Am Karnevalsdienstag fand in der Kölner Südstadt ein Friedenszoch mit rund 150 Personen statt. Pfarrer Hans Mörtter ging mit einer besonderen Botschaft voran.
Einmaliger Zoch150 Kölsche versprühen „Lebensenergie auf Südstadt-Art“ – sogar mit Strüßjer
Die Südstadt ist bunt, in diesen Tagen besonders blau und gelb – und sie lässt sich nicht kleinkriegen. Das zeigte einmal mehr der Karnevalsdienstag (1. März 2022) im Kölner Veedel.
Der Südstadtzug war zwar offiziell abgesagt worden, doch schon im Januar rief Pfarrer Hans Mörtter (66) mit der „AG Südstadtzug“ dazu auf: „Der Karnevalsdienstag soll unser bleiben. Wir werden zeigen, dass es uns noch gibt. In kleinen Gruppen lassen sich auch Kamelle und Strüßjer schmeißen.“ Und auch die Kriegsnachrichten aus der Ukraine änderten diesen Plan nicht. Im Gegenteil.
Nach der überwältigenden Friedensdemo in Köln an Rosenmontag (28. Februar 2022), wurde auch der Südstadtzoch als Friedenszoch angemeldet. Rund 150 Jecke versammelten sich gegen 13.30 Uhr an der Lutherkirche, um den Zugweg durch ihr Veedel bis zum Platz an der Eiche zu laufen.
Friedenszoch zieht durch die Kölner Südstadt
Es traf sich eine bunte Mischung aus Kindern und Erwachsenen in bunten Kostümen, mit blauen und gelben Luftballons als Zeichen der Solidarität mit der Ukraine. Und zum ersten Mal im gebeutelten Karneval 2022 gab es sogar einige Kamellen und Strüßjer.
Vereinzelte Menschen standen an der Merowingerstraße, am Chlodwigplatz und auf der Severinsstraße und schauten der Sonder-Edition des Zochs zu – und erfreuten sich an der ein oder anderen Schokoladentafel.
Der Pfarrer der evangelischen Lutherkirche wollte mit dem Friedenszoch durch die Südstadt ein ganz besonderes Zeichen setzen. „Mit dem, was wir heute tun, senden wir gute Lebensenergie in die Südstadt und in die Welt. Wir denken an alle Menschen in der Ukraine und auch in Russland, die Angst haben. Lebensenergie auf Südstadt-Art“, lautete sein Statement.
Zur Begrüßung rief er allen Teilnehmerinnen und Teilnehmer zu: „Wir leben noch. Wir sind heute das fröhliche und gute Zeichen für den neuen Karneval 2023.“
Kölner Südstadt setzt mit buntem Zug ein Zeichen gegen Angst
Und fast hätte die fröhliche und bunte Stimmung so wirken können, als gäbe es weder Corona noch Krieg. Die blau-gelben Landesfarben der Ukraine und die gebastelten „Krieg ist doof“-Plakate der Südstadt-Kinder machten den Anlass des Friedenszochs am Karnevalsdienstag 2022 aber sehr präsent.
Und auch die Anzahl der Demonstrierenden unterstrich die Botschaft des Tages. „Im vergangenen Jahr waren wir sechs Leute, die einfach so ohne Karnevalszug durch die Südstadt gelaufen sind, um trotz Corona gute Stimmung zu verbreiten“, erinnert sich Mörtter an den Karnevalsdienstag 2021, der aufgrund der Pandemie ebenfalls ohne den normalen Zoch vonstattenging.
Diesmal waren es 150 Personen, die sich am Ende des Zugwegs auf dem Platz an der Eiche trafen. Auch das, wie gewohnt. Nur die Stunksitzungs-Band „Köbes Underground“ fehlte. Die Musikgruppe hatte der Südstadt im Anschluss an den Zug sonst immer ordentlich eingeheizt.
Dafür machten aber andere Menschen Musik. „Zusammenhalten und keine Depressionen. Und keine Angst in den Hosen“, war hier das Motto, ausgegeben von Hans Mörtter.
Am Abend wird es dann aber auch in der Südstadt etwas besinnlicher. Um 22.30 Uhr findet eine „Nubbelverbrennung“ im Atrium der Lutherkirche statt. Dann sei Tiefgang angesagt und vor allem Solidarität mit der Ukraine, so der 66-jährige Pfarrer.