Ein Psychiater hat am Landgericht Köln im Prozess gegen Thomas Drach ein deutliches Urteil über den Angeklagten gefällt.
Weitere Straftaten?Gerichts-Gutachter in Köln mit heftigem Urteil über Thomas Drach

Copyright: dpa
Dem Angeklagten Thomas Drach, hier im Februar 2022 mit seinem Anwalt Andreas Kerkhof, droht eine Freiheitsstrafe mit möglicher anschließender Sicherungsverwahrung.
Nachdem der Prozess gegen den früheren Reemtsma-Entführer Thomas Drach (62) zuletzt eher wegen Pannen in die Schlagzeilen geriet (u.a. wurde Drach in seiner Gefängniszelle vergessen, statt zum Gericht gebracht zu werden), stand am Donnerstag (9. März 2023) ein wichtiger Termin auf dem Plan.
Im Fokus des Verhandlungstags: der psychiatrische Sachverständige, der am Landgericht seine sogenannte Legalprognose abgeben sollte. Also: Sind von Thomas Drach in Zukunft weitere Straftaten zu erwarten, sollte er auf freien Fuß kommen?
Kölner Landgericht: Gutachter stellt Thomas Drach negative Prognose aus
Die Frage ist im Prozess wichtig, da Drach bei einer Verurteilung eine Gefängnisstrafe droht. Sollten weitere Straftaten zu erwarten sein, wird eine anschließende Sicherungsverwahrung wahrscheinlicher.
Die Prognose des Sachverständigen ist klar: Er erwarte von Drach auch in Zukunft schwerwiegende Straftaten, sollte er die Chance bekommen.
Nehmen Sie hier an unserer EXPRESS.de-Umfrage teil:
Der 62-Jährige verfüge über eine in seinem Lebenslauf „tief verwurzelte Delinquenz“ (Neigung, legale Grenzen zu überschreiten, d. Red.), sagte der Sachverständige. Darüber hinaus habe er „narzisstische und dissoziale Persönlichkeitsanteile“, die zwar keiner Persönlichkeitsstörung entsprächen, aber dennoch stark ausgeprägt seien.
Auffällig sei auch, dass der aus „gutbürgerlichen Verhältnissen“ stammende Drach mit seinen mittlerweile 62 Jahren nie wirklich für seinen Lebensunterhalt gearbeitet habe. Vielmehr habe er von einem „luxuriösen Leben“ geträumt, das er sich durch Begehung von Straftaten habe ermöglichen wollen.
Thomas Drach wurde 1996 mit der Entführung von Jan Philipp Reemtsma bekannt
Ein persönliches Gespräch mit dem Psychiater hatte Drach abgelehnt. Für sein Gutachten bezog sich der Sachverständige auf Gerichtsakten sowie in der Vergangenheit gegen Drach ergangene Urteile.
Im aktuellen Prozess, der seit Februar 2022 läuft, werden Drach vier Raubüberfälle auf Geldtransporter in Köln, Frankfurt am Main sowie im hessischen Limburg zur Last gelegt.
Zudem wird ihm versuchter Mord vorgeworfen. Drach soll bei zwei Überfällen auf Geldboten geschossen und diese erheblich verletzt haben.
Bekannt wurde Drach 1996 mit der Entführung des Tabakkonzernerben Jan Philipp Reemtsma, den er erst nach einer Lösegeldzahlung wieder frei ließ. Später kam es zur Anklage, im Jahr 2000 war Drach zu vierzehneinhalb Jahren Haft verurteilt worden. (tw, mit dpa)