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Von der Bar in Köln zum Happy-Life CoachFlorian (42) arbeitet höchstens 45 Stunden im Monat

Florian Hornig sitzt auf einem Boot.

Life-Coach Florian Hornig hat sein altes Leben hinter sich gelassen.

Florian Hornig machte vor zehn Jahren einen Cut: Er trennte sich von seinen Besitztümern, gab unter anderem seine Bagel-Bar in Köln auf. Heute ist er Happy-Life-Coach und arbeitet nicht mehr als 45 Stunden im Monat.

von Andrea Kahlmeier  (ak)

Maßanzug, 100-Quadratmeter-Loft im Prenzlauer Berg, Designermöbel, tolle Motorräder. Wie man sich das Leben eines Headhunters und Karriereberaters so vorstellt. Schneller, bunter, weiter.

Doch nach einem Abenteuer-Urlaub in Marokko, vier Wochen mutterseelenallein und zu Fuß durch die Sahara, krempelte Florian Hornig (42) vor zehn Jahren sein Leben komplett um. Er arbeitet heute (aber nicht zu viel) als Happy-Life-Coach und verdient sogar richtig gut damit.

Früher Bagel-Bar in Köln, heute Happy-Life-Coach

Florian führt ein Leben, von dem er als kleiner Junge in Engelskirchen geträumt hat. Abenteuerlich, frei, sportlich, stets im Einklang mit der Natur. Ob beim Ultramarathon in den Schweizer Bergen, in fast 6000 Meter Höhe auf dem Kilimandscharo, auf dem offenen Meer in seinem liebevoll restaurierten historischen Holzboot, in einer abgelegenen Hütte in den Schweizer Bergen. Ein Pendler zwischen verschiedenen Welten, dem die ganze Welt zu Füßen liegt.

Aber: Wie kann ein Mensch, der einst in Bonn sein Landwirtschaftsstudium geschmissen hat, in Köln eine Bagel-Bar betrieb und erst in Berlin für einige Jahre richtig Geld verdiente, sich so ein abenteuerliches Urlaubsleben leisten?

Hier geht es zu unserer Umfrage:

„Ich habe mich 2013 in Deutschland von meinem ganzen materiellen Besitz getrennt, meine Wohnung aufgegeben, Mitgliedschaften in Sportvereinen gekündigt, Motorräder, Fahrräder, Designerklamotten verkauft und bin erst einmal mit einem Wohnmobil durch ganz Europa gezogen.“

Dann ging’s weiter nach Sansibar („allein der Sound dieses Wortes hat sich für mich wie Abenteuer angehört“), wo er eine Lodge aufbaute und damit begann, was ihm am meisten liegt: Menschen zuhören, verstehen, ihnen helfen, in sich hineinzuhören.

„Es gibt nicht die eine Glücksformel“, sagt der „Simplicity-of-Happiness“-Coach. „Glücklich sein kann man nicht lernen. Es geht darum zu erkennen, was man tun kann, um glücklich zu sein.“ Das beinhalte oft, sich von Dingen, Glaubenssätzen und auch Menschen zu trennen, die Kraft und Energie kosten.

Florian Hornig arbeitet nicht mehr als 45 Stunden im Monat

Was tut er selbst, um glücklich zu sein? Florian Hornig sitzt bei unserem Telefonat auf seinem Holzboot, das in einer einsamen Bucht bei Elba ankert, krault seinem Hund Django das Fell und lacht: „Ich vergesse nie, das Leben zu genießen. Wenn ich zum Beispiel im Winter in der Schweiz lebe, gehe ich morgens snowboarden, wenn die Pisten noch leer sind und setze mich nachmittags ans Laptop.“

Seine (nicht ganz billige) Beratung nehmen seit Corona immer mehr Menschen online in Anspruch. Er könnte richtig viel Kohle machen. Aber wozu? „Ich habe mir geschworen, nicht mehr als 45 Stunden im Monat zu arbeiten. So komme ich finanziell gut über die Runden. Eine Freundin hingegen arbeitet zwei Jahre als Chirurgin in einer Klinik, um sich dann für ein Jahr auszuklinken. Jeder muss seinen Weg finden.“

Entspannt: Coach Florian Hornig mit seinem Hund Django auf einem Surfbrett.

Entspannt: Coach Florian Hornig mit seinem Hund Django.

Gerade nach dem Urlaub wollen viele Menschen das Feeling verlängern. Klar, kann man sich Lavendelsäckchen unters Kopfkissen legen, den Drink, den es abends in der Taverne gab, zu Hause mixen und ein Zitronenbäumchen auf den Balkon stellen. Aber das seien nur Randerscheinungen, an die wir uns gerne erinnern, weiß der Coach.

„Das Besondere am Urlaub ist doch, dass der häufig nicht so durchgetaktet ist wie das Leben daheim. Durch Langeweile entsteht ein Raum für Entwicklung, für Kreativität. Deshalb sollten wir uns fragen: Was waren die Tätigkeiten im Urlaub, bei denen ich mich richtig gut gefühlt habe und versuchen, sie in den Alltag zu integrieren“, sagt Florian Hornig.