Sie ist Studentin in Köln und kämpft mit ihrer Partei für soziale Gerechtigkeit. Im Interview mit EXPRESS.de erzählt Sarah-Lee Heinrich über ihre Arbeit.
118.000 Menschen in Köln betroffen20 Jahre und große Pläne: Sarah-Lee will Reiz-Thema komplett umkrempeln
Rund 118.000 Kölner und Kölnerinnen beziehen laut Jobcenter aktuell Hartz IV. Deutschlandweit waren im vergangenen Jahr laut Agentur für Arbeit 3.793.336 Personen auf die Sozialleistung angewiesen. Die Kölner Studentin und Bundessprecherin der Grünen-Jugend, Sarah Lee Heinrich (20), kämpft mit ihrer Arbeit genau für diese Menschen.
Dass der jungen Politikerin das Thema am Herzen liegt, ist kein Wunder. Denn: Ihre alleinerziehende Mutter bezog Hartz IV. Das hat sie geprägt. Im Interview mit EXPRESS.de erklärt sie: „Ich dachte lange, dass meine Mutter und ich an der Armut selbst schuld sind. Erst im Politikunterricht habe ich verstanden, dass die Tatsache, dass so viele Menschen in Armut leben, kein Naturgesetz ist, sondern bewusste politische Entscheidungen.“
Kölner Studentin ist Bundessprecherin der Grünen Jugend
Damals fasste sie einen Entschluss: „Als ich erfahren habe, dass es Millionen Menschen ähnlich geht, habe ich gedacht, dass ich mich dafür einsetzen möchte, dass andere politische Entscheidungen getroffen werden“, so die 20-Jährige.
Ihr Weg führte sie also in die Politik. Die Grüne Jugend ist die Jugendorganisation von Bündnis 90/ Die Grünen. Dort ist Heinrich seit Oktober 2021 Bundessprecherin. Mit ihrem Team arbeitet sie an ihrer Vision.
„Es muss möglich sein, dass wir einen Arbeitsmarkt haben, der es allen Menschen möglich macht, nicht in Armut leben zu müssen. Ich setze mich für eine Politik ein, in der die Interessen der Arbeitnehmenden, derjenigen, die soziale Nöte haben, im Mittelpunkt stehen. In den vergangenen Jahren wurden viel zu viele Menschen im Stich gelassen“, sagt Heinrich.
Für die Umsetzung dieses Ziels hat sie einige Ideen. „Jobcenter sollten angenehme Orte sein. Der Mensch soll in den Mittelpunkt gestellt werden. Es darf nicht davon ausgegangen werden, dass alle, die dorthin kommen, böse Intentionen haben oder Sozialschmarotzer sind. Menschen sollten dort beraten werden und die richtige Weiterbildung finden. Es sollte nicht nur darum gehen, in den nächstbesten Job zu kommen, der schlecht bezahlt ist, sondern darum, den Menschen zu helfen, in ihrem Leben weiterzukommen.“
Die 20-Jährige fordert: „Es sollte einem zum Beispiel einfacher gemacht werden, eine therapeutische Behandlung zu bekommen. Viele Menschen, die arbeitslos sind, tragen einen enormen psychischen Ballast mit sich herum, weil Armut einfach krank macht.“ Mit ihrer Politik gehe es ihr um eine Änderung des gesamten Systems, wie sie erklärt.
Kölnerin kämpft für Millionen Menschen in Deutschland
Sie nennt eine These: „Mit Hartz IV hat man versucht, Arbeitslosigkeit so unangenehm wie möglich zu gestalten. In einer Notlage nehmen Menschen jeden Job an. Es gibt aber viele sehr schlechte Jobs auf dem Arbeitsmarkt. Das sorgt dafür, dass Menschen aus Angst Jobs annehmen, die sich im Niedriglohnsektor befinden. Um diese Spirale zu durchbrechen, müssen wir den Niedriglohnsektor austrocknen und Hartz IV abschaffen.“
Zu der Abschaffung gehören verschiedene Ansätze. „Die finden sich bis jetzt nicht in den Plänen der Bundesregierung wieder“, kritisiert die Wahl-Kölnerin. Ein wichtiger Punkt sei dabei das Geld. „Die Regelsätze befinden sich unter dem Existenzminimum. Bis jetzt hat die Bundesregierung nicht wirklich ein Vorhaben geäußert, daran etwas zu ändern“, konstatiert Heinrich.
Unter anderem dafür kämpft die Grüne Jugend. Auf Instagram bezeichnet sich Heinrich als „Aktivistin für soziale Gerechtigkeit“. Und das spürt man. Im Interview wird ihr Tatendrang deutlich. Neben ihrem Job als Politikerin studiert Heinrich an der Uni in Köln Sozialwissenschaften. In die Stadt hat sie sich verliebt.
„Köln hat die perfekte Größe, ich finde es schön, wie unterschiedlich das Leben in den Veedeln ist. Die Menschen sind so herzlich und natürlich liebe ich Karneval. Wenn ich auf dem Heimweg im Zug sitze und den Dom sehe, geht’s mir einfach gut“, schwärmt sie. Sie ist stolz, dass sie mit 20 Jahren ihre Traumstadt gefunden hat.