Gestatten, Familie Kölsch!Diese Namen sind Heimat pur

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Familie Kölsch auf dem Sofa mit dem entsprechenden Kölner Nationalgetränk: Kimberly, Chantal, Mirja, Anton-Dieter, Lieselott und Khira Kölsch (von links) – klingt das nicht
Köln – Stolz,’ne Kölsche zo sin“ trifft bei dieser Familie 100-prozentig zu – auf dem Klingelschild steht’s geschrieben: Hier wohnt tatsächlich Familie Kölsch! Familienoberhaupt Anton-Dieter Kölsch (64), geboren an der Mosel bei Cochem, verschlug es mit neun Jahren an seinen Bestimmungsort.
Er hatteaber einen schweren Start in Köln:„Als ich in Deutz zur Schule ging,wurde ich wegen des Namensgehänselt.“ Später war seine Ehefrau Marion Liselott Kölsch, geborene Müller (62, gebürtige Kölnerin), beim ersten Date gar nicht so angetan, als sie den Namen ihres Zukünftigen hörte: „Ich dachte zuerst, er veräppelt mich.Dann fand ich’s gut.“
Denn mit dem Namen erlebt man einiges: In Kneipen haben sie schon Frei-Kölsch spendiert bekommen.Oder es gab lustige Anrufe: „Mich hat mal jemand angerufen, der hieß«Korn» und fragte, ob ich ein Kölsch-Korn mit ihm trinken gehen möchte“, schmunzelt Dieter-Anton.
Tochter Mirja (42) wollte sich trotzHochzeit nicht vom Familiennamen trennen: „Als ich geheiratet habe, wollte ich weiterhin nur Kölsch heißen. Aber das gingnicht.“ Jetzt trägt sie den Doppelnamen „Kölsch-Maurer“.
Was Opa einst in der Schule erlebte, kennen dieKölsch-Kinder dagegen nicht:Kimberly, (16), Chantal (11) und Keira (8) sindfroh über ihren Namen und können mit Fug und Recht behaupten: „Ich bin ein Kölsch!“ In der Schule macht auch keiner Scherze.„Es ist cool“, sagt Kimberly.
Insgesamt tragen in Köln 36 Personen den Namen Kölsch, 33 tragen einen Doppelnamen mit Kölsch.
…und wir sind Köln
Wer hätte das gedacht: Den Namen „Kölner“ gibt es in Köln gar nicht! Und auf den Namen „Köln“ sind nur zwei Personen gemeldet, imGreven´s Adreßbuch-Verlag gibt’s gar keinen Eintrag. Um einen Herrn Köln auch wirklich zu treffen, mussten wir sogar die Stadt verlassen.
Nomen est omen gilt hier nicht: Familie Köln kommt nämlich gar nicht aus der Rheinmetropole, sondern aus Hürth-Kendenich und dem Umland! 20 Personen sind sie, drei Generationen „Köln“. Manche wohnen in Brühl, Hürth-Fischenich, aber der Großteil stammt aus Hürth. Dieter Köln (53) mutmaßt über einer Verbindung zur gleichnamigen Stadt: „Der Großvater des Großvaters, der kam wohl aus Köln. Er war ein Straßenmusikant.“
Typisch „Köln“ ist, dass viele – wie Hans-Joachim (51) – in Hürth geboren, aufgewachsen und geblieben sind. Doch es gibt sie auch, die „Köln“-er, die eine Beziehung zur Stadt haben: Andreas (21) arbeitet bei der Sparkasse KölnBonn, wurde im Krankenhaus in Köln-Lindenthal geboren. Auch Wilma (50) ist gebürtige Kölnerin. Und Iris (51) arbeitet bei der Universitäts- und Stadtbibliothek der Uni Köln. Thomas (23) studiert dort.
Eines haben allerdings alle gemeinsam: Sie sind stolz auf ihren Namen. Manuel (19): „Ich musste schon 300-mal meinen Perso zeigen, weil die Leute es nicht glauben wollten, das ich so heiße. Ich habe damit nur Gutes erlebt.“ Deswegen will Spross Sarah (19) den Namen gar nicht mehr hergeben, selbst wenn sie mal heiratet: „Der Nachname wird behalten. Gerade hier, so in der Nähe der Stadt.“