„9 Uhr begann der Regen“Tod von 180 Menschen – Kölner Feuerwehr mit emotionalen Worten im Netz

Ein Grabstein ragt bei einem Hochwasser knapp aus dem Wasser heraus.

Bei den Überschwemmungen im Juli 2021 kamen in NRW und Rheinland-Pfalz 180 Menschen um Leben, viele andere verloren ihre Häuser oder ihre berufliche Existenz. Das Symbolfoto wurde am 16. Juli 2021 auf einem Friedhof in Erftstadt-Liblar aufgenommen.

Die Jahrhundert-Flut 2021 hat Spuren hinterlassen. Auch bei der Kölner Feuerwehr, die sich in einem emotionalen Post zu Wort meldete.

von Thomas Werner  (tw)

Es sind drei Jahre vergangen. Und doch haben sich die Bilder quasi unwiderruflich in unser Gedächtnis eingebrannt. Tief „Bernd“, das die Jahrhundert-Flut brachte, feiert traurigen Geburtstag.

Am 14. Juli 2021, also am Sonntag (14. Juli 2024) genau vor drei Jahren, sorgten starke Regenfälle und nicht funktionierende Warn-Mechanismen für eine Jahrhundert-Flut in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz. Die Bilder, besonders aus Erftstadt (bei Köln) und dem Ahrtal gingen um die Welt.

Hochwasser 2021: Kölner Feuerwehr erinnert sich in emotionalem Post

Köln kam im Gesamtbild glimpflich davon, auch wenn die Feuerwehr mit fast 4000 Einsätzen die wohl forderndsten Tage ihrer Geschichte erlebte. Drei Jahre später hat die Kölner Feuerwehr am Sonntag mit einem emotionalen Post bei Facebook an die Tragödie 2021 erinnert.

„Gegen 9 Uhr begann heute vor drei Jahren der Regen, der erst zwölf Stunden später wieder aufhören sollte“, schreibt die Feuerwehr. „Zurück bleiben überflutete Straßen, Keller, Wohnungen.“

Schnee, Tornado, Blutregen

So verrückt kann das Wetter in Köln spielen

In der Westhovener Aue beschädigte ein Tornado  zahlreiche Bäume. Ein Baumteam des Grünflächenamtes der Stadt beseitigt die Schäden des Sturms.

Am 21. Dezember 2023 kam es in Köln zu einem seltenen Wetter-Phänomen: Sturmtief Zoltan fegte durch die Stadt, im Stadtteil Poll bildete sich sogar ein Tornado. Beispielsweise in der Westhovener Aue wurden zahlreiche Bäume entwurzelt, in Poll wurden Autos beschädigt oder Häuser abgedeckt. Die Kölner Feuerwehr musste an diesem Donnerstag zu mehr als 300 Einsätzen ausrücken.

Menschen Rodeln im Kölner Beethovenpark.

Ein Schnappschuss aus einem beliebten Skigebiet? Nein, ein Foto aus dem Beethovenpark in Köln-Sülz. Am 17. Januar 2024 fielen mehrere Zentimeter Schnee in Köln, viele Menschen nutzten den seltenen Anblick für einen Ausflug ins Freie. Aber warum sind die Schneefälle in Köln eigentlich so rar gesät? Dr. Volker Ermert, ein erfahrener Kölner Diplom-Meteorologe, erläutert diesen Umstand genauer: „Da Köln von Mittelgebirgen umgeben ist, erlebt die Stadt manchmal einen leichten Föhneffekt. Dieser entsteht, wenn Luftströmungen von der Eifel oder dem Bergischen Land in die Kölner Bucht strömen. Über den Mittelgebirgen verlieren diese Luftströmungen teilweise ihre Feuchtigkeit und führen in der Bucht zu höheren Temperaturen.“

Niedrigwasser in Köln mit Blick auf den Dom.

In den Sommermonaten sinkt der Pegel des Rheins erfahrungsgemäß. Der niedrigste Pegelstand aller Zeiten wurde am 23. Oktober 2018 gemessen, als er gerade einmal 67 Zentimeter hoch war. Im Durchschnitt liegt der Kölner Pegelstand bei 2,97 Meter. Das Foto wurde am 20. Juni 2022 aufgenommen, als der Rhein einen Pegel von 1,79 Meter hatte.

Hochwasser in der Kölner Altstadt, der Rhein läuft über das Ufer.

Es geht aber natürlich auch andersherum: Regelmäßig kommt es in Köln auch zu Hochwasser. Der höchste jemals gemessene Stand des Rheins am Pegel Köln wurde am 27. und 28. Februar 1784 mit 13,84 Metern erreicht. In jüngerer Zeit stieg der Rhein 1926, 1993 und 1995 jeweils auf 10,63 Meter bis 10,69 Meter.

