„Können es nicht mehr hören“Immer wieder die gleiche Ausrede: Kölner Tierheim macht Ärger Luft

Die amerikanische Bulldogge „Bernie“ ist angeleint und wird von vorne fotografiert.

Die amerikanische Bulldogge „Bernie“ wurde von seinen Besitzern aus Überforderung im Dellbrücker Tierheim abgegeben.

Das Kölner Tierheim in Dellbrück klagt an, dass immer mehr Menschen ihre Hunde aus Überforderung abgegeben – auch schon mal nach wenigen Tagen.

von Niklas Brühl  (nb)

Immer mehr Menschen geben ihre Hunde aus Überforderung an Tierheime ab. Diese Entwicklung haben die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Tierheims in Köln-Dellbrück in den vergangenen Monaten immer stärker beobachtet – und nun ihrem Ärger mal so richtig Luft verschafft.

„So langsam können wir es echt nicht mehr hören“, ist die klare Aussage. Einer der vielen Fälle im Kölner Tierheim ist die amerikanische Bulldogge „Bernie“. Auch der Rüde wurde wegen „Überforderung“ seiner Besitzer ins Kölner Tierheim gebracht.

Kölner Tierheim schlägt Alarm: „Das System kippt zusehends“

Tierheim-Sprecherin Sylvia Hemmerling beschreibt gegenüber EXPRESS.de, dass die Tierabgaben eben aus jenem Grund in den vergangenen Monaten extrem angestiegen sind: „Wir bekommen täglich mehrere Mails, in denen Menschen ihre Hunde abgeben wollen, weil sie mit der Erziehung oder dem Tier an sich überfordert sind – auch schon mal nach zwei, drei Tagen. Mittlerweile nicht mehr nur aus Köln, sondern aus ganz Nordrhein-Westfalen und weiteren Teilen Deutschlands.“

Das Tierheim sei keine Reparaturwerkstatt für nicht retournierbare Fehlkäufe, stellt die Sprecherin klar. „Die Zahl von unüberlegten Tieranschaffungen stieg seit der Corona-Pandemie ebenfalls. Es ist leicht, sich ohne große Hürden mal eben schnell einen Hund über Ebay anzuschaffen. Wenn es dann aber Probleme gibt, fehlt bei vielen Menschen die Bereitschaft, Zeit und Geld in die Erziehung des Tieres zu stecken“, sagt die Sprecherin.

Auch der dreijährige „Bernie“ wurde aus Überforderung abgegeben, er habe Kraft wie ein Gorilla, heißt es in einem Beitrag des Tierheims in den Sozialen Netzwerken. Man hoffe darauf, dass die Bulldogge „sich nicht in die Riege der Langzeitbewohner einreihen muss.“

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Die Tierheime hätten keine Zauberstäbe, mit denen man problematische Charaktere von jetzt auf gleich in ausgeglichene Tiere verwandeln könnte, sagt Hemmerling.

Für die Sprecherin des Kölner Tierheims muss darüber hinaus ein Umdenken stattfinden: „Das System kippt gerade zusehends und wir können einfach nicht mehr jedem aus der Patsche helfen, dessen Mail mit ‚Ihr seid meine letzte Rettung, ich hab mir da bei eBay, beim Züchter oder im Ausland einen Hund gekauft, und jetzt knurrt er die Kinder an, verteidigt seine Ressourcen oder hat gebissen‘ anfängt.“