Nach 49 Jahren EheHürther erwürgt Frau beim Spülen, das Urteil überrascht
Köln/Hürth – Es sei eine gute Ehe gewesen, im Dezember hätte das Paar aus Hürth die Goldene Hochzeit gefeiert. „Aber dazu ist es leider nicht mehr gekommen“, sagte der Rentner (70) am Dienstag auf der Anklagebank sitzend im Kölner Landgericht. Dem früheren Großhandelskaufmann wurde heimtückischer Mord vorgeworfen; er hatte seine Frau mit einer Wäscheleine erwürgt.
Nun ist das Urteil gefallen: Nicht lebenslang, sondern lediglich sieben Jahre muss der Senior ins Gefängnis. Der Vorsitzende Richter ging aufgrund der schlechten gesundheitlichen Verfassung des Angeklagten von einer verminderten Schuldfähigkeit aus.
Hürth: Rentner erwürgt Ehefrau mit Wäscheleine
Am Morgen des 31. März dieses Jahres habe der Senior den Plan gefasst, seine Ehefrau zu töten. „Er schnitt ein Stück von einer Wäscheleine ab und testete es auf seine Reißfestigkeit“, hieß es in der Anklageschrift der Kölner Staatsanwaltschaft. Er habe mit seiner Gattin (70) noch gefrühstückt, sich dann von hinten angeschlichen, als sie in der Küche das Geschirr gespült hatte.
Der Mann legte seiner Frau die Wäscheleine um den Hals, worauf die Gattin sich heftig wehrte. „Sie drehte sich um, kratzte ihren Mann und konnte sich losreißen“, so der Staatsanwalt. Die 70-Jährige könnte noch zur Haustür laufen, diese aufreißen und um Hilfe rufen. Doch der Ehemann zerrte sie in die Küche zurück; und drosselte seine Frau, bis sie sich nicht mehr regte.
Frau in Hürth getötet: Mann schluckte 100 Tabletten
Den Leichnam legte der Angeklagte im Schlafzimmer des gemeinsamen Hauses in der Bahnstraße ab, dann schluckte er laut Anklageschrift wahllos 100 Tabletten und legte sich zum Sterben auf das Ehebett.
Am Nachmittag soll die Tochter das Haus betreten haben, dann kamen Polizei und Notarzt. Der Mann konnte gerettet werden und wurde in ein Krankenhaus eingeliefert.
Frau beim Spülen getötet: Mann aus Hürth gesteht die Tat
Kurz darauf erließ ein Richter einen Haftbefehl, der Rentner kam in Untersuchungshaft. In einer Polizeivernehmung gestand er die Tötung. Beim Prozessauftakt widerrief Verteidiger Oliver Kleine das Geständnis, da sein Mandant womöglich nicht vernehmungsfähig gewesen sei. An der objektiven Täterschaft bestehe aber kein Zweifel, es komme niemand anderes in Betracht.
An die Tat selber erinnere sich der Angeklagte nicht, so der Verteidiger und berichtete von einer Begegnung des Mandanten mit seinen beiden Kindern im Gefängniskrankenhaus. „Mama ist tot“, habe die Tochter gesagt, worauf der Vater geantwortet habe: „Warum, wo ist meine Frau?“ Da habe der Sohn auf ihn gezeigt, woraufhin die Kinder dem Raum verlassen hätten.
Mord in Hürth: Angeklagter liebt seine Ehefrau noch immer
„Ich habe meine Frau immer geliebt, was ich immer noch tue und ich schäme mich so für die Kinder, dass ich die ganze Familie zerstört habe“, sagte der Angeklagte. Eine depressive Phase soll die Tat ausgelöst haben, zuletzt hatte der Mann Sorgen wegen eines bevorstehenden Umzugs. „Keiner in meinem Umfeld hat verstanden, warum ich das getan habe“, sagte der Mann.
„Wie soll es denn jetzt mit Ihnen weitergehen?“, fragte der Vorsitzende Richter Peter Koerfers. „Ich will nur noch zu meiner Frau“, antwortete der Angeklagte da. Er habe am Wochenende versucht, sich das Leben zu nehmen, aber das sei in die Hose gegangen. Die JVA Köln hat ihn in einer gesicherten Zelle untergebracht.
Tochter: Habe meinen Vater noch immer lieb
Die Tochter (46) berichtete im Zeugenstand, dass sich ihr Vater wenige Monate vor der Tat verändert habe. Ihn hätten Existenzängste geplagt, mehrere Male sei er in einem psychiatrischen Krankenhaus untergebracht gewesen. „Wie stehen Sie jetzt zu ihm“, fragte der Richter.
„Er ist und bleibt mein Vater, ich habe ihn trotzdem noch lieb“, antwortete die Tochter. Ihre Mutter sei ihre Vertraute und Freundin gewesen, auch der Vater hätte sich rührend gekümmert, auch um die Enkel. „Jeder kann sich solche Eltern eigentlich nur wünschen.“