Passanten nahmen den Nebel über den Türmen der Kathedrale als Feuerqualm wahr und alarmierten die Feuerwehr. Beim Eintreffen stellten die Einsatzkräfte schnell fest, es handelt sich um Nebel, somit war es ein Fehlalarm.

Bei dichtem Nebel oder tief stehenden Wolken ist es am Kölner Dom bereits mehrfach zu Einsätzen der Feuerwehr gekommen. Anwohnerinnen und Anwohner meldeten sich mit großer Sorge, weil sie dachten, das Kölner Wahrzeichen steht in Flammen. So beispielsweise am 29. Januar 2021. Beim Eintreffen der Einsatzkräfte wurde dann jedoch schnell klar: Es handelt sich um ein Natur-Schauspiel, Fehlalarm!

41 Grad zeigt die Anzeige von der Sophien-Apotheke um 13.38 Uhr auf der Venloer Str. 528 in Ehrenfeld an.

Der heißeste Tag, der jemals in Köln gemessen wurde, war der 25. Juli 2019. An der Wetterstation in Köln-Stammheim wurden damals 41,1 Grad gemessen. Es war der einzige Tag seit Beginn der Wetteraufzeichnungen, an dem in Köln die 40-Grad-Marke geknackt wurde. Auf Platz 2 und 3 folgen der 26. Juli 2019 (39,8 Grad) und der 24. Juli 2019 (39,2 Grad).

Eiszapfen hängen unter der Hohenzollernbrücke.

Es geht aber auch ganz anders: Der kälteste Tag, der jemals in Köln gemessen wurde, war der 14. Januar 1985. An der Wetterstation am Flughafen Köln/Bonn wurden in der Nacht damals minus 23,4 Grad gemessen. Im Vergleich zum heißesten Tag in Köln ist das ein Temperaturunterschied von 64,5 Grad. Das Symbolfoto wurde am 11. Februar 2021 aufgenommen.

Ein parkendes Auto ist mit Staub bedeckt.

Auch in Köln immer wieder zu beobachten: Der Sahara-Staub, im Volksmund auch „Blutregen“ genannt. Durch entsprechende Windverhältnisse werden immer wieder Sandkörner und Staub aus der Sahara bis nach Europa transportiert. Die Folge: Bei Regen fällt das Mitbringsel aus der afrikanischen Wüste zu Boden und verdreckt beispielsweise Autos mit einem rötlichen Staub – wie auf diesem Foto vom 9. November 2020.

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Auch zwei Menschen in Köln sterben, sie gehören zu den 180 Personen, die in NRW und in Rheinland-Pfalz wegen der Flut ihr Leben ließen. Tausende werden zudem verletzt, verlieren ihr Haus, anderes Hab und Gut, viele sogar ihre ganze Existenz.

„Nachdem sich die Lage in unserer Stadt langsam entspannt, leisten die Einsatzkräfte im Umland verstärkt Hilfe“, heißt es im Rückblick der Kölner Feuerwehr. Über Tage und Wochen machen sich Menschen aus der Stadt in die Flutgebiete auf, packen mit an, leisten auch emotional Schützenhilfe.

„Zunächst werden beide Hubschrauber und die Strömungsretter entsandt, in den folgenden Tagen auch mehrere Einheiten der Freiwilligen Feuerwehr, die u.a. in Erftstadt, Ahrweiler und im Kreis Euskirchen Hilfe leisten“, bilanziert di Feuerwehr.

Die Bilanz liest sich heftig: 18.382 Einsatzstunden leistet die Feuerwehr Köln während und in Folge von „Tief Bernd“. 14.745 Stunden davon ist allein die Freiwillige Feuerwehr im Einsatz.

Und heute: Während die Aufbauarbeiten, vor allem im Ahrtal, schleppend vorankommen, hat NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst die Flut zum Jahrestag als Anlass genommen, das Thema Klimaschutz nach vorne zu stellen. „Die Hochwasserkatastrophe mahnt uns, beim Klimaschutz voranzukommen und jetzt die richtigen Weichen zu stellen“, sagte Wüst zum Jahrestag am Sonntag der Deutschen Presse-Agentur.

Die Flut 2021 habe unvorstellbares Leid verursacht und ein fürchterliches Ausmaß der Zerstörung hinterlassen. „Die Verluste und die für immer in unsere Gedanken eingebrannten Bilder der ungebremsten Kräfte der Natur haben uns, unser Land und unsere Identität geprägt.“ (mit dpa)