärke liegt bei 2,6 auf der Richter-Skala“, weiß Hiß. Zudem habe das Beben in einer Tiefe von 15 Kilometern stattgefunden.
Das heißt, es war ein tektonisches Beben und kein Erdbeben wie man es aus dem Ruhrgebiet kennt – dort kommt es immer wieder zu Erschütterungen in stillgelegten Zechen. Diese Beben finden in viel geringeren Tiefen statt.
Wie die Seite erdbebennews.de berichtete, handelte es sich bei dem Beben am Mittwoch um das bislang stärkste in diesem Jahr in NRW.
Meldungen über Schäden gab es nicht. Verletzt wurde ebenfalls niemand. Allerdings gab es bei der Polizei einige Anrufe von besorgten Bürgern.
Immer wieder bebt die Erde im Rheinland
Immer wieder kommt es in NRW zu Erdbeben. Vor allem im Bereich Aachen ist die Erde noch sehr aktiv. Aber auch in der Region um Hürth wurden schon häufiger Erdbeben registriert. Zuletzt in den 1980er Jahren.
Erdbeben entstehen immer, wenn sich Kontinentalplatten verschieben. Und das ist in unserer Region seit Urzeiten der Fall.
Jedes Jahr verschiebt sich z.B. die Afrikanische Platte weiter um einige Zentimeter gegen die Eurasische Platte. Von Nordosten her drückt zugleich die Erd-Aktivität am Mittelatlantischen Rücken (Gebirgszug unter dem Wasser des Atlantiks) von Island her auf unsere Platte.
Europa im Zangengriff
Der Westteil Europas ist sozusagen in einem Zangengriff, wie bei einem Nussknacker. Das wirkt sich auch auf die beiden Seiten unserer Erdspalte aus. Eines Tages wird der Kontinent hier brechen.
Das Abbrechen wird nicht wie ein sauberer Schnitt aussehen. Vielmehr handelt es sich um ungleichmäßige Verwerfungen, um ein Abbrechen in Schollen.
Dabei wird zum Beispiel die westliche Scholle, also der Raum Köln, von der östlichen Scholle, dem Bergischen Land, getrennt.
Wer nun schon Köln und Düsseldorf auf zwei verschiedenen Kontinenten vor sich sieht, muss etwas Geduld aufbringen: Die Schollen bewegen sich erheblich langsamer als die Kontinentalplatten, nämlich nur etwa 0,05 Millimeter pro Jahr.
Die schlimmsten Beben in unserer Region
Die Eifel und die Niederrheinische Bucht gehören zu den aktivsten Gebieten in Deutschland. „Kleinere Beben gibt es sehr häufig. Ihre Stärke liegt aber meist unterhalb der Wahrnehmungsschwelle“, erklärt Dr. Martin Hiß.
- Das erste sicher bekannte Beben der Neuzeit fand 1640 bei Düren statt. Häuser wurden beschädigt, in Köln stürzten Schornsteine von den Dächern.
- Am 18. Februar 1756 gab es ein gewaltiges Erdbeben der Intensität 6,5 bei Düren. Häuser stürzten ein, es gab Tote. Das Beben war noch in London zu spüren. In manchen Ortschaften wagten viele nicht mehr, in steinernen Häusern zu wohnen. Wochenlang hauste die Bevölkerung ohne Rücksicht auf das Winterwetter in Strohhütten, selbst Gottesdienste wurden ins Freie verlegt. Noch bis Mai 1757 hielt die Serie der spürbaren Nachbeben an.
- 1950 und 1951 bebte die Erde bei Euskirchen und 1983 in Lüttich.
- Das bisher letzte schadenverursachende Beben war das Erdbeben von Roermond am 13. April 1992. Es hatte die Magnitude 5,9 auf der Richter-Skala und war damit das stärkste Erdbeben in Mitteleuropa seit 1756. Mehr als 30 Personen wurden verletzt, die meisten durch herabfallende Kamin- und Dachziegel. Die größten Schäden entstanden in dem Gebiet um die Stadt Heinsberg und die Ortschaften Oberbruch und Dremmen. Insgesamt wurde der Sachschaden auf 150 Millionen Mark beziffert.
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(exfo)