Mit dem Abschied von Udo Müller endet im Kölner Hänneschen-Theater eine Ära. Weitere Abschiede sind bereits beschlossene Sache.
Ära endet nach 32 JahrenKölner Urgestein nimmt Abschied: „Es hat mir immer viel bedeutet“

Copyright: Daniela Decker
Hänneschen-Legende Udo Müller geht in den Ruhestand. Seit 1991 füllte er „Tünnes“ mit Leben.
Paukenschlag im Hänneschen: Am 29. Oktober endet in Kölns Kult-Theater eine Ära. Puppenspieler, Autor, Regisseur und stellvertretender Intendant, Udo Müller (62), geht nach 32 Jahren in den Ruhestand.
Für das beliebte Theater stehen noch weitere Abschiede an. Auch Jacky von Guretzky-Cornitz (Hänneschen, seit 1980), Charly Kemmerling (Speimanes, seit 1986) und Jupp Schönberg (Besteva, seit 1992) verlassen das Ensemble bis Ende 2024 zu unterschiedlichen Zeitpunkten. Müller macht im Oktober 2023 den Anfang.
Hänneschen-Theater in Köln: Udo Müller geht nach 32 Jahren in den Ruhestand
Über zwei Jahrzehnte verkörperte Müller eine der Hauptfiguren, den Tünnes. Im EXPRESS.de-Gespräch lässt Udo Müller die vergangenen 32 Jahre Revue passieren.
So wie seine Figur Tünnes ist auch Müller ein waschechtes Original, aber aus Frechen. War der Beruf als Puppenspieler ein Kindheitstraum? „Überhaupt nicht.“ Der heute 62-Jährige war zwar Amateurschauspieler, aber gelernter Automechaniker und landete beim TÜV.
Hier an unserer EXPRESS.de-Umfrage teilnehmen:
„Dort habe ich so viele Tünnese kennengelernt, die mir das Hänneschen machen wollten, dass mir irgendwann ein Licht aufging“, scherzt Müller. Durch seine Mitgliedschaft im Altermarkspielkreis war der Weg zum Hänneschen-Theater nicht weit: „Als ich zum ersten Mal einen Blick hinter die Kulissen werfen durfte, stand für mich fest: Dat is et.“
Schon 1991, kurz nach seiner Premiere, übernimmt er im Kinder-Weihnachtsstück die Rolle des Tünnes. „Seitdem ist mir das Kerlchen mit seiner Bauernschläue so richtig ans Herz gewachsen.“
Auch Pannen während der Proben und Aufführungen galt es zu überstehen. Müller: „Ich werde nie vergessen, wie bei einer Klopperei zwischen einem Chinesen – er konnte Kung-Fu – und dem Schäl sich mitten im Stück der Kopf vom Pin löste und über die Britz direkt ins Publikum flog. Erwin Heinezick hat dann gerufen: ‚Ich bruche keine Kopp, ich bin städtisch.‘ Ein wunderbarer Seitenhieb auf unsere Stadtverwaltung. In solchen Momenten zeigt sich: Puppenspieler im Hänneschen ist kein Beruf, sondern eine Berufung.“
Feuer-Alarm im Kölner Hänneschen: Kuriose Anekdoten aus 32 Jahren
Unvergessen auch das Erlebnis mit der Kölner Feuerwehr. Für ein Stück, bei dem ein Haus in Flammen aufging, musste bei den Proben Qualm produziert werden. „Was wir nicht wussten: In der Salzgasse hatte ein Pizzabäcker diese dicke Rauchentwicklung gesehen und sofort entsetzt Alarm geschlagen“, so Müller. Als es später abrupt am Notausgang klopft, traut er seinen Augen nicht. Dutzende Einsatzkräfte der Feuerwehr, bereit zum Löschen. „Die ganze Markmannsgasse stand voller Feuerwehrfahrzeuge.“
Als sich as Spielchen am zweiten Probetag wiederholt, plagt Müller eine böse Vorahnung. „In dem Moment hatte ich nur im Kopf: Wenn morgen et Hänneschen wirklich brennt, dann kütt kein Minsch mie.“ Ein Gedanke, der sich zum Glück nicht bewahrheitet.
In über drei Jahrzehnten hat Udo Müller 32 Stücke für das Hänneschen Theater geschrieben. Dabei soll es nun bleiben. Auch, weil Müller sich heutzutage ausgebremst fühlt, durch Diskussionen wie diese: „Darf man das heute überhaupt noch sagen? Darf ich diesen Witz noch machen? Wir sind Kabarettisten, wir müssen den Mund aufmachen und nicht von der Zensur ausgebremst werden. Ein Grund mehr für mich, in Rente zu gehen.“
Nein, der Job im Hänneschen war kein Kindheitstraum. „Der Traum begann mit meiner ersten Rolle und dieser Traum hat mich 32 Jahre lang ausgefüllt“, betont Müller und ergänzt, sichtlich gerührt: „Es hat mir immer sehr viel bedeutet, ein Teil dieser Institution zu sein, die ein Stück Kölner Stadtgeschichte ist.“