In KnastkücheBeamter (43) der JVA Köln soll Gefangene sexuell missbraucht haben

Blick durch Gitterstäbe auf Mauer und Wachtürme der JVA Köln.

In der JVA Köln soll ein Beamter eine Gefangene sexuell missbraucht haben.

Sex-Beben hinter Gittern: Ein Beamter der JVA Köln steht wegen sexuellen Missbrauchs Gefangener vor Gericht.

von Iris Klingelhöfer  (iri)

Köln. Ein Beamter (43) der JVA Ossendorf ist wegen sexuellen Missbrauchs Gefangener angeklagt. Am Donnerstag, 22. Juli, musste sich der Mann vor dem Amtsgericht verantworten. Der Prozesstag lief bis gegen 19 Uhr und endete nach den Plädoyers ohne Urteil.

Dem 43-Jährigen wird sexueller Missbrauch in zwei sowie sexuelle Belästigung von Gefangenen in drei Fällen vorgeworfen. Tatzeitraum: zwischen 21. August und 6. Oktober 2019. Auch einvernehmlicher Sex zwischen JVA-Mitarbeitern und Gefangenen ist strafbar. Neben einer Freiheitsstrafe droht dem Angeklagten auch der Verlust des Beamtenstatus.

Die Vorwürfe sind heftig. Doch vieles deutet auf einen Freispruch hin.

JVA Köln: Ein mutmaßliches Opfer wollte unbedingt verlegt werden

Laut Anklage soll es zur ersten Tat gekommen sein, als im Frauenhaus eine Gefangene gerade ins Hafthaus 15 verlegt worden war. Weil sie unbedingt zurück ins Hafthaus 17 wollte, wo sie herkam, bat sie den angeklagten JVA-Beamten um Hilfe. Am 21. August 2019 führte er sie dann laut Anklage durch den Zellenbereich zur Küche, wo es zum Oralverkehr gekommen sein soll. Der JVA-Beamte soll anschließend versprochen haben, der Gefangenen bei der Rückverlegung zu helfen.

Die Frau kam tatsächlich zurück ins Haus 17, wo es im September 2019 zu einem weiteren sexuellen Missbrauch gekommen sein soll. Sie soll den Angeklagten in seinem Büro mit der Hand befriedigt haben.

Kölner JVA-Beamter schweigt im Prozess vor Amtgericht

Im Oktober soll der Wärter dann sexuell übergriffig geworden sein. So soll es mit derselben Frau zu einem Zungenkuss gekommen sein. Eine andere Gefangene soll er begrapscht haben, als er ihr half, einen Essenswagen in die Küche zu bringen. Ein anderes Mal soll er sein Geschlechtsteil an sie gedrückt haben, als sie sich beim Putzen eines Büros über einen Wischeimer beugte.

Im Prozess schwieg der 43-Jährige zunächst. Im Ermittlungsverfahren hatte er aber die Vorwürfe bestritten.

Freispruch vor Kölner Gericht, weil Opferanwältin Anklage weitergab?

In ihren Plädoyers forderten dann nicht nur die Verteidigung, sondern auch die Staatsanwaltschaft einen Freispruch. Hintergrund: Die Gefangene, die von dem Angeklagten sexuell missbraucht und belästigt worden sein soll und in dem Prozess als Nebenklägerin auftritt, kannte die Anklageschrift – durch ihre Opferanwältin!

Sie habe die Anklage auch immer noch auf ihrer Zelle, erzählte sie im Prozess. Der Vorsitzende Richter wies in deutlichen Worten daraufhin, dass das problematisch sei. Für das Gericht ist es dadurch schwierig, die Aussagequalität des mutmaßlichen Opfers zu bewerten. Was ist ihre eigene Erinnerung oder was ist aus der Anklageschrift eingeflossen?

Auch bei den angeblichen sexuellen Belästigungen der zweiten Gefangenen galt es zu bewerten, ob die Berührungen wirklich sexuell motiviert waren oder es nur aufgrund der räumlichen Enge dazugekommen war. Das Urteil gegen den JVA-Beamten soll nun am Donnerstag, 29. Juli, fallen.