Fall neu aufgerolltJustiz-Irrtum! Rheinländer decken Mord auf

Das Opfer: Raven Vollrath, hier das letzte Foto, suchte sein Glück in Tirol und fand den Tod.

Düren/Jülich – Unfassbar: Ein Mord in Tirol wäre ohne die Hilfe von drei Rheinländern nie aufgedeckt worden. Ein Ehepaar aus Jülich fand die Leiche eines jungen Thüringers, ein Anwalt aus Düren rollte den Fall neu auf – und verklagt jetzt den Täter und den Staat Österreich auf 70.000 Euro Schadenersatz.

Rückblende, Dezember 2005: Um nicht von Hartz IV zu leben, hatte der damals 25-jährige Raven Vollrath in einem Hotel im Tannheimer Tal angeheuert. Er fand einen Job an einem Skilift, eine Unterkunft bei einem Freund.

Glücklich telefonierte er vor Weihnachten mit seinen Eltern – das letzte Lebenszeichen. Wochen vergingen. Der Freund, Markus H., erklärte, Raven sei verschwunden, einfach spurlos auf und davon.

Sechs Monate später die schreckliche Nachricht: Ein Ehepaar aus Jülich hatte beim Wandern in einem Flussbett seine verweste Leiche entdeckt. Unter einer Brücke, fast nackt, auf einer Matratze.

Ein Mord? Nein, ein Unfall – so die damalige Überzeugung der Staatsanwaltschaft. Ihre Theorie: Vollrath sei wohl volltrunken mit Matratze durch die Nacht spaziert, dann erfroren. Ein Justiz-Irrtum!

Denn die Eltern konnten das nicht glauben, ermittelten lange auf eigene Faust und fanden Hilfe beim Dürener Rechtsanwalt Christoph Rühlmann. Der machte so viel Wirbel, dass die Justiz in Tirol zu neuen Ermittlungen gezwungen war.

Und plötzlich gestand die Mutter von Ravens Freund: „Mein Sohn hat ihn mit einem Küchenmesser erstochen!“ Der damals 20-jährige Deutsche wurde verhaftet und in Thüringen wegen Totschlags zu acht Jahren Haft verurteilt.

Die Pannen-Serie der Polizei könnte für die Behörden Folgen haben. Anwalt Rühlmann hat jetzt Zivilklagen eingeleitet: „Wir verklagen den Täter. Und das Land Österreich wegen der schlampigen Ermittlungen, fordern an Schmerzensgeld und an Kostenaufwand für die Reisen der Eltern vor Ort insgesamt etwa 70.000 Euro.“